Es sind zwei Menschen, derer seit zwei Jahren beim internationalen Fußballbegegnungsfest stellvertretend für viele Menschen jüdischen Glaubens gedacht wird: die Brüder Max und Leo Bartfeld. Sie beide waren Leipziger, Sachsen, Deutsche und Juden. Max und Leo waren erfolgreiche Kaufleute, engagiert für die Stadt Leipzig und besonders für ihren Fußballclub Bar Kochba, zu deren besonders rührigen Mitgliedern sie zählten. Beide spielten in der 1. Fußball-Herrenmannschaft, wirkten noch in anderen Sportarten des Vereins mit.

Max Bartfeld war erfolgreicher Leichtathlet und vertrat seinen Verein würdig – gegen alle Widerstände. In den 1930er Jahren agierte Max Bartfeld als erfolgreicher Zehnkämpfer wie 100-Meter-Läufer. Er gewann mehrere bekannte Pokale und Meisterschaften. Bei einem dieser Sportfeste, vor der endgültigen Machtergreifung durch das nationalsozialistische Terror- und Gewaltregime, war auch Adolf Hitler anwesend. Hitler schaute angewidert weg, als Max Bartfeld seinen Pokal überreicht bekam; er konnte es aus seinem Judenhass heraus nicht verstehen, wie ein Mensch jüdischen Glaubens einen solchen Preis gewinnen konnte.

Viele Menschen im Stadion beschimpften Max Bartfeld als Juden, ließen ihrem antisemitischen Hass freien Lauf. Doch er nahm den Pokal trotz der äußeren Umstände würdig entgegen und war stolz, dabei die Farben von Bar Kochba tragen zu dürfen.

Zur NS-Zeit eine rettende Insel in Europa für jüdische Kinder auch aus Leipzig (3. Schild, unten) - Denkmal an der Liverpool Street in London. Foto: L-IZ.de
Zur NS-Zeit eine rettende Insel in Europa für jüdische Kinder auch aus Leipzig (3. Schild, unten) – Denkmal an der Liverpool Street in London. Foto: L-IZ.de

Was ab dem Jahr 1933 folgte, waren Leid, Erniedrigung, Flucht und Unterdrückung. Zwar schafften beide Brüder Bartfeld die waghalsige Flucht aus Deutschland und konnten ihre Kinder vorerst in Sicherheit bringen. Doch die neu aufgebaute Existenz im Ausland wurde durch den Angriffskrieg Deutschlands schnell zunichte gemacht, denn wohin sie gingen – bald war in ganz Europa Krieg.

Die Flucht ging immer wieder von neuem los, je weiter die Eroberungen Deutschlands reichten. Max Bartfelds Sohn Ze’ev überlebte den Krieg schließlich in einem Erdloch in den Niederlanden. Er wurde von den Engländern befreit.

Andere Familienmitglieder wurden gefasst, unter entwürdigenden Bedingungen inhaftiert, zur Zwangsarbeit verpflichtet und schließlich ermordet oder starben unter den grausamen Bedingungen der Zwangsarbeit. Max und Leo Bartfeld stehen wie viele andere stellvertretend für die frühere große jüdische Gemeinde in der Messestadt. Für Bar Kochba Leipzig und dessen Farben Blau-Weiß ebenso, wie die beiden Farben ihrer Heimatstadt Leipzig.

 

Seit dem 7. Mai 2016 wird nun der Familie Bartfeld an der Waldstraße 8, dem ehemaligen Wohnort von Leopold „Leo“ Bartfeld, mit vier Stolpersteinen gedacht.

Vielen Dank für die inhaltliche Unterstützung und Freigabe des Textes/der Bilder an den Verein Tüpfelhausen e.V.. Informationen zum jährlichen Fußball-Begegnungsfest finden sich unter www.fussballbegegnungsfest2016.de

Zeitreise Artikelserien auf der L-IZ.de

www.l-iz.de/artikelserien/oestlich-von-leipzig-1886

www.l-iz.de/artikelserien/westlich-von-leipzig-1886

www.l-iz.de/artikelserien/leipzig-1914

In eigener Sache – Wir knacken gemeinsam die 250 & kaufen den „Melder“ frei

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Michael Freitag über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar