Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die meisten haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Doch die Zukunft vieler Kirchen ist bedroht: Dutzende von ihnen haben ihre Funktion verloren, einige sind bereits spurlos aus dem Ortsbild verschwunden. Zeit zur Erinnerung an verschwundene Kirchen auch außerhalb von Mitteldeutschland – und was mit ihnen unwiderruflich verloren gegangen ist.

Die St.-Markus-Kirche war eine evangelische Kirche im heutigen Stadtteil Berlin-Mitte. Sie stand an der nicht mehr existierenden Weberstraße in der Nähe des heutigen Strausberger Platzes, an der Grenze zu Friedrichshain. Ihr Standort ist heute von der Weydemeyerstraße überbaut.

Bei einem US-amerikanischen Luftangriff im Mai 1944 wurde die Kirche stark beschädigt. Sie wurde bei der DDR-sozialistischen Umgestaltung des Viertels 1957 gesprengt.

Geschichte

Das Gotteshaus entstand zwischen 1848 und 1855 für die Tochtergemeinde der Georgengemeinde auf dem alten Georgenkirchhof. Grundsteinlegung war am 16. Oktober 1848. Am 11. Dezember 1849 wurde das Kirchendach mit Kuppel aufgestellt.

Es folgten finanzielle Engpässe – so dauerte es mit der Einweihung bis zum 28. Oktober 1855. Die Baukosten betrugen 134.000 Talern an, davon kamen 69.000 Taler vom Berliner Magistrat und 39.000 Taler vom preußischen Staat.

1876 entstand mit Geld der Stadt das Pfarrhaus. Die Markus-Gemeinde wuchs in den Jahrzehnten nach dem Bau der Kirche so stark, dass schließlich rund 130.000 Menschen zu ihr gehörten. Daher wurde die Abgliederung von drei neuen Kirchengemeinden beschlossen, für die in der ersten Hälfte der 1890er-Jahre auch jeweils Kirchenbauten im heutigen Ortsteil Friedrichshain entstanden: die Samariterkirche an der heutigen Samariterstraße, die Auferstehungskirche an der Friedenstraße und die Lazaruskirche an der heutigen Grünberger Straße.

Das Gotteshaus diente Generationen evangelischer Christen regelmäßig zur Andacht sowie zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten als Stätte festlicher Begegnung. Sie war vertrauter, heimatlicher Treffpunkt für Taufe und Konfirmation, für Trauung, Silberne und Goldene Hochzeit und für den Heimgang Hunderter Bürger. Sie war Ort der Gemeinsamkeit für Andacht und Hoffnung, für Zuversicht und Freude, für Trauer und Leid.

Architektur

Die St.-Markus-Kirche entstand als Backsteinbau nach Entwürfen von Friedrich August Stüler vom Architekten Georg Erbkam. Der ursprüngliche Entwurf von Gotthilf Louis Runge wurde dabei deutlich verändert.

Das Gotteshaus war von bemerkenswerter und für Berlins Verhältnisse ungewöhnlicher Erscheinung: Es hatte die norditalienische Renaissance des 15. Jahrhunderts zum Vorbild: Die Kuppel und der überragende, flachgedeckte Kirchturm – beide nach dem Vorbild des Doms zu Florenz „Bramantes“ gestaltet – gaben dem achteckigen Zentralbau seine besondere Wirkung.

Vertikal mit Lisenen und horizontal mit breiten, dunklen Streifen aus Ziegeln gegliedert, folgte auf westlicher Seite der nachträglich angebaute, knapp 60 Meter hohe Glockenturm mit fünf Geschossen. Er entstand auf Wunsch von König Friedrich Wilhelm IV., der ihn teilweise finanzierte.

Der Altartisch war aus Carrara-Marmor gefertigt, der Fußboden im Altarraum aus schwarzem belgischem Marmor. Den Mittelraum im Innern trugen acht fast 13 Meter hohe Säulen aus Sandstein. Die gewölbte Kuppel mit einem Durchmesser von fast 50 Metern thronte über dem etwa 47 Meter hohen Kuppelraum.

Die Altarnische prägten Freskomalereien von August Theodor Kaselowsky, Julius Schrader und Karl Stürmer – sie zeigten den segnenden Christus und die vier Evangelisten. Die mit Sternen verzierte Kuppel trug allegorische Figuren von Engeln, geschaffen von Wilhelm Peters und Hermann Schultz. 1908 gab es umfangreiche Sanierungen und Umgestaltungen unter Federführung von Regierungsbaudirektor Julius Kohte.

Jüngere Vergangenheit und Gegenwart

Wie wohl jede andere Kirchgemeinde mit dem gleichen Schicksal wünschten sich die Christen dort das Wiedererstehen ihrer Kirche. Es blieb ein frommer Wunsch: Eine damalige gesetzliche Bestimmung ermächtigte Berlins Stadtverwaltung, von Trümmern geräumte Gelände zu verstaatlichen und mit Wohnungen zu bebauen. Nach Ansicht von Kritikern nutzte das besonders die Verwaltung in Ost-Berlin, um Kirchengemeinden zu enteignen, indem beschädigte und wiederaufbaufähige Kirchen meist gesprengt wurden.

Der wegen seiner Größe auch als „Dom des Ostens“ bezeichnete Neubau der Lazaruskirche wurde nach schwerer Beschädigung im Zweiten Weltkrieg 1949 aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse gesprengt – die Markuskirche erlitt 1957 das gleiche Schicksal.

Die heutige St.-Markus-Gemeinde ist eine Fusionsgemeinde, in der die St.- Markus-Gemeinde von damals aufgegangen ist. Nach der Zerstörung der Kirche und den politischen Veränderungen wurde das Gebiet der St.-Markus-Gemeinde Teil der St.- Andreas-Gemeinde. Der Name St. Markus verschwand damit für rund 60 Jahre aus der Gemeindelandschaft von Friedrichshain.

2006 fusioniere die St.-Andreas-Gemeinde mit der östlich angrenzenden Lazarus-Gemeinde. Die deutlich größere Fusionsgemeinde erhielt erneut den Namen St-Markus-Gemeinde. Die neue St.-Markus-Gemeinde hat keine eigene Kirche, dafür Kirchsäle in den Gemeindehäusern.

Koordinaten: 52° 31′ 11″ N, 13° 25′ 36,9″ O

Quellen und Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Markus_(Berlin-Mitte)
https://www.st-markus.berlin/logos
https://kirchensprengung.de/kirchensprengung-ostberlin

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