Die gestern begonnenen Durchsuchungen in den Objekten einer mutmaßlichen Neonazi-Familie in Colditz wurden heute ausgeweitet, die Beschuldigten dem Haftrichter vorgeführt. Außerdem haben Klimaaktivist/-innen das Jenaer Heizkraftwerk besetzt, der Leipziger Ökolöwe eine Petition gegen Motorboote auf dem Cospudener See an die Landesdirektion übergeben und das DRK ist Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Die LZ fasst zusammen, was am Mittwoch, dem 29. März 2023 in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Nach Drogen-Razzia in Colditz: Beschuldigte dem Haftrichter vorgeführt

Nach einer Großrazzia des Zollfahndungsamts im sächsischen Colditz (Landkreis Leipzig) im Bereich Drogenkriminalität am gestrigen Dienstag wurden drei Beschuldigte heute dem Haftrichter vorgeführt. Außerdem setzten die Einsatzkräfte die Durchsuchungsmaßnahmen im Colditzer Ortsteil Hohnbach fort, wo sie eine Lagerhalle aushoben, in der Marihuana im großen Stil angebaut wurde.

Bei den Beschuldigten im Alter von 35, 38 und 66 Jahren soll es sich laut übereinstimmenden Medienberichten und antifaschistischen Recherche-Blogs um Neonazis handeln. Die zwei Brüder und deren Vater sollen jeweils mehrfach vorbestraft sein, unter anderem wegen Rauschgifthandels, Körperverletzungen und Volksverhetzung.

Heute veröffentlichten die Ermittlungsbehörden zudem Fotos der beschlagnahmten Gegenstände. Unter anderem stellten die Einsatzkräfte von Polizei, Zoll und Technischem Hilfswerk 5,5 Kilogramm Crystal, 32.000 Euro Bargeld, fünf Kurz- und zwei Langwaffen sowie einen Lamborghini und einen Mercedes-Benz G-Klasse AMG sicher.

Auch Leipzig und Umland betroffen: Cyber-Angriff auf DRK-Websites

In den vergangenen Tagen haben womöglich russische Hacker-Gruppen vermehrt Websites von Staaten und NGOs lahmgelegt, die mit der ukrainischen Regierung zusammenarbeiten. Nachdem am Montag die eben erst gestartete Plattform „Ukraine Wiederaufbauen“ des deutschen Entwicklungsministeriums angegriffen wurde und deshalb für mehrere Stunden nicht erreichbar war, traf es heute die verschiedenen Online-Auftritte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Ob der heutige Cyber-Angriff tatsächlich auf russische oder zumindest mit dem Kreml sympathisierende Gruppen zurückzuführen ist, ist bisher noch unklar – anhand der kürzlichen Ereignisse allerdings naheliegend.

Am späten Nachmittag waren beispielsweise die lokalen Websites des DRK Leipzig, des DRK Muldental und des DRK Leipziger Land aufgrund der Cyber-Attacke immer noch nicht erreichbar.

„In ganz Deutschland gab es einen Cyberangriff auf Webseiten des Deutschen Roten Kreuzes“, informierte der DRK Sachsen heute Vormittag. Der zuständige Internetprovider arbeite mit Hochdruck an einer Lösung.

Petition gegen Motorboote auf dem Cossi an Landesdirektion übergeben

Der Leipziger Umweltschutzverein Ökolöwe hat heute eine Online-Petition, die eine Begrenzung von Motorbooten auf dem Cospudener See fordert, an die Landesdirektion Sachsen übergeben. Die Online-Petition hatte vor Kurzem die 10.000-Unterschriften-Marke geknackt. „Deutlich konnten wir zeigen: Die Menschen in und um Leipzig wollen nicht, dass noch mehr Motorboote über den Cossi brettern“, kommentierte der Ökolöwe die Übergabe heute.

Der Ökolöwe fordert im Namen der tausenden Bürger/-innen, dass die Landesdirektion und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sich dafür einsetzen, die unbegrenzte Zulassung von Motorbooten auf dem See zu stoppen. Außerdem soll der komplette See zum Landschaftsschutzgebiet erklärt werden.

Auch der sächsische Kanu-Verband, die Stadt Markkleeberg und der BUND Leipzig haben sich in der Debatte bisher gegen Motorboote auf dem Cossi oder zumindest für eine Beschränkung der Zulassung ausgesprochen.

Der Ökolöwe hatte die nun beendete Petition mit dem Titel „Keine Motorboote auf dem Cossi!“ im Januar gestartet. „Der Cospudener See ist an seiner Belastungsgrenze. Dennoch will die Landesdirektion Sachsen jetzt auch noch unbegrenzt Motorboote auf dem See zulassen“, hieß es im Beschreibungstext. „Dann wäre hier endgültig Schluss mit Erholung.“

Klimagruppe besetzt Heizkraftwerk in Jena

Mehrere Klimaaktivist/-innen haben am frühen Mittwochmorgen die Schornsteine des Heizkraftwerks Jena-Winzerla erklommen und ein Plakat mit der Aufschrift „Burn cars not gas“ („Verbrennt Autos, nicht Gas“) angebracht. Das Kraftwerk wird von der Thüringer Energie AG (TEAG) betrieben.

Eine Gruppe namens „Klimagerechtigkeit Jena“ postete am Vormittag Bildaufnahmen der Besetzung auf Social Media und betonte, dass sie „Wort halten“ und „Klimagerechtigkeit auf den Straßen und Schornsteinen erkämpfen“ werde.

Nachdem Polizei und Feuerwehr am Vormittag angerückt waren, kündigten die Einsatzkräfte am Nachmittag an, den Einsatz zurückzufahren. „Eine Intervention gegen den Willen der fünf Protagonisten bringt eine höhere Gefahr mit sich als die Fortsetzung der nicht angemeldeten Versammlung“, begründete die Polizei diese Entscheidung.

Hintergrund der Aktion ist der umstrittene sogenannte Klima-Aktionsplan „Jena klimaneutral bis 2025“ der Stadt Jena. Er sollte eigentlich am 22. März beschlossen werden, wurde aufgrund langer Diskussionen und zahlreicher Änderungsanträge jedoch bisher nicht abgestimmt. Die Klimaaktivist/-innen halten den Plan in keiner Form für angemessen. „Egal wie ihr abstimmt, euer Plan ist eh so lächerlich unausreichend“, hieß es vonseiten der Gruppe „Klimagerechtigkeit Jena“ vergangene Woche.

Antrittsbesuch von King Charles III. in Deutschland

Worüber die LZ heute außerdem berichtet hat:

über geplante Fahrradbügel in der Leipziger Kolonnadenstraße

über Sachsens Kurs bei der Energieministerkonferenz 2023

über Unterschiede bei der Geschwindigkeitsbegrenzung in deutschen Städten

Was sonst noch wichtig war: Der britische König Charles IIII. ist gemeinsam mit seiner Ehefrau Camilla heute einen dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland angetreten. Zuvor wollte Charles III. eigentlich Frankreich bereisen, aufgrund der Proteste wurde der Staatsbesuch dort allerdings abgesagt – somit besucht King Charles in seiner ersten offiziellen Auslandsreise die Bundesrepublik Deutschland.

Was morgen wichtig wird: Wer sich über die Arbeit des Leipziger Referats „Digitale Stadt“ informieren will, kann am Donnerstagabend bei einer Online-Veranstaltung der Stadt Leipzig und der Universität Leipzig zuhören, Fragen stellen und mitdiskutieren. Das Referat „Digitale Stadt“, das im Wirtschaftsdezernat angesiedelt ist, nahm im Frühjahr 2019 seine Arbeit auf und soll die Digitalisierung der Stadtverwaltung selbst, von hiesigen Firmen und Instituten und der städtischen Infrastruktur koordinieren und vorantreiben.

Im Rahmen der Online-Vortragsreihe „Hot Spots der Stadtentwicklung“, die vom Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft der Uni und der Stadt Leipzig konzipiert wurde, stellt sich das Team des Digitalisierungs-Referats morgen Abend vor und erklärt anhand von Beispielen, wie digitale Technologien Leipzig voranbringen. Die Veranstaltung startet 18:30 Uhr und soll bis 20 Uhr andauern, eine Anmeldung ist nicht nötig.

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Bei den Schornsteinfegern müssen sich die Jobangebote aus der Windkraftbranche ja stapeln. Solche braucht die Energiewende. Hut ab, ich schaffe es nicht mal auf den Dachboden.

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