Seit Jahren geht das so. Es war die schwarz-gelbe Landesregierung von 2009 bis 2014, die beschloss, mit der Fertigstellung der Tagebauseen in Sachsen diese auch gleich noch für schiffbar zu erklären. Obwohl es keine Wasserstraßen sind. Aber die Schiffbarkeitserklärung ist die Grundlage für die umfassende Nutzungsmöglichkeit durch Motorboote. Und genau dieses Anliegen treibt die Landesdirektion Sachsen immer noch voran, was den Ökolöwen dazu bringt, mit einer Petition gegenzuhalten.

Zuletzt war die Fertigstellung im Jahr 2017 Thema. Doch dafür fehlten noch die naturschutzfachlichen Gutachten. Und an eine Fertigstellung der Tagebauseen im Leipziger Südraum war überhaupt noch nicht zu denken. Auch nicht beim Cospudener See. Gleichermaßen 2019 stellte die Landesdirektion fest, dass an eine Fertigstellung des Cospudener Sees und des Zwenkauer Sees überhaupt noch nicht zu denken sei: „Da sich der Harthkanal im Bau befindet, können beide FdF-Verfahren noch nicht begonnen werden“.

Harthkanal in der Warteschleife

Daran hat sich nichts geändert. Die geschätzten Baukosten für den Harthkanal haben sich von 10 auf 150 Millionen Euro erhöht. Und vor 2030 rechnet auch die LMBV nicht damit, dass der Kanal gebaut wird.

Aber die sächsische Regierungsbürokratie mahlt unermüdlich vor sich hin. Und die Landesdirektion hat das Projekt „Fertigstellung“ ganz und gar nicht ad acta gelegt. Da wirkt die Klage der Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, Regina Kraushaar, über den „hohen bürokratischen Aufwand für die angestrebten Projektplanungen“ geradezu seltsam.

Denn es gibt überhaupt keinen Druck, den Cospudener See für Schiffe befahrbar zu machen. Aber genau diese Planungen will Kraushaar 2023 vorantreiben.

Völlig gegen den Willen der Bewohner der Region, die sich an den Tagebauseen vor allem naturnahe Erholung wünschen und keine Öffnung der Seen für den Motorboottourismus.

Die Petition ist gestartet

Leipzigs Umweltverein Ökolöwe stellt sich mit einer Petition gegen den drohenden Motorbootstourismus im Naherholungsgebiet. In seiner jetzt eröffneten Petition fordert der Umweltbund von der Landesdirektion und Oberbürgermeister Burkhard Jung:

• Stoppen Sie die unbegrenzte Zulassung von Motorbooten auf dem Cospudener See!
• Setzen Sie sich dafür ein, dass der ganze See zum Landschaftsschutzgebiet erklärt wird.

„Wenn Motorboote den Cossi auf und ab brettern, dann ist dort Schluss mit Ruhe und Erholung“, warnt Ökolöwen-Sprecherin Annemarie Großer. „Der Lärm von Verbrennungsmotoren nervt und er vertreibt hier lebende geschützte Vogelarten, wie das Blesshuhn und den Drosselrohrsänger.“

Zudem stören Wellenschlag, Luftschadstoffe und Einträge von Öl und Kraftstoff die Entwicklung des noch jungen Tagebausees. Bereits jetzt liegt die Hälfte der Cospudener Seefläche im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald. Ein großer Teil des Sees wird vom Vogelschutzgebiet Leipziger Auwald umschlossen. Dieses ist für zahlreiche Vogelarten eines der bedeutendsten Rast-, Nahrungs- und Brutgebiete in Sachsen. Die Zulassung von Motorbooten droht das große ökologische Potenzial des Cospudener Sees zu zerstören. Daher appelliert Großer: „Es braucht jetzt ein klares Signal: Nein zu Motorbooten auf dem Cossi!“

Die Petition kann unter www.oekoloewe.de/petition-motorboote-cossi.html mitgezeichnet werden.

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Es gibt 3 Kommentare

Der Schönauer See liegt bei Schönau in der Nähe von Borna, manche kennen Ihn auch als Harthsee. Ist schon ein bisschen weiter raus aus unserer wunderschönen kleinen Heimatstadt Leipzig., muss nicht jeder kennen. Schönes Wochenende

Wo ist denn bitte der Schönauer See? Alpenvorland? Die Schönauer Lache ist wohl nicht gemeint?

Jeden Sommer sehe ich am Cossi Boote mit Motor herumfahren, sogar in Strandnähe. Haben die vorher eine Sondererlaubnis bekommen, sind das Mietboote?
BTW, als der Cossi noch ein kleines Restloch war, fuhren dort regelmä0ig Motorboote sogar mit Wasserski.

Natürlich wäre es super nervig, stinkende röhrende Benzinmotorboote dort fahren zu haben, keine Frage. Das Rundfahrtsdampferchen stinkt je nach Windlage auch schon genug.

Die geplante Freigabe des Cospudener Sees für Motorboote passt in die absehbare Reihe der Privatisierung der Leipziger Seenlandschaft. Am Schönauer See hatte vor Jahren ein Makler Flurstücke direkt am See vermessen lassen mit der Option der Bebauung, was zum Glück verhindert wurde. Das Leipziger Seenland hat den Reiz als positives Überbleibsel der sozialistischen Almende (freie ungestörte Zugänglichkeit zur Landschaft), dass die stadtnahe naturverträgliche Erholung allen Menschen zu Gute kommt. Was hier aber vorgesehen ist, ist die Separierung der freien Landschaft für die die es sich eben mit Motorboot leisten können und die die am Rand vielleicht noch einen Zugang zwischen den Seevillen finden werden und dann dem Motorbootlärm und Abgasen ausgesetzt sind. Hier ist ein breites bürgerliches Bündnis notwendig, insbesondere müssen sich alle Naturschutzverbände für ein konkretes auch lösbares Ziel an einen Tisch setzen. Hier kann man tatsächlich mal was Abrechenbares erreichen, die Klimakleber könnten mal pausieren. Ob die Umweltbewegung nur noch global aufgestellt ist oder sich auch mal wieder ein erreichbares Ziel setzt, wird sich an dem konkreten Fall beweisen. Die Situation an den bayrischen Seen im Alpenvorland sollte für die jetzt noch verwilderten Tagebaurestlöcher keine Option sein.

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