Die Polizei hat heute bundesweit Wohnungen von Personen aus der linken Szene durchsucht – auch in Leipzig. Außerdem warnt die Polizei Leipzig vor einer Betrugsmasche, mit der Unbekannte in den letzten Tagen wertvolle Beute bei Senior*innen gemacht haben. Und vor der Arena Leipzig haben zum Auftakt der Solo-Tour von Rammstein-Sänger Till Lindemann hunderte Menschen protestiert. Die LZ fasst zusammen, was am Mittwoch, dem 8. November 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Nach 1. Mai-Demo in Gera: Polizei durchsucht Wohnungen von Teilnehmer*innen eines linken Gegenprotest

Die Polizei ist im Rahmen einer bundesweiten Razzia heute gegen Personen aus der linken Szene vorgegangen – auch in Leipzig wurden mehrere Wohnungen durchsucht. Ihnen wird schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Anlass der Durchsuchungen sind Ereignisse der diesjährigen 1. Mai-Demonstration im thüringischen Gera.

Der Fokus des heutigen Einsatzes lag auf Sachsen und Thüringen, außerdem wurden Objekte in Hamburg, Niedersachen und Baden-Württemberg durchsucht. In Leipzig rückte die Polizei am frühen Morgen unter anderem in der Richard-Lehmann-Straße an.

Am Tag der Arbeit waren rund 700 Rechte durch Gera marschiert, dagegen hatten etwa 500 Teilnehmer*innen einer linken Versammlung demonstriert. Aufgerufen zum Gegenprotest hatten das Aktionsbündnis „Gera gegen Rechts“ und der Deutsche Gewerkschaftsbund. Während des Demonstrationsgeschehens kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Teilnehmer*innen der Gegendemonstration. Einige Demonstrierende wurden für mehrere Stunden von der Polizei eingekesselt.

Die thüringische Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss (Die Linke) kritisierte – neben anderen – das Vorgehen der Polizei im Nachgang deutlich. Der Einsatz sei „unverhältnismäßig und überzogen“ und die Behörden hätten die „Versammlungsfreiheit einer antifaschistischen Demonstration massiv beschnitten und einer extrem rechten Demonstration den roten Teppich ausgerollt“, erklärte die Landtagsabgeordnete gegenüber Belltower News.

Auch die heutigen Durchsuchungsmaßnahmen ernteten heftige Kritik von König-Preuss. Seit mehr als sechs Monaten versuche die Linksfraktion im Thüringer Landtag, den „völlig fehlgelaufenen Einsatz“ aufzuklären. „Mit heutigen Durchsuchungen ist klar, dass es diese Aufklärung nicht geben wird“, so die Linken-Politikerin.

Es gebe bis heute keine Belege dafür, dass Teilnehmer*innen der Gegendemonstration Pfefferspray gegen die Polizei eingesetzt haben – dabei wurde die Einkesselung unter anderem mit diesem vermeintlichen Pfefferspray-Einsatz begründet.

Neben dem fragwürdigen Polizeikessel kritisiert König-Preuss die heutigen Durchsuchungsmaßnahmen. Nach eigenen Angaben liegen der Landtagsabgeordneten einige Durchsuchungsbeschlüsse des Amtsgerichtes Gera bezüglich der heutigen Razzia vor. Nach Auffassung von König-Preuss fehlen darin konkrete Angaben zu dem angeblichen Verschulden der von der Razzia betroffenen Personen. Sie zitiert

„Absurd und gefährlich: Wer in Thüringen sein Grundrecht ausübt, bei einer angemeldeten Demonstration gegen Nazis teilnimmt und dabei schwarze Kleidung trägt, muss mit Hausdurchsuchungen rechnen“, lautet König-Preuss‘ Fazit.

Zum Tour-Auftakt: Protest gegen Rammstein-Sänger Lindemann vor Leipziger Arena

Rammstein-Frontmann Till Lindemann hat nach zahlreichen Vorwürfen gegen ihn heute seine Solo-Tour in seiner Geburtsstadt Leipzig eröffnet – begleitet von Protest. Unter dem Motto „Keine Bühne für Till Lindemann“ haben sich am Mittwochabend hunderte Menschen vor der Arena Leipzig versammelt, um die ankommenden 12.000 Konzertgänger*innen damit zu konfrontieren, dass sie mit dem Umjubeln des 60-Jährigen nicht einverstanden sind. „Nie, nie wieder Lindemann“ schallte es unter anderem auf dem Platz vor der Arena. Zu dem Protest hatte der „Feministische Streik Leipzig“ aufgerufen.

Im Mai waren die ersten Vorwürfe von Machtmissbrauch gegen den Rammstein-Sänger an die Öffentlichkeit gedrungen. Mehrere Frauen berichteten von einer Art „Sex-Casting“ junger Frauen für Lindemann rund um Rammstein-Konzerte in der Vergangenheit.

Unter anderem hatten eine Frau aus Irland, die ein Konzert der Band in Vilnius besucht hatte, den Verdacht geäußert, von Personen aus dem Umfeld Lindemanns beziehungsweise von Lindemann selbst unter Drogen gesetzt worden zu sein. Auch die Schilderungen der deutschen Youtuberin „Kayla Shyx“ über den Umgang mit weiblichen Rammstein-Fans auf den After-Show-Partys sorgten für viel Aufsehen.

Lindemanns Anwälte haben bisher alle Vorwürfe dementiert. Berichte darüber, dass Frauen bei Konzerten mithilfe von K.O.-Tropfen oder Alkohol betäubt worden sein sollen, damit Lindemann sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen könne, seien „ausnahmslos unwahr“.

Lindemann beauftragte kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Berliner Medienrechtskanzlei Schertz Bergmann – die zuvor unter anderem den Comedian Luke Mockridge und den Rapper Marteria im Rahmen von ähnlich gelagerten Vorwürfen vertrat.

Seitdem fährt die Kanzlei eine beispiellose Einschüchterungskampagne gegen Medienhäuser und mutmaßlich Betroffene. Der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte das Vorgehen von Lindemanns Kanzlei als „Versuch, Medien einen Maulkorb anzulegen“.

Der Verdacht, dass Lindemann nicht viel von Pressefreiheit hält, bestätigte sich rund um den heutigen Auftritt in Leipzig erneut. Unter anderem die LVZ berichteten davon, dass sie wie zahlreiche andere Journalist*innen keine Akkreditierung für das Lindemann-Konzert in der Arena erhalten habe. Eine Begründung habe es von der zuständigen PR-Agentur nicht gegeben.

Ende August hatte die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Rammstein-Frontmann mangels Tatverdachts eingestellt. Sie hatte wegen des Verdachts der Begehung von Sexualdelikten und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz gegen Lindemann ermittelt.

Betrugsmasche: Polizei warnt vor falschen Polizeibeamten im Landkreis Nordsachsen

Angebliche Polizist*innen, die bei Senior*innen anrufen und im Rahmen von vermeintlichen Ermittlungen um die Herausgabe von Bargeld und Wertgegenständen bitten – eine perfide Betrugsmasche, die die Polizei in den vergangenen Tagen im Landkreis Nordsachsen mehrmals registriert hat. Deshalb warnt die Polizei nun ausdrücklich vor solchen Betrugsfällen.

In Schkeuditz beispielsweise meldete sich am Montagmittag ein Unbekannter bei einer 85-jährigen Frau und gab sich als Polizeibeamter aus. Unter dem Vorwand, Teil der Ermittlungen zu sein, forderte der Anrufer zur Spurensicherung Bargeld und verschiedene Wertgegenstände von der Rentnerin. Die Frau willigte ein und übergab einem unbekannten Tatverdächtigen kurze Zeit später Gegenstände im Wert eines mittleren fünfstelligen Betrags.

Und am Dienstag versuchten es Unbekannte mit einer ähnlichen Masche in Taucha. Sie gaben sich gegenüber einer 81-jährigen Frau als Kriminalbeamte aus. Unter dem Vorwand, dass eine Tätergruppierung unterwegs sei und sie als nächstes Opfer infrage käme, wurde die Rentnerin nach ihren Wertgegenständen und Bargeld befragt. Die angeblichen Beamten erklärten ihr, dass die Tatverdächtigen ihre Wertgegenstände mit einem Gerät orten könnten und sie daher alles in einem Topf deponieren solle.

Als die Frau misstrauisch wurde und das Gespräch beendete, riefen die Unbekannten erneut an und erklärten, dass jemand vorbeikommen würde, um die Gegenstände abzuholen. Als bereits wenig später ein unbekannter Mann an ihrer Wohnungstür stand, forderte die Seniorin einen Dienstausweis. Der Tatverdächtige konnte keinen Ausweis vorzeigen, sodass die 81-Jährige die Übergabe der Gegenstände verweigerte und der Mann den Ort verließ.

Lkw-Fahrer stirbt bei Unfall auf der B183

Ein 61-jähriger Lkw-Fahrer ist heute Morgen bei einem Unfall in Dreiheide (Süptitz) bei Torgau ums Leben gekommen. Sein Lkw kam gegen 7 Uhr morgens aus bislang unbekannter Ursache von der Straße ab, fuhr gegen eine Straßenlaterne und krachte in ein Haus an der Dorfstraße.

Nach Angaben der Polizei verstarb der 61-Jährige noch am Unfallort. Nun ermittelt der Verkehrsunfalldienst. Außerdem entstand ein Sachschaden von über 100.000 Euro. Im Einsatz waren auch die Rechtsmedizin und die Dekra.

Uni Leipzig eröffnet Institut für Allgemeinmedizin

Die Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig hat am Mittwoch ihr neues Institut für Allgemeinmedizin eröffnet. Ziel sei es, mehr Medizinstudierende für eine Niederlassung als Landarzt bzw. -ärztin zu begeistern. Sachsens Wissenschaftsminister Gemkow (CDU) sprach heute bei der Gründungsveranstaltung in der Liebigstraße ein Grußwort.

Worüber die LZ heute berichtet hat:

Flughafen Leipzig/Halle: Fluglärminitiativen wollen ein echtes Gesprächsangebot von MP Kretschmer

Kompromiss zum Deutschlandticket: Erst mal sichere Fahrt bis Mai 2024

Naturschutzprojekt Leipziger Auensystem: Auenrettung mit angezogener Handbremse

Was heute außerdem wichtig war: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hat seine Teilnahme an der wichtigsten Tech-Konferenz Europas nächste Woche in Portugal abgesagt. Nach Stern-Informationen sind umstrittene pro-palästinensische Postings des mittlerweile zurückgetretenen Gipfel-Geschäftsführers Paddy Cosgrave und die Regierungskrise in Portugal Grund für die Absage. Zuvor hatten bereits Siemens und Intel ihre Teilnahme am „Web Summit“ abgesagt.

Nach einer Bedrohungslage in einer Schule in Hamburg-Blankenese hat die Polizei zwei Kinder festgenommen. Sie sollen eine Lehrerin bedroht haben – wohl mit Spielzeugwaffen, wie die Polizei mittlerweile mitteilte. Der Vorfall hatte heute Vormittag einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst.

Der Fußballverband Sachsen-Anhalt hat die DSG Eintracht Gladau unter anderem wegen mutmaßlich rechtsradikaler Strukturen aus dem Verband ausgeschlossen. Der Rauswurf hat zur Folge, dass der Verein mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb ausgeschlossen wird.

Was morgen wichtig wird: Morgen wird im Rahmen mehrerer Gedenkveranstaltungen an die Opfer der Reichspogromnacht gedacht, die sich zum 85. Mal jährt. Neben einer städtischen Veranstaltung wird es mehrere Putzaktionen an Stolpersteinen geben, beispielsweise ruft das linke Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ wieder zum Stolpersteinputzen auf. Am Abend soll es eine Mahnwache für die Menschen geben, die beim terroristischen Angriff der Hamas auf Israel jüngst entführt wurden.

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