Am heutigen Dienstag, 10. Dezember, wird im Stadtgeschichtlichen Museum im Böttchergässchen eine Ausstellung eröffnet, die das wohl berühmteste aller Leipziger Foto-Ateliers würdigt: das Atelier Hermann Walter. Für das Stadtgeschichtliche Museum ist es auch die beste Gelegenheit zu zeigen, was für faszinierende Aufnahmen aus dem frühen 20. Jahrhundert das Atelier angefertigt hat, die heute zum Bestand des Museums gehören.

Die Ausstellung zeigt erstmals etwa 280 Fotografien der Firma Walter aus den bewegten Jahren 1913 bis 1935. Die große Bandbreite der gezeigten Fotografien ist ein Abbild Leipzigs im frühen 20. Jahrhundert. Sie zeigen das Leben und Aufstreben der Großstadt rund um die Goldenen Zwanzigerjahre, in einer Zeit, in der die Fotografie noch aufwendiges Handwerk war und Glasplatten mit einer hochsensiblen Silberlösung imprägniert wurden. Diese sehr dauerhafte Verbindung von Silber und Glas ermöglicht bis heute hochwertige Reproduktionen herzustellen und diese der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Leipzigs berühmter Stadtfotograf Hermann Walter starb 1909 und hinterließ ein gewaltiges Werk an erstklassigen Architekturfotografien. Sein Atelier wurde vom Sohn Karl Walter und dem Schwager Bernhard Müller unter gleichem Namen weitergeführt. Dabei konnte an die Aufgabengebiete und an die Qualität des Namensgebers angeknüpft werden.

Das Europahaus am Augustusplatz. Foto: Atelier Hermann Walter/ Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Das Europahaus am Augustusplatz. Foto: Atelier Hermann Walter/ Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Mit Firmenaufgabe im Juli 1935 übergab Karl Walter das Plattenarchiv der Firma mit rund 4.000 Aufnahmen an das Stadtgeschichtliche Museum. Weitere wichtige Konvolute konnten zudem in den letzten Jahren erworben werden.

Die Ausstellung „Silber auf Glas“ zeigt erstmals etwa 280 Fotografien der Firma Walter aus den bewegten Jahren 1913 bis 1935. Das Atelier widmete sich vornehmlich der Architekturfotografie. Die Bilddokumente der aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrenden Leipziger Truppen 1919 und der während des Kapp-Lüttwitz-Putsches 1920 errichteten Barrikaden sind seltene Ausflüge in das Genre der Reportagefotografie.

Mit der steigenden Baukonjunktur ab Mitte der 1920er Jahre nahm die Tätigkeit des Fotoateliers wieder Fahrt auf: Die Fotografien dokumentieren den sich wiederbelebenden Wohnungsbau, die Errichtung neuer öffentlicher Gebäuden, wie z. B. des GRASSI Museums, sowie die Modernisierung der städtischen Infrastruktur. Auch die Fortschritte der Motorisierung in der modernen Großstadt Leipzig auf Straßen und Plätzen sind auf zahlreichen Fotografien aus dem Atelier Walter ablesbar.

Die gezeigten Aufnahmen geben zudem Einblicke in das Privatleben: So zeigen sie gediegene Salons und Privatgemächer und geben Auskunft über Freizeitmöglichkeiten und Aktivitäten, wie den Leipziger Zoo oder das Freibad Schönefeld. Der bekannte Bildhauer Johannes Hartmann ermöglichte der Firma Walter Einblicke in das ehemalige Atelier von Max Klinger, wo zahlreiche Werke Hartmanns im Schaffensprozess abgebildet wurden.

Sonderausstellung vom 11. Dezember 2019 bis zum 19. April 2020 im Stadtgeschichtlichen Museum, Haus Böttchergässchen.

 

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