Es hätte ja beinahe geklappt, und Leipzig hätte im September eine „Kunstausstellung“ erlebt, wie sie die Leipziger tatsächlich noch nicht gesehen haben. Aber auch hier sorgt die Corona-Pandemie für eine Verschiebung. Der Veranstalter der LEIPZIG.ART, die Arbeitsgemeinschaft Visit e. V., hat die 1. Interbiennale, die eine Lücke zwischen der 1Biennale und der Santorini Biennale mit einer Werkschau für immersive Konzeptkunst schließen sollte, von September 2020 auf Frühjahr 2021 verschoben. William-Gibson-Leser würden sich sofort angesprochen fühlen.

Denn hier wird so langsam jene Digitalkunst sichtbar, die der amerikanische Autor William Gibson 1986 in seinem zweiten Roman der Neuromancer-Trilogie „Count Zero“ (deutsche Ausgabe: „Biochips“) beschrieben hat. Eine digitale Kunst im virtuellen Raum, in dem auch die Geschichten Gibsons spielen, der mit Cyberpunk und Cyperspace schon weit vor der Etablierung des Internets jene virtuellen Welten erlebbar machte, wie sie heute so langsam wirklich Gestalt annehmen. Die Mittel, ganz ähnliche Kunstwerke zu schaffen, wie sie Gibson in „Biochips“ darstellt, mussten erst entwickelt werden.

Und mittlerweile widmen sich immer mehr Künstler/-innen diesen neuen Möglichkeiten, den virtuellen und den realen Raum zu verschmelzen.

Aufgrund der immer stärkeren Digitalisierung hat sich die Immersive Kunst, die William Gibson in seinem Roman „Count Zero“ als Katatonenkunst bezeichnet, zu einem Medienereignis von internationaler Dimension entwickelt. Der Veranstalter hat mit der Ausrichtung der Embassy THE FAKED im Rahmen der Biennale THE WRONG 2019 schon breite Erfahrungen in der Virtualisierung von Kunst gesammelt.

THE FAKED in THE WRONG – A Living Door

„So wurden die ersten immersiven Welten in eine Applikation für Oculus, einem der führenden Hersteller von VR-Brillen, umgesetzt. Auf der World Virtual Best Practice for Education (WVBPE 2020) Konferenz fand die Erstpräsentation in einer kombinierten Schau der Immersionswelt THE VAKED VR sowohl für Android als auch für iPhone in den Welten von Second Life und Opensimulator statt“, berichtet Reiner Schneeberger vom Leipziger Visit e.V.

„Über 20 US-Amerikanische Universitäten waren vertreten. Basierend auf dem millionenfach verkauften VR System Google Cardboard und Oculus Go, beste Voraussetzungen für den Erfolg der LEIPZIG.ART Immersivia.“

Aber leider machte der Coronavirus den Planungen der Leipziger, eine Real-Schau abzuhalten, einen Strich durch die Rechnung.

„Damit wird das Kunsterlebnis wohl bis auf weiteres auf den digitalen Raum beschränkt bleiben“, sagt Schneeberger. „Doch nicht alles, was geplant war, muss dem Virus weichen. Sobald die allgemeinen Ausgangsbeschränkungen in einer Form gelockert sind dass Kulturbetrieb wieder möglich ist soll eine Vorführung im LURU in der Spinnerei Leipzig erfolgen. Es ist der Beitrag der Italienischen Videographerin Alba Roca aka WizardOz Chrome aus Mailand.“

Der Titel: „Zima Blue – The Life of a Virus“, was natürlich direkt zum Coronazeitalter passt. Eine verkürzte Version findet man hier auf Youtube:

Zima Blue: The Life of a Virus

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