Es ist mal nicht die übliche Weihnachtsausstellung aus vergangenen Jahren, mit der das Stadtgeschichtliche Museum in diesem Jahr die geschichtsbegeisterten Leipziger/-innen zum Besuch des Hauses im Böttchergässchen animiert. Wahrscheinlich würden die auch längst nicht mehr funktionieren. Auch dann nicht, wenn sich viele Leipziger/-innen eine „weiße Weihnacht“ wünschen. Die war eh schon selten in Leipzig. Und mit der Klimaerwärmung geht natürlich auch zunehmend das verloren, was wir mal als Winter kannten.

Diesmal stellt sich das Stadtgeschichtliche Museum dafür andere Fragen: „Der Winter, geliebt und gehasst, ersehnt und gefürchtet, keine Jahreszeit entzweit so sehr wie diese. Lust und Frust liegen eng beieinander. Gab oder gibt es den typischen Leipziger Winter?“

Dieser Frage geht die Sonderausstellung mit der gebotenen Ernsthaftigkeit, aber auch mit augenzwinkernder Entdeckerfreude nach. Mit einer Fülle unterschiedlicher Objekte, Bilder und Medien sowie mit Mitmachstationen für Groß und Klein zeigt das Stadtgeschichtliche Museum die schönen und die schauerlichen Seiten des Winters und fragt nach seinem besonderen Geschmack und den Risiken.

Leipzig gilt bis heute weder als Stadt schneereicher Winter noch des ambitionierten Wintersports. Dennoch wird der Rhythmus städtischen Lebens auch von dieser Jahreszeit geprägt und viele Leipzigerinnen und Leipziger sind über Eislaufen oder Rodeln hinaus aktiv mit dem Wintersport verbunden.

Winter ist ein Naturphänomen, das eine Herausforderung an jeden Einzelnen und an die städtische Daseinsvorsorge insgesamt stellt. Einmal erlebt, bleiben eingestellte Winterdienste nach Schnee- und Kälteeinbrüchen ebenso in Erinnerung wie das mühselige Schneeschippen.

Impression aus der Ausstellung "Schnee von gestern?" Foto: SGM, Markus Scholz
Impression aus der Ausstellung „Schnee von gestern?“ Foto: SGM, Markus Scholz

Diese zunächst harsch erscheinende Jahreszeit hat auch eine verletzliche Seite. Ihre Zukunft ist eng mit der Klimaentwicklung verbunden. Verliert der Winter seinen Zauber, wenn dauerhaft kein Schnee fällt? Wie verkraften Mensch und Natur diese Leerstelle, und was können wir gegebenenfalls an ihre Stelle setzen? Die Debatten um die Klimaerwärmung und deren Auswirkung sind aktueller denn je.

Winter steht aber nicht nur für Schnee, Kälte und Dunkelheit. Zu ihm gehören auch die kommerziell intensiv zelebrierte und traditionell klangvolle Weihnachtszeit, der Jahreswechsel mit der Hoffnung auf Neues und rauschende Faschingsbälle. Er bringt also eine besondere Form des kulinarischen und sinnlichen Genusses mit sich.

Das Stadtgeschichtliche Museum widmet dieser rau-besinnlichen Jahreszeit erstmals eine Ausstellung und erhellt zwischen Nostalgie, Infrastruktur, Kulturgeschichte und Klimasorge alle Facetten, die der Winter in sich trägt.

Begleitend zum Ausstellungsbesuch, der vom 12. November 2021 bis 27. Februar 2022 Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 18 Uhr möglich ist, bietet das Museum interessierten kleinen und großen Gästen unter anderem bei DIY Winter-Wunder-Land: Familienworkshops „Bahn frei!“, Kurzführungen zu den Winterhotspots oder Eiskunst auf Kunsteis – Performance mit anschließendem Eislauf-Workshop ein umfangreiches Vermittlungsprogramm an.

Eröffnet wird die Sonderausstellung „Schnee von gestern?“ am heutigen Freitag, am 12. November, im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, Haus Böttchergässchen.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar