Demokratie braucht Wissen. Demokratisch gewählte Politiker sollten wissen, wovon sie reden – oder wissen, wo sie nachschlagen können, wenn sie etwas nicht wissen. Deswegen hatte die Deutsche Nationalversammlung auch eine eigene Bibliothek.

Zum 175. Jubiläum der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche wirft das Deutsche Buch- und Schriftmuseum mit seiner neuen virtuellen Ausstellung „Wissen schafft Demokratie. Die Bibliothek der Paulskirche“ einen besonderen Blick auf das erste deutsche Parlament und dessen Scheitern.

Anlässlich des Jahrestags des ersten Kongresses der Demokraten, der zwischen dem 14. und 17. Juni 1848 stattfand, steht die Bibliothek der Nationalversammlung, die heute zum Bestand der Deutschen Nationalbibliothek gehört und in Leipzig aufbewahrt wird, im Fokus der in Kooperation mit der Deutschen Digitalen Bibliothek erstellten Schau, die jetzt online zu erleben ist.

Die Geschichte dieser besonderen Bibliothek

Als Handbibliothek angelegt, sollte der Bücherbestand die Parlamentarier in ihrer Arbeit am Aufbau der Demokratie unterstützen. Die Idee der Revolutionäre von 1848, die sogenannte Reichsbibliothek zum Nukleus einer Nationalbibliothek auszubauen, scheitert.

Als im Dezember 1851 Polizeibeamte den Nachlass der Nationalversammlung konfiszieren, beschlagnahmen sie auch die 4.600 Bände der Bibliothek, die die zahlreichen Parlamentsausschüsse der Paulskirche im Umlaufverfahren aus Verlagskatalogen ausgesucht hatten.

Der Bestand geriet in der Folgezeit in Vergessenheit. Erst 1912, als in Leipzig die Deutsche Bücherei gegründet wurde, besinnen sich deren Gründungsväter wieder auf die sogenannte Reichsbibliothek und legitimieren ihr Konzept einer nationalen Büchersammlung im Rückgriff auf die Parlamentsbibliothek von 1848/49.

Als das Propagandaministerium der Nationalsozialisten 1938 der Deutschen BĂĽcherei zu ihrem 25. Bestehen schlieĂźlich die Reichsbibliothek ĂĽbereignet, wird offenbar, in welcher Weise die BĂĽchersammlung auch ideologisch instrumentalisiert werden kann.

Die Idee zum Aufbau einer parlamentarischen Handbibliothek aber, dass Mitbestimmung und Demokratie nur auf der Grundlage von Wissen möglich ist, ist für die Deutsche Nationalbibliothek auch heute wieder so aktuell wie nie: Wissen schafft Demokratie.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar