Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig und die Fotografinnen und Fotografen der Leipziger Bildagentur Punctum schauen gemeinsam zurück auf 33 Jahre Agenturgeschichte und damit zugleich auf eine einschneidende Transformationszeit und einen in vielerlei Hinsicht atemberaubenden Stadtwandel. Handelt es sich doch um eine Zeit der erst schrumpfenden, dann wachsenden und sich dabei immer wieder häutenden Stadt Leipzig samt ihrer vielgestaltigen Akteure und Akteurinnen. Zu sehen jetzt im Haus Böttchergässchen.

Wolfgang G. Schröter, Leipziger Fotograf und Hochschullehrer an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, versammelte bereits Ende 1989 einige Absolventinnen und Absolventen sowie Kolleginnen und Kollegen, die nicht nur journalistisch arbeiteten, um eine Fotografen- und Bildagentur als GmbH zu gründen. Kurz nach der Währungsunion wurde am 25. Juli 1990 die Punctum Bildagentur GmbH notariell beglaubigt und in das Handelsregister eingetragen.

Im Namen Punctum verbarg sich ein Anspruch, der weit über die marktwirtschaftlichen Anforderungen der reinen Dienstleistung hinausging. Als punctum bezeichnete der französische Essayist Roland Barthes das irritierende, erregende oder ins Auge fallende Moment einer Fotografie; das, was Interesse am Bild weckt und es in Erinnerung bleiben lässt.

Dieser Aspekt trat im täglichen Abarbeiten von Kundenaufträgen manchmal in den Hintergrund. Aber gerade in der Verschiedenheit der fotografischen Positionen und Talente zeigte sich eine Kompetenz, die bis heute viel mehr zu sein scheint als die bloße Summe seiner Akteurinnen und Akteure. So ließen sich die Herausforderungen des neuen Bildermarktes für den Einzelnen in der Gruppe besser bewältigen.

Eine Baustelle, die sich als Stadt tarnte

Dem gewählten Ausstellungstitel „Tiefen/Lichter“ ist dabei zum einen der unbestechliche wie empathische Blick dieser Fotografenriege eingeschrieben, der gerade den Wechsel von Glanzmomenten und Alltagsniederungen als Daseinsrhythmus und Themenspektrum einer lebendigen Stadtgesellschaft ausmacht. Zugleich handelt es sich natürlich um eine Technik der Bildbearbeitung, die diese Kontraste bewusst sucht und präzise hervorhebend ausleuchtet.

Bertram Kober, Friederike Degner und Dr. Anselm Hartinger in der Ausstellung. Foto: PUNCTUM, Alexander Schmidt
Bertram Kober, Friederike Degner und Dr. Anselm Hartinger in der Ausstellung. Foto: PUNCTUM, Alexander Schmidt

Die Ausstellung „Tiefen/Lichter – Bildgedächtnis einer Stadt. 30+3 Jahre Leipziger Fotoagentur punctum“ ist in fünf unterschiedliche Themenblöcke untergliedert: Wendezeit und Zeitenwende, Die Baustelle, die sich als Stadt tarnte sowie Musik-, Sport und Messestadt.

In zum Teil mehrteiligen Serien, manchmal mit markanten Einzelwerken, fällt der Blick auf den baulichen Wandel Leipzigs vor allem in den 1990er und 2000er Jahren, auf prägende Persönlichkeiten und charakteristische Außenseiter der Stadtgesellschaft sowie auf die in das kollektive Gedächtnis eingegangenen Großereignisse von der Massendemonstration bis zum Messeneubau.

Die ausstellenden Fotografinnen und Fotografen sind: Bernd Cramer, Gerhard Gäbler, Peter Franke, Stefan Hoyer, Esther Hoyer, Harald Kirschner, Katia Klose, Bertram Kober, Olaf Martens, Arne Reimer, Hans-Christian Schink, Alexander Schmidt, Erasmus Schröter, Wolfgang W. Schröter, Albrecht Tübke und Wolfgang Zeyen

Zur Ausstellung erscheint im Verlag Faber & Faber eine gleichnamige Begleitpublikation.

Rund um die Ausstellung gibt es ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm.

Sonderausstellung „Tiefen/Lichter – Bildgedächtnis einer Stadt. 30+3 Jahre Leipziger Fotoagentur punctum“, zu sehen vom 12. September 2023 bis zum 25. Februar 2024 im Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Haus Böttchergässchen (Böttchergäßchen 3)

Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag, Feiertage 10–18 Uhr

Eintritt: Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.

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