Leiharbeit, Befristung und Ausbeutung, Hartz IV – die Begriffe sind heute allgegenwärtig. Und sie stehen für eine Welt, in der Arbeit immer prekärer gemacht wurde, während die „Arbeitnehmer“ immer flexibler, mobiler und „optimierter“ beschäftigt sind. Am heutigen Donnerstag, 16. Januar, finden in zahlreichen deutschen Städten Premiere-Veranstaltungen des Films „Der marktgerechte Mensch“ statt.

In Leipzig lädt die Lokalgruppe des globalisierungskritischen Netzwerks Attac in Kooperation mit der Schaubühne Lindenfels alle interessierten Leipzigerinnen und Leipziger zur Vorführung mit anschließender Diskussion. Der Film ist als „Projekt von unten“ durch Crowdfunding mit der Unterstützung vieler Menschen ermöglicht worden.

Noch vor 20 Jahren waren in der Bundesrepublik knapp zwei Drittel der Beschäftigten in einem Vollzeitjob mit Sozialversicherungspflicht. 38 Prozent sind es nur noch heute. Aktuell arbeitet bereits die Hälfte der Beschäftigten in Unsicherheit mit zahlreichen negativen Folgen, wie es beispielsweise aktuell auch eine Studie der Bundesregierung feststellt. Die Filmemacher gehen an die Arbeitsplätze der neuen Modelle des Kapitalismus wie der Gig-Economie, wie der Arbeit auf Abruf.

Der marktgerechte Mensch – Trailer

In einer Welt, die von Konkurrenz, Ausbeutung und uneingeschränkter Freiheit der Investoren getrieben ist, gibt es ein wesentliches Prinzip: „Race to the bottom“, der Wettbewerb um immer schlechtere Arbeitsbedingungen und niedrigere Löhne bei missachteter Menschenwürde.

Der Film „Der marktgerechte Mensch“ zeigt anhand verschiedener Beispiele, wie Menschen an den Folgen der Umstrukturierung der Arbeitswelt leiden. Wie sie an der Last und Unsicherheit zerbrechen, wie Depression und Burnout das Leben zur Hölle machen. Selbst in dieser fatalen Situation glauben noch viele, an ihrem Schicksal schuld und ein Einzelfall zu sein. Fatal ist, dass all diese gezeigten Arbeits- und Lebensformen oft mit sozialer Isolierung und Einsamkeit verbunden sind – Symptome eines zerbrechenden Bindegewebes der Gesellschaft. Der Film zeigt aber auch Alternativen und Wege in eine sozialere Gesellschaft.

Im Anschluss an die Vorführung findet ein Publikumsgespräch mit Christine Müller von der Arbeitsstelle „Eine Welt“ bei der evangelischen Landeskirche Sachsen und Mike Nagler von Attac statt.

Premiere „Der marktgerechte Mensch“ (Herdolor Lorenz / Leslie Franke, BRD 2020) in der Schaubühne Lindenfels (Karl-Heine-Str. 50), Grüner Salon am Donnerstag, 16. Januar, 19 Uhr.

Die Filmemacher skizzieren grundlegende Gedanken zu ihrem Filmprojekt „Der marktgerechte Mensch“

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. November 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 400 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar