Vor fünf Jahren zogen Matthias Meister und Tony Ramenda aus, um die Spielzeugwelt zu revolutionieren. Mit nachhaltig hergestellten und regional produzierten Spielzeugen. Vier Spielzeuge haben die beiden mit ihrer Firma TicToys nun schon nicht nur in die Leipziger Parks gebracht. Eine echte Veränderung der Spielzeugkultur sehen die beiden trotzdem (noch) nicht. Ein Gespräch über fünf Jahre Naturstoff-Spielzeuge versus knallig bunte, stinkende und giftende Plastespielzeuge...

Am heutigen Freitagabend begeht ihr im Werk 2 in Halle 5 das fünfjährige Jubiläum eurer Firma TicToys. Alles begann einst mit einer Faschingsparty. Wie viele Teilnehmer der damaligen Party werden mit euch feiern?

Gute Frage. Kurz zum Hintergrund: Auf einer Faschingsparty in Chemnitz haben wir das Kugelfangspiel Ticayo zum ersten mal erprobt… Es ist aber nicht so leicht zu beantworten, wer damals alles mit dabei war –  ist ja schon soo lang her. Die Gastgeberin der Party ist leider durch eine Schwangerschaft im Endstadium verhindert. Insgesamt werden aber viele Freunde und Unterstützer aus Chemnitzer Zeiten anwesend sein. Auch die beiden Bands kommen aus Karl-Marx-Stadt. Mobby von Asthma la Vista war unser erstes Ticayo – Model 🙂

Für alle, die es zufällig vergessen haben: Skizziert doch kurz noch mal, was ihr eigentlich werden wolltet und nun tatsächlich macht!

Tony hat damals als Logopäde gearbeitet und Matthias war im Endstadium seines Europastudiums. Schon damals haben wir gerne gebastelt und gespielt, aber wir hätten nicht gedacht, dass wir damit unser Geld verdienen würden. Auch als wir unsere Firma TicToys gegründet haben, war das ganze noch eine Spaßidee und für uns eher ein Experiment. Unser Ziel war es ganz Deutschland von diesem einfachen Geschicklichkeitsspiel zu begeistern (lacht) An dieser Mission arbeiten wir weiterhin, wobei sich zu unserem ersten Spiel schon eine Reihe weitere Spiele hinzugesellt haben. Den Leipziger Parkbesuchern dürfte wohl vor allem unser Ringwurfspiel Tualoop ein Begriff sein… Insgesamt haben wir jetzt vier Bewegungsspiele kreiert und vertreiben diese über den Fachhandel in die ganze Welt.

Matthias (li.) und Tony der Zukunft zugewandt mit ihrem ersten Spielzeug im Jahr 2011. Foto: M. Hofmann
Matthias (li.) und Tony der Zukunft zugewandt mit ihrem ersten Spielzeug im Jahr 2011. Foto: M. Hofmann

Fünf Jahre TicToys, so schnell kann es gehen. Seid ihr erschrocken, als ihr euch erstmalig Gedanken über ein Firmenjubiläum machen musstet?

Die Zeit vergeht ganz schön schnell. Und wenn man im Alltag steckt, ist es schwer zu realisieren, was in den fünf Jahren alles passiert ist. So ist es auch für uns schön, das Jubiläum zum Anlass zu nehmen zurückzublicken, nochmal durch alte Fotos durchzusehen und zu realisieren, was wir da alles geschafft haben.

Vor fünf Jahren wart ihr zwei enthusiastische, idealistische, semi-junge Leute mit Pioniergeist und Mut. Was seid ihr heute und wie knapp steht ihr vor der Weltherrschaft?

Unser Motto damals war “no risk, no funsport”. Und heute ist es immer noch ein bisschen so. Natürlich verdienen wir mit TicToys unseren Lebensunterhalt, aber reich werden wir damit nicht. Dafür gönnen wir uns inzwischen den Luxus, auch einmal einen Schritt zurückzutreten und uns wieder mehr Freiraum für Freunde und Familie sowie unsere Hobbys zu schaffen. Und semi-jung sind wir ja hoffentlich auch immer noch 🙂

Worauf seid ihr in fünf Jahren TicToys besonders stolz?

Dass unsere Spiele auch wirklich benutzt werden. Wir wollen keine Staubfänger kreieren und Spiele schaffen, die dann in der Besenkammer verschwinden. Umso mehr freut es uns dann, wenn wir sehen, wie unsere Spiele Verwendung finden. Sei es in den Leipziger Parks oder auf Youtube…

Manch eine Firma verliert mit den Jahren die Bodenhaftung und vergisst auf dem Weg zum Erfolg die eigenen Werte. Sind Nachhaltigkeit, Regionalität, Bewegung nach wie vor die Säulen eurer Produktphilosophie oder muss man sich um euch Sorgen machen?

Sorgen machen muss man sich nicht. Nach wie vor sind die ausschließliche Verwendung von Naturmaterialien, die Produktion in Deutschland und die Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen Grundbestandteil unserer Arbeit. Doch sicherlich mussten wir auch hier und da Abstriche machen. So wollten wir für unser Outdoor-Spiel “Tualoop” eine Baumwolltasche mit anbieten. Und da Baumwolle nicht in Deutschland wächst, arbeiten wir da jetzt mit einer Firma in Indien zusammen, die aber immerhin Fair Trade zertifiziert ist…

Eure Firma sieht sich als Initiator einer neuen Spielzeugkultur. Inwieweit hat sich die Spielzeugkultur durch TicToys und in den vergangenen fünf Jahren generell verändert?

Die “Spielzeugkultur” ist in weiten Teilen ganz schrecklich. Und viele Menschen können mit “Geschicklichkeit” nichts mehr anfangen. Billig und einfach zu bedienen soll es sein und am besten auch noch knallig bunt aus Plaste, stinkend und giftig. Schaut man sich an, was es in den großen Warenhäusern so alles zu kaufen gibt, kommt einem schlicht das Grauen. Wir versuchen da, mit ein paar anderen kleinen Firmen zu zeigen, dass es auch anders geht. Doch zu einer grundlegenden Veränderung ist es noch ein weiter Weg.

Fünf Jahre Spielzeuge projektieren, verschicken, spielen. Wie hoch seht ihr die Chancen, dass aus fünf Jahren zehn werden können?

Die Chancen stehen sicherlich nicht schlecht, auch wenn wir ohne den Druck arbeiten wollen, jedes Jahr ein neues Spiel auf den Markt werfen zu müssen. Vielleicht geht es auch in Richtungen weiter, die gar nicht mehr unbedingt etwas mit Spielen zu tun haben. Ideen gibt es da sicherlich genug – ihr dürft also gespannt sein!

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