„Die Leipziger Buchmesse ist für 2020 abgesagt. Ein schwerer Schlag für Buchhandlungen, Verlage, Autor/-innen und all die Leseratten dieser Welt. Und dabei geht es nicht nur ums Geschäft, sondern vor allem um die geistige (Weiter-)Bildung entlang der Themen und Geschichten, die uns die Bücher vermitteln“, meldet sich die Initiative Ost-Passage Theater zu Wort. Und meldet auch gleich noch an: Auch im Ostpassage Theater finden Lesungen statt. Trotz Absage der Buchmesse.

„Denn das Lesen & Schreiben darf ohne große Umschweife als die entscheidende Kulturtechnik gelten, die uns von den Bäumen geholt und bis in den Cyberspace virtueller Realitäten geführt hat. Diese unglaubliche Ausbreitung menschlichen Geistes über den letzten Winkel des Planeten hinaus, undenkbar ohne das Buch.

Sicher, es gibt gute Gründe, die prinzipiell gegen Mega-Events wie die Buchmesse sprechen. Wenn sich da in wenigen Tagen Hunderttausende durch die riesigen Hallen wälzen und die Bücherstände wie ein Heuschreckenschwarm leerräumen. Es ist eine Überbelichtung sondersgleichen, in deren grellem Licht der feine Ton oft untergeht und die großen Trends die sensiblen Themen überlagern.

Und gerade diese Gigantomanie des Messewesens ist der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr zum Verhängnis geworden. Ironie der Geschichte: Vollbracht durch ein Wesen, das kaum kleiner sein könnte. Die Absage ist bedauerlich, aber auch konsequent, denn gerade diese Mega-Events bieten dem fiesen Winzling aktuell die besten Bedingungen für Vermehrung und Verbreitung. Andererseits dürfen wir jetzt nicht voreilig alle Bücher zuklappen und in Panik auseinanderlaufen. Wir müssen unbedingt weiterlesen, wenn die Geschichte weitergehen soll!

Und es zeigt sich sogleich Hoffnung, denn mit der Absage der zentralen Messe rückt nun das stärker in den Fokus, was die Vielfalt der Leipziger Buchmesse seit Jahren auszeichnet: Das dezentrale Leipzig-liest-Programm an den unterschiedlichsten, denkwürdigsten und unglaublichsten Orten der Stadt. Viele Händler/-innen, Verlage und Autor/-innen klammern sich nun an die zahllosen Leipzig-liest-Veranstaltungen und ihr Publikum.

Und immer mehr Veranstalter/-innen signalisieren auch, dass Lesungen wie geplant stattfinden können. Das Lesefest der Leipzigerinnen und Leipziger ist in diesem Jahr nicht nur Beiprogramm, es tritt an die Stelle der Messe selbst. Darum Leseratten dieser Welt, höret die Signale: Wer nicht liest, hat schon verloren!“, so die Initiative Ost-Passage Theater.

Daniel Schade, der das Leseprogramm des Ost-Passage Theaters vom 12. bis 15. März mit koordiniert, stöhnt ein wenig, angesprochen auf die Messeabsage: „Es grenzt an Telefonseelsorge, was letzte Woche los war. Verzweifelte Verlage, enttäuschte Buchhandlungen, verwirrten Autor/-innen. Wie, als wenn du auf der Reling eines leckgeschlagenen Schiffes auf hoher See stehst und immer wieder rufst: Wir lesen trotz alledem! Alle geplanten Veranstaltungen finden statt. Bitte bewahrt Ruhe!“

Im Ost-Passage Theater hat sich das ehrenamtliche Team viel Mühe gemacht, um ein abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen.

Bereits am Donnerstag, 12. März, liest um 17 Uhr der im Iran geborene Autor Said Boluri aus seinem Buch „Der Himmel über der Grenze“ (Eckhaus 2019), das in autobiographischen Zügen über eine beschwerliche Flucht nach Deutschland und das schwere Leben als Fremder hierzulande berichtet.

Ebenfalls am Donnerstag, 12. März, liest um 20 Uhr Pierre Jarawan aus seinem neuesten Roman „Ein Lied für die Vermissten“ (Berlin Verlag 2020) und entführt das Publikum in die zauberhafte, aber auch zutiefst widersprüchliche Welt des Nahen Ostens.

Greta Taubert: Guten Morgen, du Schöner. Cover: Aufbau Verlag
Greta Taubert: Guten Morgen, du Schöner. Cover: Aufbau Verlag

Höhepunkt des diesjährigen Programms ist aber ganz sicher die szenische Lesung von Greta Tauberts brandneuem Buch „Guten Morgen, du Schöner“ (Aufbau Verlag 2020) am Samstag, 14. März, um 19 Uhr. Analog zu Maxi Wanders Bestseller „Guten Morgen, du Schöne“ von 1977 wagt Taubert in Zeiten von Pegida und AfD eine Liebeserklärung genau an den „Ossiboy“, der nicht tumb meckernd oder krakeelend oder brandschatzend durchs Land zieht. Den Abend beschließt dann die Berliner Musikformation „Krypto Kosmetik“ mit ihrer ganz eigenwilligen Selbst-Interpretation als Liedermacher-Funk.

Und zum Abschluss am Sonntag, 15. März, lädt das Leipziger Autoren-Duo Erepheus & Holger Warschkow um 17 Uhr zu einer gewohnt vielseitigen Lesung von Prosa und Lyrik aus ihren aktuellen Publikationen „Layamon“ und „In der Buße des Augenblicks“ (Wörterleuchten 2019).

Die Eintrittspreise für jede Lesung sind jeweils 5,- € bzw 3,- € ermäßigt. Ein Büchertisch ist vorhanden. Kartenvorbestellungen: karten@ost-passage-theater.de

Verlagshaus Berlin im FANG Studio (Oststraße 6)

Die Buchmesse ist abgesagt, doch das hält auch das Verlagshaus Berlin nicht davon ab, Leipzig am 14. März zum Epizentrum der Lyrik zu erklären.

Am Samstag, 14. März, ab 20 Uhr feiert das Verlagshaus Berlin trotz Messe-Ausfall die schönste und stärkste literarische Gattung: die Lyrik.

Unter anderem werden Lea Schneider, Caca Savic, Jan Kuhlbrodt und Max Czollek im FANG Studio (Oststraße 6, 04317 Leipzig) in Lesung und Gespräch ihre Bände vorstellen.

Die Absage der Messe und Leipzig Liest trifft vor allem unabhängige Verlage. Die Lyrikszene zeigt aber mit Veranstaltungen u.a. der Lyrikbuchhandlung, „auch dieser raum entsteht durch gebrauch“ und dem Abend des Verlagshaus Berlin Resilienz!

„Complicius Complicissimus“ im Lofft

Zum Erscheinungstermin am Freitag, 13. März, wird der Autor Andreas H. Drescher erstmals sein neues Hörbuch „Complicius Complicissimus“ (EDITION ABEL) präsentieren. Während seiner multimedialen Performance tritt Drescher als zwei seiner Hörbuch-Figuren auf: als Hochstapler Ignaz Trebitsch und Kapp-Putschist Max Bauer.

Die Performance findet am Freitag, 13. März, ab 19 Uhr im LOFFT – Das Theater (Alte Baumwollspinnerei, Halle 7, Spinnereistraße 7) statt.

Am Tag der Performance jährt sich der Kapp-Putsch, der erste Schlag der reaktionären Militärs gegen die Weimarer Republik, an dem der Protagonist des „Complicius Complicissimus“ Ignaz Trebitsch beteiligt war, zum 100. Mal.

Bei „Complicius Complicissimus“ handelt es sich um einen dokumentarischen Schelmenroman, dem das Leben des legendären Hochstaplers Ignaz Trebitsch zugrunde liegt: unter anderem Dieb, Missionar, Unterhaus-Abgeordneter, Doppelagent, Putschist, Journalist und Berater chinesischer Warlords. Dieser meldet sich als höchst unzuverlässiger Erzähler aus dem buddhistischen Jenseits und legt seine „Lebensbeichte“ ab.

Andreas H. Drescher wurde 1962 in Schwalbach/Saar geboren, studierte Germanistik, Politik und Philosophie in Köln und lebt als freier Autor und Künstler in Saarlouis. Regelmäßig veröffentlicht er Lyrik und Prosa, unter anderem in Das Gedicht und im Forum Der goldene Fisch. Beim „Literatur Digital“-Wettbewerb von DTV/Hanser wurde er mit dem Ersten Preis ausgezeichnet. Sein Roman „Kohlenhund“ (2018) stieß zuletzt u. a. beim Deutschlandfunk auf großen Anklang.

Lesungen im Museum für Druckkunst Leipzig

Im März präsentiert sich das Museum für Druckkunst Leipzig mit Lesungen vor Ort in der Nonnenstraße 38 sowie einem vielfältigen Programm zum 2. Bundesweiten „Tag der Druckkunst“.

Donnerstag, 12. März, 19 Uhr. Lesung: Jochen Schmidt u. Line Hoven „Paargespräche“.

In treffsicher-komischen Dialogen und originellen Illustrationen holen Jochen Schmidt und Line Hoven berühmte Kultpaare aus der Bibel, Kunstgeschichte und Popkultur in die Gegenwart und zeigen, dass es schon bei Adam und Eva alles andere als paradiesisch zuging.

Freitag, 13. März, 20.30 Uhr: Präsentation: Rolf-Bernhard Essig „Hand aufs Herz. Redensarten von Kopf bis Fuß“.

In seinem neuen Buch stellt der deutsche „Sprichwort-Papst“ Rolf-Bernhard Essig sehr vergnüglich über 500 sprichwörtliche Körperredensarten vor – systematisch von den Haaren bis zu den Zehen geordnet.

Sonntag, 15. März, 11–17 Uhr 2. Tag der Druckkunst. Zahlreiche Veranstaltungen im Zeichen des Immateriellen Kulturerbes Drucktechniken. Ermäßigte Eintrittspreise.

Lutz Rathenow und Till van Rahden im Streitgespräch in der Volkshochschule

Die liberale Demokratie galt lange als selbstverständlich. Diese Zeiten sind vorbei, besonders im Osten greift der Populismus um sich – und die Demokratie scheint in der Krise zu stecken. Zugleich gibt es zahlreiche Initiativen und Gruppen, die sich mit Nachdruck für die Pflege der Demokratie und der Menschenrechte einsetzen.

„Demokratie: Eine gefährdete Lebensform“, das Buch des in Montréal lehrenden deutschen Historikers Prof. Dr. Till Van Rahden, wirft Schlaglichter auf die Geschichte der Bundesrepublik vor der Vereinigung, die ihre sozialen und kulturellen Voraussetzungen anschaulich machen.

Am Donnerstag, 12. März, ab 20 Uhr, stellt Till van Rahden sein Buch in der Volkshochschule Leipzig vor. Im Anschluss an die Lesung werden er und Lutz Rathenow dessen Kernthesen diskutieren. Die Moderation übernimmt Dr. Roland Löffler, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung.

Der ursprünglich im Rahmen von „Leipzig Liest“ geplante Abend ist ein Ost-West-Gespräch zwischen zwei herausragenden Autoren über Demokratie und drängende Fragen unserer Zeit. Statt den Niedergang der Demokratie zu beklagen gilt es, das Bewusstsein für sie wieder zu schärfen. Der Historiker van Rahden plädiert dafür, Umgangsformen wieder zu pflegen, die Streitkultur zu stärken und öffentliche Räume auszubauen, die es gerade im Alltag ermöglichen, Gleichheit wie Freiheit zu erleben und demokratische Tugenden einzuüben.

Lutz Rathenow gehörte zu den führenden Dissidenten in der DDR. In kritischer Lyrik und politischen Essays begleitet er seit fünf Jahrzehnten die gesellschaftlichen Entwicklungen in Ost-, West- und Gesamtdeutschland und setzt sich intensiv mit dem mentalen Erbe der DDR und der gegenwärtigen Befindlichkeit in Ostdeutschland auseinander.

Der Eintritt ist frei.

Leipzig kann’s Lesen nicht lassen: Alternativprogramm in der naTo nach Absage von „Leipzig liest“

Die Absage der Leipziger Buchmesse mitsamt dem Lesefestival „Leipzig liest“ hat auch die naTo getroffen. Insgesamt 24 Lesungen in drei Spielstätten können nicht wie geplant stattfinden, die gute Nachricht aber ist: Es gibt ein Alternativprogramm. Leipzig kann’s Lesen nicht lassen und deshalb finden am Freitag, 13. März, ab 20:30 Uhr und am Samstag, 14. März, ab 19 Uhr Lesungen in der naTo statt.

Für den 13. März wurde kurzerhand ein Programm mit Leipziger Literaturschaffenden auf die Beine gestellt. Antje Heuer, Architektin und Prosa-Autorin, und Alexander Pape, der neben seiner Arbeit als Rechtsanwalt Kurzgeschichten veröffentlicht, eröffnen den Abend. Ihnen folgt Ralph Grüneberger, der sich in etlichen Werken immer wieder seiner Heimatstadt Leipzig widmet und an diesem Abend von Gitarrist Jörg Schneider musikalisch begleitet wird.

Am darauffolgenden Abend können diejenigen, die sich bereits die Lesungen am 14. März im Kalender markiert hatten, zumindest in Teilen aufatmen. Schauspieler Frank Arnold liest nach Einführung durch Sabine Franke aus Simon Ravens „Fielding Gray“. Zu Gast an diesem Abend ist auch Debra Jo Immergut. Sie liest wie geplant aus ihrem Roman „Die Gefangenen“. Statt um 18 Uhr beginnt die Veranstaltung nun allerdings eine Stunde später, um 19 Uhr.

Das Alternativprogramm der naTo (Karl-Liebknecht-Str. 46) im Überblick:

Freitag, 13. März, 20.30 Uhr: „Verlust & Rettung“ Antje Heuer & Alexander Pape

Texte, die ihre Spots in die Mitte des Lebens lenken: Sie erzählen von einem Umtrunk am letzten Augusttag, einem Mann, dessen Schulter von der Gewehrkugel eines Freundes getroffen wird oder von einem Schnee-Elefanten im Krankenhaushof, der eine Frau am Leben halten soll.

Es geht um Verluste und die Schwierigkeit, zu lieben, um Differenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit, darum, zu kämpfen und sich Raum zu schaffen im Hier und Jetzt. In kurzen Prosastücken entwickeln zwei Leipziger Autoren Bilder von Begegnungen zwischen Männern und Frauen, die alltäglich scheinen und doch das Ganze in den Blick nehmen.

Antje Heuer, geboren 1962, ist Architektin mit journalistischer Ausbildung und betreibt mit Partnern ein Architekturbüro in Leipzig. Sie schreibt Prosa und Kritiken, unter anderem war sie viele Jahre Autorin der Kolumne Aufbau Ost im Magazin kreuzer. Sie publiziert in Literatur- und Fachzeitschriften.

Alexander Pape, geboren 1962, arbeitet in Leipzig als Rechtsanwalt. Er schreibt insbesondere Kurzprosa, veröffentlicht Kurzgeschichten in Literaturzeitschriften und tritt regelmäßig im Rahmen von Lesungen auf.

Eintritt: frei

Freitag, 13. März, 22 Uhr: „Leipzig-Lyrik“ und „Leipziger Geschichten“ mit Ralph Grüneberger, Jörg Schneider (Musik)

Ralph Grüneberger, der sich literarisch immer wieder seiner Heimatstadt widmet, veröffentlichte im Februar 2020 die „Leipziger Geschichten“ und 2019 den Leipzig-Roman „Herbstjahr“, 2017 gemeinsam mit Walter Thomas Heyn das „Leipziger Liederbuch“, davor seine Leipzig-Gedichte „Mit Mick Jagger in Plagwitz“ (2015). Dem voraus ging 2006 der Titel „Leipzig – Poetische Ansichten“, ein Buch, das Grüneberger gemeinsam mit der Fotografin Sigrid Schmidt entwickelt hat. Bereits 1990 hatte Grüneberger mit Unterstützung von Michael Hofmann und Thomas Schinköth den Stadtführer „3 x Leipzig“ publiziert.

Ein weiteres Sachbuch folgte kurz darauf; 1992 porträtierte er gemeinsam mit Bernd Lindner in dem Band „Demonteure. Biographien des Leipziger Herbst“ 20 Montagsdemonstranten. Auch über die seinerzeit illegale Lyriklesung auf dem (nunmehr verlandeten) Leipziger Elsterstausee kuratierte Ralph Grüneberger eine Wanderausstellung und erarbeitete zusammen mit Gerhard Pötzsch im Zeitraum 2003–2007 ein Radiofeature und einen Dokumentarfilm.

Der in Leipzig lebende Gitarrist Jörg Schneider ist bekannt aus der Zusammenarbeit mit Jens-Paul Wollenberg, der Bluesband last fair deal (über 1000 Konzerte), dem Duo mit Franz Schwarznau (Kontrabass) oder im Trio noch mit Matthias Macht (Schlagzeug) sowie seinem aktuellen Trio three forks (mit Schneider, Schwarznau, Macht).

Eintritt: frei

Samstag, 14. März, 19 Uhr: „Simon Ravens Romanserie ‚Almosen fürs Vergessen‘ startet mit ‚Fielding Gray‘“, Sabine Franke (Einführung), Schauspieler Frank Arnold (Vorleser)

Fielding Gray ist der strahlende Star der Schule. Brillant in Latein und Griechisch, glänzt er auch beim Cricket und vermag es, alle mit seiner Attraktivität, seiner Eloquenz und einem charmanten Hang zum Draufgängertum für sich einzunehmen. Kurz bevor er 1945 sein letztes Schuljahr antritt, verliebt er sich in den zurückhaltenden blonden Christopher, an dem ihn vor allem dessen Unschuld fasziniert.

Obwohl sein bester Freund vor einem möglichen Skandal warnt und ihn ein Konkurrent um die Position des Schulkapitäns offensichtlich genau im Blick behält, bahnt sich eine Tragödie an – und auch außerhalb der Schule gerät Fielding Grays verheißungsvolle Zukunft ins Wanken.

„Fielding Gray“ ist ein berührender Roman über Freundschaft und enttäuschte Erwartungen, Begehrlichkeit und schicksalhaftes Scheitern, manipulative Machenschaften und Schuld. Und er ist der erste Teil der Romanreihe „Almosen fürs Vergessen“ des britischen Autors Simon Raven, die endlich auch hierzulande entdeckt werden kann.

Mal mehr, mal weniger locker mit dem Lebensweg des englischen Berufssoldaten und Schriftstellers Fielding Gray verbunden, der nach einem Indienaufenthalt auch auf Zypern und in Deutschland stationiert ist, umspannen die zehn Romane erzählerisch die Jahre 1945 bis 1973. Sie sind miteinander verwoben durch die Mitglieder einer Gruppe privilegierter Internatsschüler, die sich im ersten Band „Fielding Gray“ eben anschicken, in verschiedene politische, publizistische, wirtschaftliche und militärische Schaltstellen des britischen Gesellschaftslebens aufzurücken.

Berührend, unerschrocken und höchst unterhaltsam erzählt Simon Raven davon, wie „menschliches Bemühen und Wohlwollen beständig dem heimtückischen Wirken von Zeit, Zufall und der übrigen Menschheit ausgesetzt sind“. Ein elitäres Bildungssystem, der Zusammenbruch des Britischen Reiches, Suezkrise und Kalter Krieg, Atomwaffenentwicklung und Studentenrevolte bilden den Hintergrund, vor dem die moralische Hybris und die menschlichen Schwächen der britischen Oberschicht und der zunehmend auch tonangebenden „Upper Middle Class“ ins Visier genommen werden.

Es liest der Berliner Schauspieler Frank Arnold. Die Leipziger Übersetzerin Sabine Franke führt in Leben und Werk ein.

Veranstalter: Elfenbein Verlag. Büchertisch: El Libro. Eintritt: frei

Samstag, 14. März, 20:30 Uhr: „Die Gefangenen“, Debra Jo Immergut

Frank erkennt sie auf Anhieb. Die Haare, der Gang, das Lächeln – sie hat sich nicht verändert. In der Highschool war er unsterblich in dieses Mädchen verliebt. Damals hat sie ihn keines Blickes gewürdigt. Nun steht Miranda in ihrer gelben Gefängniskluft vor ihm, wegen kaltblütigen Mordes zu 52 Jahren Haft verurteilt. Frank ist ihr als Psychologe zugewiesen, müsste aber den Fall wegen Befangenheit abgeben. Doch Frank trifft eine fatale Entscheidung mit gefährlichen Konsequenzen für beide…

Debra Jo Immergut erzählt mit großem psychologischem Feingefühl davon, wie Frank und Miranda Gefangene ihrer schicksalhaften Vergangenheit sind. Ein faszinierender Roman über die Wechselwirkung zwischen Macht und Obsession, Manipulation und Gefahr – atemlos spannend!

Veranstalter: Penguin Hardcover, Büchertisch: El Libro, Eintritt: frei

Leipzig liest doch … und streamt live

https://www.l-iz.de/marktplatz/netzwelt/2020/03/Leipzig-liest-doch-%e2%80%a6-und-streamt-live-320837

Leipzig bekommt doch noch ein kleines Lesefest

Leipzig bekommt doch noch ein kleines Lesefest

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