Aristoteles, da Vinci, Gage und Maguire. Sie alle haben versucht, die Wirkungsmechanismen im menschlichen Gehirn aufzuschlüsseln. Das Theater der Jungen Welt inszenierte am vergangenen Freitag mit der Uraufführung des Stückes „Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?“ unter Leitung von Regisseurin Tatjana Rese und Dozent Matthias Eckoldt der FU Berlin, eine kleine Geschichte der Hirnforschung.

Wie ein rot gestreiftes Dach eines Zirkuszeltes, hängen im Saal rote Bahnen über dem Zuschauerraum. Am rechten Bühnenrand beginnt Schauspielerin Laura Hempel in luftiger Höhe akrobatische Übungen an zwei Tüchern zu machen. Kurz darauf rollen Hirnchirurg Dirk Baum und Philipp Zemmrich, als sein medizinischer Assistent, ihren Schützling, Versuchsaffe Jens, in einem Käfig auf die Bühne.

Im Verlauf des Stückes wechseln sich Videointerviews von Passanten, Chorgesängen, Installationen und Spielsequenzen ab. Jens und Kaspar, eine riesige Handpuppe, lassen sämtliche Versuche über sich ergehen, die absurd und menschenunwürdig sind.

Man könnte sich fragen wozu dieses bizarr inszenierte Spiel taugen soll. Zur Aufklärung? Oder handelt es sich um eine neue Form der wissenschaftlichen Präsentation wichtiger Forschungsergebnisse? Jens beginnt, sich gegen die Versuche seiner zwei Forscher, Sonia Abril Romero und Benjamin Vinnen, zu wehren und kritisiert deren Forschung, die in seinen Augen zu keinem Ergebnis führt und sowohl Mensch, als auch Affen unnötige Schmerzen zufügt.

„Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?“. Foto: Stefan Hoyer
„Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?“. Foto: Stefan Hoyer

Ein ständiger Wettbewerb zwischen den zwei Forschern sorgt dafür, dass Jens aus dem Versuchslabor ausbricht und das Spiel umdreht. Statt ihm sitzen am Ende die Forscher im Käfig und müssen feststellen, dass ihre Mühen umsonst waren und sie zu keinen neuen wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen gelangt sind.

Parallel zu diesem Versuchszirkus spielt Hempel eine Amnestikerin, die ihr Gedächtnis gänzlich verloren hat und von neuem beginnen muss zu leben. Zart und voller Gefühl lässt sie den Zuschauer an ihrer Suche nach Authentizität und Identität teilhaben. Es sind diese kleinen Sequenzen, die dem Stück seine Ästhetik verleihen.

Auch wenn sowohl das Bühnenbild von Nathalie Schanze und Sarah Zink und die von Reiner Wiesemes gestalteten Kostüme schön anzuschauen sind und die Leistung der Spielenden gut ist, schafft es „Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?“ nicht, ein nachhaltig wirkendes Stück zu sein. Allerdings ist das ein Umstand, der nicht allzu schlimm ist, denn ein unterhaltsamer Abend mit ein paar neuen Fakten rund um unser Gehirn wird es allemal.

Weitere Vorstellungen am 23.05.18 um 19:30 Uhr und am 24.05.18 um 11:00 Uhr im Theater der Jungen Welt.

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