Wir leben in einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen radikalisieren. Erst in Kommentaren, dann verbal auch im Umgang mit anderen – und auf einmal kommt es zur blanken Gewalt. Und das Umfeld ist meist nur ratlos, wie es so weit kommen konnte: Haben Sie sich schon einmal von jemandem abgewendet, weil die Person zu radikal wurde? Wie gehen Sie mit unbequemen, extremen und lauten Forderungen um? – Frage für ein besonders Tanzstück im Theater der Jungen Welt.

Am Freitag, dem 22. September, um 19.30 Uhr feiert „Hyper normal“ (15 plus), ein Tanzstück über Radikalität von Hege Haagenrud, seine Uraufführung im Großen Saal des Theaters der Jungen Welt.

Wir kennen radikale Maßnahmen, radikale Gruppierungen, radikale Kunst. Sie drängen sich auf, zwingen zur Reaktion, wollen vor allem eines: bewegen! In großen Lettern, lauten Protesten und Superlativen begegnet uns Radikalität, unerwartet, einschüchternd und unbequem. Die Meinungen und Ziele radikaler Gruppen könnten dabei nicht unterschiedlicher sein. Aber gibt es etwas, das sie verbindet? Ängste, Hoffnung, Strategien?

Diese Fragen sind die Entstehungsgrundlagen des Tanzstücks „Hyper normal“, das Tendenzen der gesellschaftlichen Spaltung eine künstlerische Begegnung entgegensetzen will. Für die Umsetzung ist zum ersten Mal die renommierte norwegische Choreografin Hege Haagenrud am TDJW zu Gast.

Hege Haagenrud hat seit ihrem Debüt im Jahr 2002 mehr als 15 Tanzproduktionen geschaffen, unter anderem für ihre eigene Compagnie, das Norwegische Nationalballett in Oslo und das Nagelhus Shia Productions in Sandvika. Ihre Arbeiten besitzen dokumentarischen Charakter und basieren oft auf im Vorfeld geführten Interviews, die einen integralen Bestandteil der Erzählungen ausmachen. Ausgehend von Haagenruds Methode, in der Audio-Einspieler, Lippensynchronisation und Choreografie verbunden werden, schlüpft das fünfköpfige Tanzensemble in verschiedene Rollen, Emotionen und bietet Einblicke in verschiedene radikale Lebenswelten.

„Hyper normal“ setzt eine kompromisslose Haltung in den Fokus, bevor sie kategorisch in ein „zu viel“, „zu gruselig“, „zu naiv“, „zu engstirnig“ eingeordnet wird.

Was bewegt radikale Menschen? Wo fängt radikal sein an? Am Küchentisch, in der Schule, zwischen Freundeskreisen, bei Familienfesten? Oder erst dann, wenn es alle mitbekommen?

Premiere für „Hyper normal“ (15 plus) ist am Freitag, 22. September, um 19.30 Uhr im Großen Saal des Theaters der Jungen Welt ein.

Die nächste Vorstellung von „Hyper normal“ ist am 23. September ebenfalls um 19.30 Uhr im Großen Saal.

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