Das internationale Tanzfestival euro-scene findet vom 7. bis 12. November statt und zeigt 15 Produktionen. Insgesamt umfasst das Festivalprogramm 26 Veranstaltungen. Kompanien aus neun Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Kosovo, Portugal, Slowenien, Syrien, Ukraine) reisen für das europäische Tanz- und Theaterfestival nach Leipzig und zeigen ihre Kreationen.

Die Tänze und Performances verhandeln gesellschaftspolitische Themen. So untersuchen Žiga Divjak und sein Team in „Krize“ ein globales Wirtschaftssystem, das auf Ausbeutung und Wachstum basiert und damit die Ursache ist für aktuelle Krisen, Qendra Multimedia blickt mit „Negotiating Peace“ auf Krisen und Krieg und „The long shadow of Alois Brunner“ der syrischen Exiltheatergruppe Collective Ma’louba verknüpft die deutsche und syrische Geschichte.

Das Programm umfasst unter anderem eine Uraufführung, sechs deutsche Erstaufführungen sowie zwei internationale Koproduktionen. Außerdem werden zwei weitere deutsche Erstaufführungen in Zusammenarbeit mit den Berliner Festspielen bzw. mit dem Fast Forward Festival des Staatsschauspiels Dresden präsentiert. Schirmherr ist zum 18. Mal OBM Burkhard Jung.

Politik ist Programm

„In dem slowenischen Gastspiel KRIZE, wie auch in weiteren Stücken der diesjährigen euro-scene Leipzig, sind die Folgen von 500 Jahren Kapitalismus ein Leitmotiv“, so Festivalleiter Christian Watty . „Diese Form des Wirtschaftens mit dem Imperativ eines endlosen Wachstums ist nur möglich, wenn man einen großen Teil der Menschen, Tiere und Natur als Objekte betrachtet: als Rohmaterial oder Ressourcen, die man enteignen, versklaven, kolonialisieren und ausbeuten kann. Die Folge ist ein Mangel an Mitgefühl und ein Ausblenden von Leid und Tod.“

Auch die Newcomer*innen verhandeln die Themen Kapitalismus, Kolonialismus und Krise: Salim Djaferi, dessen Theaterstück „Kolounisation“ auf die Geschichte Algeriens blickt, und Chara Kotsali, die in „To be possesed“ das Motiv der „besessenen Frau“ in unterschiedlichen kulturellen Kontexten beleuchtet.

Fokus auf Steven Cohen und Verbindung zur Buchmesse

Cover Leipziger Zeitung Nr. 117, VĂ– 28.10.2023. Foto: LZ

Mit drei Stücken von Steven Cohen setzt das Programm einen thematischen Schwerpunkt auf die Wandelbarkeit und das politische Engagement des international gefeierten Choreografen, Bildenden Künstlers und Performers. „Put your heart under your feet … and walk!“ bringt ein Trauerritual und ästhetisches wie politisches Manifest über den Verlust eines geliebten Menschen sowie unseren Umgang mit dem Tod auf die Bühne.

Sein Doppelabend „Sphinctérographie + Deface“ beleuchtet die Verbindung zwischen Privatem und Politischem und gibt einen Einblick in das umfassende Werk, das Cohen in den letzten drei Jahrzehnten auf mehreren Kontinenten geschaffen hat.

Der Thementag „Alles außer flach – Neue Literatur aus Flandern“ am 8. November schlägt den Bogen zur Leipziger Buchmesse, wo 2024 Flandern und die Niederlande mit ihrem Gastlandauftritt im Mittelpunkt stehen.

Das gesamte Programm, inklusive zwei AuffĂĽhrungen mit Audiodeskription, und das diskursive plus-Programm mit zahlreichen Veranstaltungen bei freiem Eintritt findet sich auf der Website der euro-scene.

„euro-scene Leipzig 2023 zeigt vielfältiges und politisches Programm“ erschien erstmals im am 27.10.2023 fertiggestellten ePaper LZ 118 der LEIPZIGER ZEITUNG.

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