Ardijan K. (25) nimmt es mit dem Gesetz nicht immer allzu genau. Vier neue Anklagen hatte Staatsanwältin Carina Langnaese am Donnerstag ins Amtsgericht mitgebracht. Der vorbestrafte Leipziger hat sich wegen diverser Verkehrsdelikte, Körperverletzungen und Drogenkriminalität zu verantworten. Ihm droht ein mehrjähriger Gefängnisaufenthalt. Dass Ardijan K. demnächst in der Justizvollzugsanstalt wohnt, steht bereits fest. In einem anderer Prozess wurde der junge Mann bereits rechtskäftig zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Für wie lange der Erwerbslose, der nie einen Beruf erlernt hat, schlussendlich hinter Gitter muss, hängt davon ab, welche der jetzt angeklagten Delikte dem Mittzwanziger nachgewiesen werden können. K. räumte am Donnerstag ein, bei mehreren Verkehrskontrollen am Steuer eines Mercedes angehalten worden zu sein.

Das Auto war nicht auf ihn zugelassen, einen Führerschein besaß er nicht. Dass er zusätzlich unter dem Einfluss von Cannabis und Kokain gestanden hatte, macht die Verstöße nicht besser. Am 23. September 2019 lieferte er sich eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit der Polizei durch den Leipziger Osten. Dabei erreichte K. innerorts Geschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern.

Ein Polizist sagte aus, er habe gesehen, wie dabei ein Gegenstand aus dem Fenster geworfen wurde. Ob es sich dabei um Betäubungsmittel handelte, konnten die Beamten später nicht mehr aufklären. Die Fahrt endete erst nach atemberaubenden acht Minuten, als K. den Wagen freiwillig in der Permoser Straße stoppte.

Etwa eine halbe Stunde zuvor hatten Ardijan K. und seine beiden Mitfahrer Hans E. (33) und Laeeg F. an einer Straßenkreuzung eine Begegnung mit einem Rollerfahrer. Um sich für einen vermeintlichen Verkehrsverstoß zu revanchieren, soll der Angeklagte den 17-Jährigen erst ausgebremst und ihm danach mit einem Schlag durch das geöffnete Helmvisier die Nase gebrochen haben. Er bestreitet dies.

Nicht weniger zimperlich soll K. mit seiner früheren Lebensgefährtin umgegangen sein. Staatsanwältin Langnaese listete vier Fälle häuslicher Gewalt auf, die der gebürtige Kosovare alle abstritt.

Am schwersten wiegt der Vorwurf, als Erwachsener einen Minderjährigen zum Handeltreiben mit Betäubungsmitteln bestimmt zu haben. Das Gesetz sieht hierfür mindestens ein Jahr Freiheitsstrafe vor. Am 16. Juni 2017 kaufte Nassim V. bei Maxim H. – ebenfalls minderjährig – auf Kommissionsbasis für 4.700 Euro ein Kilo Marihuana.

Weil der Käufer irgendwann seine Schulden nicht mehr tilgen konnte, soll Ardijan K. in den Deal eingestiegen sein. Genauer: Er übernahm eine Restschuld von 2.000 Euro. Nassim V. sollte das „Darlehen“ nach eigener Aussage gegenüber den Ermittlungsbehörden bei diesem abarbeiten, indem er für ihn mit Marihuana dealte. Das „Gras“ möchte er vom Angeklagten erhalten haben. Doch der Kleinkriminelle wurde auf frischer Tat ertappt und packte aus.

Sollte seine Version stimmen, so sei K. bei ihm vorstellig geworden, weil die Umsätze nicht stimmten. Dabei soll es zu körperlicher Gewalt gekommen sein. Ardijan K. bestritt auch diese Vorwürfe. Mangels anderweitiger Beweise ist der geschundene Dealer in dieser Angelegenheit der Hauptbelastungszeuge.

Am Donnerstag blieb er der Verhandlung unentschuldigt fern. Amtsrichter Peter Weber verhängte ein Ordnungsgeld und ordnete seine Vorführung an. Der Prozess wird fortgesetzt.

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