Die katholische Kirche spielt gerade Reise nach Jerusalem, wobei anders als im Spiel ein Stuhl nach jeder Runde leer bleibt. Bischof Heiner Koch wird neuer Erzbischof von Berlin. Das bestätigten am Montag um 12:00 Uhr zeitgleich die Ordinariate in Dresden und Berlin sowie der Vatikan. Vor zwei Jahren erst war er aus Köln gekommen. Er wird Nachfolger von Kardinal Rainer Maria Woelki, der 2014 nach Köln berufen wurde. Damit ist nun der Dresdner Bischofsstuhl unbesetzt.

Als Heiner Koch 2013 erfuhr, dass er Bischof im Bistum Dresden-Meißen wird, besuchte er zunächst einmal eine Kölner Buchhandlung und legte sich Bücher über Dresden und Leipzig zu. Denn eigentlich kannte er diese Ecke Deutschland nicht wirklich. Und eigentlich ist er auch jetzt noch dabei, Sachsen kennenzulernen. In Leipzig besuchte er vor wenigen Monaten die Initiative Weltoffenes Gohlis. Die katholische Gemeinde St. Georg Gohlis arbeitet hier mit vielen anderen kirchlichen und politischen Gruppen zusammen. Mit dem Bischof war man sich bei der Initiative einig, dass es wichtig ist, Erfahrungsräume zu schaffen. Denn Angst macht vor allem das, was man nicht kennt. Der Katholikentag 2016 in Leipzig wird daher keine innerkatholische Veranstaltung sein. Es geht vielmehr darum, Möglichkeiten zu schaffen, dass sich verschiedene religiöse, aber auch gesellschaftliche Gruppen besser kennenlernen.

Viel zu tun also für einen Bischof, der gerade erst gekommen ist. Auch er selbst sieht das:

“Meine Bedenken im Hinblick auf meine eigene Versetzung habe ich den Verantwortlichen im Vatikan am Pfingstmontag vorgetragen: den Hinweis auf meine kurze Wirkungszeit im Bistum Dresden-Meißen, den Hinweis auf den angestoßenen Erkundungsprozess, den Hinweis auf den 100. Katholikentag, der in Leipzig vor der Tür steht. Vor allem aber auch den Hinweis auf das gewachsene Vertrauen von und zu so vielen Menschen in dieser Region, ob nun in der Kirche oder außerhalb”, betont er  in seinem heutigen Brief. Und dann relativiert er die Rolle des Bischofs, der doch an sich eine sehr wichtige Stellung im katholischen Verständnis hat: “Mir hat zudem die Überzeugung geholfen, dass unser Bistum, seine Gemeinden, Gemeinschaften und Einrichtungen so stark sind, dass sie in ihrer Vitalität nicht vom jeweiligen Bischof abhängig sind.”

Initiative "Weltoffenes Gohlis" mit Bischof. Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel
Bischof Koch bei der Initiative “Weltoffenes Gohlis” Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel

Dr. Heiner Koch wurde am 18. Januar 2013 zum Bischof von Dresden-Meißen ernannt. Am 16. März 2013 wurde er in der Dresdner Kathedrale als 49. Bischof des Bistums in sein Amt eingeführt. Heiner Koch kam am 13. Juni 1954 in Düsseldorf zur Welt. Er studierte an der Universität Bonn Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaft und beendete das Studium mit dem Staatsexamen in Erziehungswissenschaft und der Promotion zum Doktor der Theologie. Seine Promotionsarbeit trägt den Titel „Befreiung zum Sein als Grundperspektive christlicher Religionspädagogik“.

Seit Februar 2010 ist Dr. Heiner Koch als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Katholische Deutsche Auslandsseelsorge zuständig. Dafür bricht er regelmäßig zu Visitationen in die weltweit 120 Gemeinden und Gottesdienststellen auf.

Seit März 2014 ist er bischöflicher Beauftragter für das Osteuropahilfswerk der katholischen Kirche Renovabis. In der Deutschen Bischofskonferenz gehört Bischof Dr. Koch der Migrantenkommission und der Kommission Weltkirche an und ist Mitglied der bischöflichen Arbeitsgruppe Europa. Im September 2014 wählten ihn die deutschen Bischöfe zum Vorsitzenden der Kommission Ehe und Familie.

Mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx und dem Vorsitzenden der Pastoralkommission, dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nimmt er an der Familiensynode in Rom im Herbst teil.

 

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