In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober 2010 töteten zwei Neonazis den Iraker Kamal Kilade. Die Täter griffen den 19-Jährigen erst mit Pfefferspray an und stachen dann mit einem Messer auf ihn ein. Am Dienstagabend erinnerte der „Initiativkreis Antirassismus“ mit einer Demonstration an dieses Verbrechen und andere Todesopfer rechter Gewalt in Leipzig. Etwa 100 Menschen beteiligten sich daran.

Er ist das – soweit bekannt – bislang letzte Todesopfer rechter Gewalt in Leipzig: Am 24. Oktober 2010 starb Kamal Kilade, nachdem ein Neonazi im Park vor dem Hauptbahnhof mit einem Messer auf ihn eingestochen hatte. Ein zweiter Neonazi hatte den 19-jährigen Iraker zuvor mit Pfefferspray angegriffen. Die Täter wurden später zu drei beziehungsweise 13 Jahren Haft verurteilt.

Der „Initiativkreis Antirassismus“ erinnerte am Dienstagabend mit seiner jährlichen Demonstration an dieses Verbrechen. Diesmal beteiligten sich lediglich 100 Personen daran – in den Jahren zuvor waren es mehrere hundert Teilnehmende. Das schwindende Interesse sei jedoch kein Grund, aufzugeben oder nachzulassen, sagte ein Sprecher auf der Auftaktkundgebung.

Dort kritisierte der Initiativkreis den damaligen Umgang mit dem rassistischen Mord seitens der Ermittlungsbehörden und Medien. Zudem hätte sich die Stadtverwaltung nicht aktiv um ein würdiges Gedenken bemüht. Seit einigen Jahren existiert immerhin eine Gedenktafel am Tatort – eigentlich. Denn nachdem diese mehrmals beschädigt wurde, fehlt sie derzeit komplett. Die wiederhergestellte Tafel lag am Dienstagabend jedoch bereits aus und soll demnächst erneut angebracht werden.

Etwa 100 Personen gedachten Kamal Kilade und weiterer Todesopfer rechter Gewalt. Foto: René Loch
Etwa 100 Personen gedachten Kamal Kilade und weiterer Todesopfer rechter Gewalt. Foto: René Loch

Die Demonstration führte vom Hauptbahnhof aus durch die Innenstadt und endete in der Grassistraße. Dort fand anschließend die vierte „Leipziger Rede“ statt – eine Veranstaltung, auf der von Rassismus betroffene Menschen zu Wort kommen.

Bereits am Montagabend veranstaltete der Initiativkreis eine Gedenkkundgebung für Achmed Bachir. Der damals 30-jährige Asylsuchende aus Syrien war vor 21 Jahren in einem Gemüseladen erstochen worden, nachdem er einer rassistisch, sexistisch und körperlich angegriffenen Verkäuferin zu Hilfe kam. Die Ermittlungsbehörden bestritten zunächst ein rechtes Tatmotiv; in einer Tageszeitung erschien ein abwertender Kommentar über „selbsternannte Gerechtigkeitskomitees und Antifa-Initiativen“, die ein solches vermuteten und damit die „Saat für neue Gewalt“ legen würden. Mittlerweile ist Bachir offiziell als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.

Nach staatlichen Angaben gibt es in Leipzig vier Todesopfer rechter Gewalt seit 1990. Laut Initiativkreis sind es doppelt so viele. Die anderen Getöteten heißen Klaus R., Horst K., Bernd G., Nuno L., Thomas K. und Karl-Heinz T.

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