Ich war überrascht, als ich eine Anfrage der L-IZ in meinem Postfach fand. Zum Thema Leipziger Träumer. Ob ich etwas dazu schreiben könnte. Wie kommen die auf mich? Ich bin doch ganz normal, unauffällig, was hab ich schon dazu zu sagen? Erst Recht wenn es um die Stadt geht in der ich lebe. Zugegeben sehr gern und schon seit ich auf der Welt bin. Habe bislang auch erst einmal damit geliebäugelt hier wegzuziehen. Obwohl … ich tu es gerade wieder.

Nicht weil ich die Stadt nicht mag, ganz im Gegenteil, ich finde sie toll. Hier hab ich alles was mir eine Stadt so bieten kann an Kultur, Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten, Anbindung an den Fernverkehr, jede Menge Parks und Seen zum Erholen. Eine Kneipenszene die ständig im Wandel ist, immer Neues zum Entdecken bietet. Aber die sich trotz allem den Charme einer Kleinstadt bewahrt hat, irgendwie teilweise noch familiär blieb, nicht so groß und hektisch wurde wie Berlin oder München. Trotzdem denke ich darüber nach sie zu verlassen.

Weil ich wohl doch ein Träumer bin, meine Visionen habe, immer mehr fühle etwas ändern zu wollen, sogar zu müssen.

Vor einiger Zeit begann ich zu reisen, zuvor entdeckte ich auch die Fotografie für mich. Mittlerweile verbinde ich beides, bin immer neugierig auf neues, fliege recht spontan irgendwo hin. Dabei hat sich das Gefühl eingestellt, das da noch mehr ist als nur meine kleine Welt hier, ich eigentlich auch den Begriff Heimat nicht wirklich mit einem Ort verbinde, eher mit einem Gefühl. Wenn ich zum Beispiel Irland besuche, fühlt es sich an wie nach Hause kommen, aber auch an anderen Orten stelle ich mir immer öfter die Frage „Würde ich hier leben wollen?“

Ein Freund bezeichnete mich neulich sogar als Kosmopolit. Das Wort habe ich erst einmal nachschlagen müssen, nur um festzustellen, dass er wohl Recht hat. Ich bin wahrscheinlich tatsächlich ein Weltbürger. Langfristig möchte ich da leben und arbeiten wo ich mich wohl fühle. Seit einiger Zeit spiele ich mit dem Gedanken auszuwandern, habe das stärker werdende Gefühl, mein Kapitel hier in Leipzig zu beenden, und ein völlig neues aufzuschlagen.

Wo genau ich das tun werde ist noch nicht entschieden. Ein solcher Plan hat sich im letzten Jahr zerschlagen, aber davon lasse ich mich nicht entmutigen. Warum auch? Allerdings betrachte ich meine Reiseziele nun mit anderen Augen, schmiede Pläne was ich dort machen könnte um mein Leben zu finanzieren. Klar, arbeiten muss ich überall. Nur möchte ich Leben und Arbeiten mehr miteinander verknüpfen. Vielleicht kann ich mein Hobby Fotografie mit einbeziehen. Vorstellen kann ich mir fast alles, ich lerne schnell.

Fotoguide auf den schottischen Orkneys, Herbergsmutter auf Gran Canaria, Ranger in Neuseeland oder Kanada? Wer weiß was sich findet.

Hauptsache nix im Büro, da passe ich nicht so recht hin. Wenn ich davon erzähle bekomme ich oft zu hören „Was willst du denn da machen, du hast doch nur deinen Beruf gelernt?“. Ja und? Heißt das jetzt, ich muss diesen einen Beruf bis zum Ende meiner Tage ausüben? Reicht mein Blick und mein Können nur bis zu einer Kante des Horizonts? Nein! Ich will mehr, will meinem Bauchgefühl folgen, mich solange treiben lassen bis ich ankomme. Meinen erlernten Beruf kann ich vermutlich sowieso nicht bis zur Rente ausüben, dazu ist er körperlich zu anstrengend.

Das mag blauäugig klingen, aber so funktioniert das Leben. Warum sollte ich mich von Ängsten einschränken lassen? Angst vor Neuem, Unbekanntem, Angst vor dem Alter, Angst davor bekannte Pfade zu verlassen… Doch, was soll mir schon passieren? Ich fände es schlimmer etwas nicht zu versuchen, als beim Versuch zu scheitern. Also nutze ich Chancen und Möglichkeiten und lerne dabei.

Wenn Sie das hier lesen bin ich übrigens gerade in Südafrika, auch so eine Gelegenheit, die ich einfach genutzt habe. Vor einem Jahr war daran noch nicht zu denken. Und wer weiß… vielleicht bleibe ich ja doch hier… Nur anders.

Alle Träume, welch bereits veröffentlicht sind, finden Sie ab sofort hier in steigender Anzahl unter dem Tag l-iz.de/tag/traeume.

Eine Reihe kehrt zurück: Wenn Leipziger träumen

Wenn Leipziger träumen

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Ja, wie war das noch? Am Ende bereut man nicht, was man getan hat sondern das, was man nicht getan hat. Ein wunderschöner Text.

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