Ganz weg ist Legida noch immer nicht: Am Sonntagnachmittag fand auf dem Parkplatz vor der IHK eine Kundgebung zum angeblichen Schutz von Frauen statt. Wer sich auf Facebook und vor Ort umschaute, entdeckte Überschneidungen mit AfD oder rechten Bürgerbewegungen. Insgesamt lockte die Veranstaltung am Samstag ab 14 Uhr nur 50 Personen an, etwa 25 weniger als eine Gegenveranstaltung direkt daneben.

Bis zum Schluss war nicht ganz klar, was genau sich hinter einer für Sonntag, den 29. Juli, angekündigten Kundgebung gegen Gewalt an Frauen verbirgt. Jene, die auf Facebook ihr Interesse signalisierten, kamen oftmals aus dem Umfeld der AfD oder Pegida-ähnlicher Gruppen. Auch die „Bürgerbewegung Leipzig“, die im vergangenen Jahr für einige Wochen die Nachfolge von Legida in Leipzig angetreten hatte, bewarb die Veranstaltung.

Tatsächlich war es dann genau dieses Spektrum, das vor Ort anzutreffen war. Auf der Bühne wehten die Deutschland-Fahnen und im Publikum war Thor Steinar zu sehen. Auch die von zahlreichen Demonstrationen bekannte „OfD-Heidi“ war wieder vor Ort und filmte sowohl die eigene als auch die Gegenkundgebung.

Die Veranstaltung auf dem IHK-Parkplatz mit dem Namen „Wir Frauen fordern: Keine Gewalt in Deutschland“ war bereits nach 30 Minuten beendet. Drei Rednerinnen sprachen über Medienversagen, Täter-Opfer-Umkehr und kulturelle Unterschiede. Das „Offene Mikrofon“ wollte anschließend niemand nutzen. Unter den 50 Zuhörenden befanden sich etwa zehn Frauen, zum eigentlich wichtigen Thema der Gewalt gegen Frauen hatte hier offenbar niemand etwas zu sagen.Vermutet wurden bereits im Vorfeld eher fremdenfeindliche Motive für die Demonstration.

Etwa 50 Personen waren anwesend. Foto: René LochEtwa 50 Personen waren anwesend. Foto: René Loch
Etwa 50 Personen waren anwesend. Foto: René Loch

Bei der Mehrheit der Anwesenden handelte es sich um Motorradfahrer, die zuvor unter dem Motto „Bikers for Womens“ von der Neuen Messe in die Innenstadt gefahren waren. Darunter viele Dresdner Nummernschilder – vor allem in der Landeshauptstadt hatte es in diesen Kreisen im Vorfeld Versuche zu einer Mobilisierung gegeben.

Etwa 50 Meter davon entfernt fand eine Gegenkundgebung unter dem Motto „Feminismus oder Schlägerei“ statt. An dieser beteiligten sich etwa 75 Personen, darunter auch die linken Biker des Motorradclubs „Kuhle Wampe“. Hier thematisierten die Reden den Schutz von Frauen, der von Rechten vereinnahmt werde, und einen autoritären Feminismus, der beispielsweise im Zusammenhang mit Muslimen mit Kopftuchverboten agieren möchte.

Ob die rechten „Frauenschützer“ wiederkommen, bleibt abzuwarten. Sowohl die „Bürgerbewegung Leipzig“ als auch eine ähnliche Veranstaltung zum Thema Pflege vor knapp zwei Jahren waren sehr kurzlebige Veranstaltungen. Die bislang letzte Legida-Demo kurz vor der Bundestagswahl bleibt wohl bis auf Weiteres der jüngste größere Aufmarsch von Rechtsradikalen in Leipzig.

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Nur 10 Frauen, also knapp 40 Männer. Soso. Dann waren deren Frauen wohl nicht rechtzeitig mit dem Haushalt fertiggeworden, was?^^

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