Nachdem ein großer Teil des griechischen Flüchtlingslagers Moria abgebrannt ist, wollen Aktivist/-innen heute Abend für die Aufnahme der Geflüchteten in Deutschland demonstrieren. In Leipzig startet um 19 Uhr eine Demonstration am Hauptbahnhof. Zudem haben sich sächsische Politiker/-innen geäußert. Außerdem: Das EU-China-Gipfel-Protestbündnis meldet sich zu Wort. Die L-IZ fasst zusammen, was am Mittwoch, den 9. September 2020, in Leipzig und Sachsen wichtig war.

Nach dem verheerenden Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria in der vergangenen Nacht haben sich auch sächsische Landespolitiker/-innen zu Wort gemeldet. Die grüne Europaministerin Katja Meier forderte die Bundesregierung dazu auf, Menschen aus Griechenland in Deutschland aufzunehmen. Zudem müsse es schnell technische und humanitäre Hilfe vor Ort geben.

Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) forderte den Bund – wo Sozialdemokrat/-innen mitregieren – ebenfalls dazu auf, sein Kontingent zu erhöhen. Sachsen sei dazu in der Lage, mehr Menschen aufzunehmen. Burkhard Jung, Leipzigs Oberbürgermeister und Parteikollege von Köpping, bekräftigte heute: „Gemeinsam mit vielen anderen Kommunen in Europa stehen wir bereit, die Menschen aufzunehmen.“

Kritik an Seehofer

In Leipzig wollen am Abend wieder Menschen für die Aufnahme von Geflüchteten demonstrieren. Archivfoto: L-IZ.de
In Leipzig wollen am Abend wieder Menschen für die Aufnahme von Geflüchteten demonstrieren. Archivfoto: L-IZ.de

Der SPD-Landtagsabgeordnete Albrecht Pallas verwies in einer Pressemitteilung darauf, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zuletzt einigen Bundesländern verboten hatte, mehr Geflüchtete aufzunehmen. Diese „Blockade“ müsse er aufgeben. Die Linksfraktion im sächsischen Landtag erneuerte unterdessen ihre Forderung, dass der Freistaat ein Landesaufnahmeprogramm für 500 Menschen initiieren soll.

In dem für weniger als 3.000 Personen eingerichteten Lager Moria lebten zuletzt knapp 13.000 Menschen. Gestern war bekannt geworden, dass es dort mittlerweile 35 bestätige Coronafälle gibt. Das Lager sollte daraufhin abgeriegelt werden.

Unter anderem in Leipzig soll heute Abend eine Demonstration stattfinden. Diese steht unter dem Motto: „Wir haben Platz – Für die sofortige Aufnahme der Geflüchteten aus Moria und allen Lagern“. Beginn ist um 19 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz. In zahlreichen weiteren Städten sind ebenfalls Demonstrationen geplant.

Auftakt der Demonstration in Leipzig

Video: L-IZ.de

Die Demo ist auf ca. 1.000 Menschen angewachsen

Video: L-IZ.de

Mehr als 1.000 Teilnehmer gegen 21 Uhr auf dem Augustusplatz

Video: L-IZ.de

Kolonialismus, Auwald und Weinteichsenke

Worüber die L-IZ heute berichtet hat: über einen Stadtspaziergang, der sich den kolonialen Spuren in Leipzig widmete, über das Naturschutzgebiet im Auwald und über die Weinteichsenke in Markkleeberg, für die es offenbar schon konkrete Pläne gibt.

Was heute außerdem wichtig war: Das Bündnis, das in den kommenden Tagen „Aktionstage“ zum einst geplanten EU-China-Gipfel veranstaltet, wendet sich gegen die Berichterstattung, die die Veranstaltungen in einen Zusammenhang zu Gentrifizierung und den Ausschreitungen in der vergangenen Woche gesetzt habe. Für Samstag plant die Gruppe „Nationalismus ist keine Alternative Sachsen“, die Teil des Bündnisses ist, eine autonome Demonstration in Leipzig.

Zum Bericht über die Demonstration am 9. September 2020

„Wir haben Platz“: Tausende demonstrieren friedlich in Leipzig nach Brand im Moria-Camp + Video

Auf kolonialen Spuren

Auf kolonialen Spuren

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusätzlich auf L-IZ.de über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall zu entdecken.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

René Loch über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 3 Kommentare

Das ist jetzt schon bisschen peinlich, wenn man nicht zwischen Aufwertungsdruck, Spekulationen mit Immobilien und der Not von Menschen unterscheiden kann, die man in Moria in ein Lager gesteckt hat.

“Wir haben Platz!”
….aber nicht in Connewitz, denn da leben dissidente Menschen (O-Ton Jule) in einem alternativen Disneyland, die ihre gemütlichen Lebensentwürfe zwischen Könich Heinz und Conne Island von Fremden bedroht sehen. Außerdem ist da sowieso kein Platz mehr!!

Schreiben Sie einen Kommentar