Der Leipziger Jura-Professor Tim Drygala ist bundesweit in die Schlagzeilen geraten, weil er angedeutet hat, gerne auf ein Foto der Linken-Vorsitzenden Heidi Reichinnek zu schlagen. Nachdem die Politikerin Anzeige gegen ihn erstattet hatte, fordern auch Linke aus Sachsen Konsequenzen. Sie kritisieren die zurückhaltenden Äußerungen von Universität und Ministerium.

Drygala hatte vor einigen Wochen auf „X“ ein Foto veröffentlicht, auf dem ein Foto von Reichinnek zu sehen ist, das auf einen Kühlschrank geklebt wurde. Dazu der Kommentar: „Unsere Kühlschranktür schließt schlecht. Man muss immer mit der Faust dagegen schlagen, damit sie richtig zu ist. Damit ich das nicht vergesse, habe ich mir jetzt einen kleinen Reminder gebastelt. Wirkt 1a.“

Der Beitrag blieb für einige Zeit ziemlich unter dem Radar, was sich allerdings spätestens in der vergangenen Woche änderte, als die LVZ über Reichinneks Anzeige gegen Drygala berichtete. Seitdem erschienen auch in vielen überregionalen Medien Berichte über den ehemaligen Dekan der Juristischen Fakultät, die vor einigen Jahren wegen rassistischer Tweets eines Professors schon einmal größere Bekanntheit erlangt hatte.

Zumindest dienstrechtliche Konsequenzen sind aktuell nicht zu erwarten. Sowohl die Universität als auch das zuständige Wissenschaftsministerium verweisen darauf, dass es sich um private Äußerungen handle.

Linke kritisiert Schulterzucken

In der Linkspartei hat man für diese Sichtweise wenig Verständnis. Luise Neuhaus-Wartenberg, hochschulpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, bezeichnet die Reaktionen als „Schulterzucken“. Das ermutige die Falschen. „Wir haben es immerhin mit verbaler Gewalt gegen Frauen zu tun. Das können wir nicht dulden. Frauen sollen sich überall sicher fühlen, auch im universitären Umfeld.“

David Zech, jugendpolitischer Sprecher des Leipziger Stadtverbandes, sagt zum Verhalten der Universität: „Keine klaren Worte zu finden ist ein Schlag für alle Studierenden, Beschäftigten und Menschen, die sexistische Gewalt erlebt haben.“ Zech fordert deutliche Konsequenzen: „Sexismus darf an der Uni keinen Platz haben. Wir fordern Herrn Drygala auf, seine Arbeit an der Uni aufzugeben.“

Drygala hat den Sexismus-Vorwurf zurückgewiesen. Es gehe nicht generell um Frauen, sondern um eine Politikerin, die „den Sozialismus wieder einführen möchte“, schreibt die LVZ. Die Zeitung zitiert ihn außerdem so: „Ihre Partei überlegt öffentlich, ob man ‚Reiche‘, und da fühle ich mich angesprochen, besser erschießen oder besser zur Zwangsarbeit verpflichten sollte.”

Konservative und Rechte stellen es immer wieder so dar, als gäbe es in der Spitze der Linkspartei tatsächlich solche Überlegungen. Tatsächlich handelt es sich um einen fünf Jahre zurückliegenden Einzelfall bei einer Podiumsdiskussion.

Drygala hat nach eigenen Angaben bereits einen Anhörungsbogen von der Polizei erhalten. Mäßigende Wirkung scheint die Angelegenheit bisher nicht zu haben. Vor wenigen Tagen machte er sich auf X über Flüchtende lustig, die im Mittelmeer ertrinken: „Humor ist wie ein Flüchtlingsboot. Kommt nicht immer gut an.“

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