Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat zur Verteidigung unserer Werte aufgerufen und ein neues Verständnis und Bekenntnis für die Demokratie angemahnt. „Gerade in diesen Tagen ist es wichtig, deutlich Haltung zu zeigen“, sagte Tillich beim Festakt zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse. „Wenn Radikalisierung und Rassismus um sich greifen, müssen sich ein starker Staat und eine aktive Bürgergesellschaft dagegen wehren.“

Demokratie sei kein Denkmal, sondern ein lebendiges Erbe, das für künftige Generationen erhalten werden müsse. „Das ist eine Aufgabe, die uns überall begegnet – denn die Axt an die demokratischen Werte ist im Alltag, in sozialen Netzwerken und auf Demonstrationen schnell angelegt.“

Tillich forderte dazu auf, vorhandene Verärgerung und Verunsicherung in ein neues Verständnis und Bekenntnis für das demokratische System zu verwandeln. „Dafür sind Dialog-Arenen wichtig. Denn demokratische Entscheidungen setzen den respektvollen Diskurs und die sachliche Meinungsbildung voraus.“

Als eine dieser wichtigen Dialog-Arenen würdigte der Ministerpräsident Europas größtes Lesefest „Leipzig liest“, dessen 25. Auflage in diesem Jahr gefeiert wird. Die in der Zeit der Aufklärung gegründete Buchmesse „war und ist mit ihren Autoren und der Literatur ein Ort für all diejenigen, die sich für die Freiheit in der Welt einsetzen“, fügte er hinzu.

Tillich nannte als eines der derzeitigen tieferen Probleme starke Einzelinteressen und mangelndes Verständnis für den anderen oder das große Ganze. „Das Gemeinwohl wird zum Ich-Wohl. Wir müssen deutlich machen, dass repräsentative Demokratie anstrengend ist. Aber sie ist das Beste, um das Gemeinwohl zu sichern. Dafür brauchen wir die stärkere Beteiligung selbstbewusster Bürger, die ihre Interessen in die politische Willensbildung von Parteien und Organisationen einbringen.“

Tillich gratulierte in seiner Ansprache im Gewandhaus zugleich dem renommierten Historiker Heinrich August Winkler zur Verleihung des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung 2016. Mit seiner „Geschichte des Westens“ habe er die Grundprinzipien unserer Staatsräson aufgezeigt – die Unveräußerlichkeit der Menschenrechte, die Gewaltenteilung und Volkssouveränität, die Herrschaft des Rechts und die repräsentative Demokratie.

Tillich: „Es ist an uns, diese Prinzipien täglich zu verteidigen. Gestalten wir Europa weiterhin als Kontinent der Freiheit und Demokratie, des offenen Wortes, der Weltoffenheit und Toleranz.“

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