Schulklingeln! Es ist 7.30 Uhr, die Schüler stürmen auf ihre Plätze. Ein normaler Schultag beginnt. Nicht ganz! An Stelle der Lehrkraft stehen zwei Jugendliche vor der Klasse. Statt BWL, Sozialkunde und Deutsch steht heute der Umgang miteinander und der Umgang mit Vorurteilen auf dem Lehrplan. Peer Training sagen die Fachleute dazu und hinter diesem Begriff aus dem Englischen verbirgt sich, dass Jugendliche für Jugendliche aktiv sind und dabei Neues vermitteln.

Als Bundesmodellprojekt startete die Sächsische Jugendstiftung das Vorhaben »MehrWERT für den Beruf – Peer Training für Berufseinsteiger« im August 2017 mit einer Förderung durch das Bundesprogramm »Demokratie leben!« In der Projektlaufzeit hat sich das Konzept bewährt: Speziell ausgebildete Jugendliche, sogenannte Peertrainer gehen direkt in Schulklassen oder Jugendgruppen, um für demokratisch-couragiertes Handeln zu sensibilisieren und gemeinsam praktische Handlungsstrategien für den Alltag zu entwickeln.

Die bspw. in Lebenswelt, Sprache und Erfahrungshintergrund ebenbürtigen Trainerinnen und Trainer haben andere Zugänge zu den Jugendgruppen. Über diese Zugänge können sie einen geschützten Raum bieten, in welchem eine wirksame, intensive Auseinandersetzungen mit eigenen Haltungen, erlebten Diskriminierungen und etablierten Vorur-teilen in einer Art und Weise gefördert werden, wie dies durch Erwachsene kaum möglich ist. Junge Menschen werden damit bestärkt, sich als aktive Gestalter der Zivilgesellschaft zu verstehen und sich gemeinsam mit ihren Peers für ein demokratisches und tolerantes Miteinander zu engagieren.

»Niemand kann Jugendlichen demokratische Werte besser vermitteln als junge Menschen selbst. Deshalb freue ich mich sehr, dass das Projekt »MehrWERT für den Beruf« ab 2020 durch das Land Sachsen weitergefördert wird. Genau das ist das Ziel des Bundesprogramms »Demokratie leben!«: Den Anstoß zu geben für innovative Projekte, damit diese dann in den Regelstrukturen aufgegriffen werden und dort nachhaltige Wirkung entfalten können.«, so Frau Bundesministerin Dr. Giffey

Das Sächsische Staatsministerium für Kultus hat sich bereits 2018 aufgrund des erfolgreichen Ansatzes und bestehenden Bedarfes dazu bereit erklärt, das Bundesmodellprojekt nach dem Auslaufen ab 2020 als Programm weiterzuführen. Dafür wurde in 2019 eine Transferphase eingeleitet. Mit dem neuen Titel Peer Training Sachsen erfährt das Projekt neben dem Übergang an das Land auch eine Erweiterung und ist ab 2020 neben den berufsbildenden Schulen auch für alle anderen weiterführenden Schulen nutzbar.

»Wissen und Werte werden nicht nur durch Lehrer, Erzieher oder Eltern vermittelt. Vor allem im Jugendalter spielt der Freundeskreis eine wichtige Rolle. Die Freunde prägen das eigene Weltbild mit. Die Meinungen und Empfehlungen Gleichaltriger haben häufig mehr Gewicht und sind motivierender, als die Ratschläge von Eltern oder Lehrern. Das nutzt das Peertraining und hinterlässt so einen nachhaltigen Lerneffekt und ein gestärktes Selbstbewusstsein bei den Jugendlichen«, so Sachsens Staatsminister Christian Piwarz.

Peer Training Sachsen ist ein Projekt der Sächsischen Jugendstiftung und des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus, das sich mit Themen wie Vorurteile, Ausgrenzung, Mobbing, Rassismus, Gewalt und Vielfalt auseinandersetzt. Das Besondere daran: Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren können sich selber zu Trainer ausbilden lassen, um Workshops in Schulklassen zum Umgang mit Vorurteilen und Diskriminierungen durchzuführen.

In der Ausbildung werden den angehenden Peertrainer Grundkenntnisse in Moderation und Kommunikation vermittelt. Neben aktiven Übungen und Methoden zur Bearbeitung der Themen lernen die jungen Menschen, wie sie selbst Workshops aufbauen und mit schwierigen Situationen in den Workshops umgehen. Gemeinsam mit erfahrenen Peertrainern bearbeiten die Jugendlichen nach ihrer Ausbildung in eigenen Workshops mit Schulklassen und Jugendgruppen aktuelle Themen und entwickeln Handlungsstrategien für einen gelungenes Miteinander im Alltag der jungen Menschen.

Kurzbeschreibung Peer Training Sachsen

Das Projekt Peer Training Sachsen setzt sich mit Themen wie Vorurteile, Diskriminierung, Toleranz, Rassismus und Vielfalt auseinander. Ziel des Projektes ist es, die Kompetenzen von jungen Menschen für ein gemeinsames und gewaltfreies Leben in einer demokratischen und heterogenen Gesellschaft zu stärken. Dafür sensibilisieren speziell ausgebildete Jugendliche, sogenannte Peertrainer, aktiv für soziale und kulturelle Unter-schiede und entwickeln bei den Gleichaltrigen ein Verständnis für die eigene soziale und kulturelle Identität.

Es werden nicht nur Kenntnisse über persönliche und institutionelle Vorurteile und deren Wirkungen vermittelt, sondern die Peertrainer wirken auf die Entwicklung von Empathie hin und trainieren mit den Jugendlichen ein Infragestellen von eigenen Vorurteilen und die Übernahme von Verantwortung für den Abbau von jeglicher Art von Diskriminierung. Dazu geben die ehrenamtlich arbeitenden Jugendlichen Workshops an Schulen, in Vereinen, bei Veranstaltungen und »trainieren« dabei andere junge Menschen.

Diesem Konzept liegt der Ansatz der Peer Education zugrunde. Dabei wird der Gedanke aufgegriffen, dass sich Gleichaltrige – also Peers – bestimmte Inhalte untereinander besser vermitteln können, als dies durch erwachsene Experten von außen möglich ist. Ein Peer Training ist interaktiv und findet ohne Erwachsene statt. Die jungen Trainer leiten Spiele und Übungen an, die den Teilnehmenden ihre eigenen Verhaltensweisen im Umgang mit anderen Menschen und Kulturen bewusst machen.

Gemeinsam erörtert man das Entstehen von Vorurteilen und Diskriminierung und entwickelt Lösungsstrategien und Handlungsweisen für den Alltag. In den Workshops lernen und erproben Jugendliche ihre Teamfähigkeit, bilden ihre eigene Meinung und lernen, diese aktiv zu vertreten.
Weitere Infos unter https://www.saechsische-jugendstiftung.de/peertraining.

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