Am 20.4.2021 wurde der Polizeibeamte, der am 25.5.2020 den Schwarzen George Floyd in Minnesota (USA) tötete, verurteilt. Der offensichtlich rassistisch motivierte und schlussendlich tödlich endende Polizeieinsatz hatte weltweit für Aufsehen gesorgt und die „Black-lives-Matter“-Bewegung hervorgebracht, die auch in Leipzig gegen Rassismus und Polizeigewalt mobilisierte.

Aus dieser Debatte entsprang eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Zeit des Kolonialismus – der Zeit, in der schwarze Menschen versklavt, sie und ihre Länder ausgebeutet und ausgestellt wurden. Auch in Leipzig gab es solche „Menschenschauen“, auch in Leipzig findet sich koloniale Raubkunst, auch in Leipzig finden sich Insignien weißer Überlegenheit.

Der Leipziger Zoo wurde im Zuge der Debatte als Ort von Menschenschauen fokussiert. Dies greift der Antrag der Linksfraktion zur Berücksichtigung der Leipziger Kolonialgeschichte in der städtischen Erinnerungskultur (https://gleft.de/4df) auf, den der Stadtrat im September 2020 beschloss, auf.

Der Migrantenbeirat wagt nun mit einem eigenen Antrag (https://gleft.de/4dg) einen weiteren Anlauf und fordert unter anderem, dass der Zoo bestimmte Veranstaltungsformate unterlässt, mit denen rassistische Stereotype reproduziert werden und sich sichtbar mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Dies stößt beim Chef des Zoos auf Widerspruch (siehe LVZ, 20.4.21, https://gleft.de/4de) .

Juliane Nagel, Stadträtin der Linken und Mitglied des Migrantenbeirats erklärt: „Ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die sich endlich eine wahrnehmbare Auseinandersetzung des Zoos mit seiner kolonialen Geschichte wünschen. Und ich kann auch verstehen, dass es Menschen gibt, die Veranstaltungsformaten wie den ‚exotischen Abenden‘ ein Ende setzen wollen, werden doch in diesem Rahmen sehr eindimensionale und verklärte Perspektiven auf die sehr verschiedenen Länder des afrikanischen Kontinents mit ihren Menschen, ihrer Geschichte und Gegenwart vermittelt.

So wie der Kolonialismus den Grundstein für den heutigen Rassismus und die wirtschaftliche Ausbeutung des globalen Südens durch den Norden legte, nähren diese Veranstaltungsformate rassistische Stereotype.

Weder Herr Junhold noch ich müssen Rassismus am eigenen Leibe spüren. Aber wir können uns emphatisch zeigen und aktuelle Debatten und die Selbstermächtigung von People of color ernst nehmen und unterstützen.

Dafür reicht es nicht, die Ausrichtung von Menschenschauen in ihren historischen Kontext zu verbannen und es hilft auch nicht, das Anliegen von Kritiker:innen mutwillig falsch zu verstehen.

Unterm Strich sollte der Leipziger Zoo seine Abwehrhaltung aufgeben und endlich eine offene Diskussion zulassen, wie es auch die Pendants in Hamburg oder Berlin getan haben.“

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