Das Jahresergebnis des Universitätsklinikums Leipzig 2020 verbessert sich gegenüber dem Vorjahr, bleibt aber weiterhin im Minusbereich. Bedingt insbesondere durch die Erlösausfälle und zusätzlichen Belastungen der Corona-Pandemie beendete das UKL das Geschäftsjahr mit einem Defizit von 17,1 Mio. Euro.

„Wir haben ein in jeder Hinsicht herausforderndes Jahr hinter uns, dass uns auch in den wirtschaftlichen Auswirkungen zu schaffen gemacht hat“, kommentiert Dr. Robert Jacob, Kaufmännischer Vorstand des UKL, die Bilanz 2020. Dabei sei das negative Jahresergebnis wesentlich durch die Sondereffekte der Corona-Pandemie geprägt.

So ist erstmals seit vielen Jahren die Zahl der am UKL behandelten Patienten leicht gesunken:  2020 wurden mit 53.805 Fällen 8 Prozent weniger stationäre Fälle versorgt. Gleichzeitig stieg jedoch der Case-Mix-Index, der den Schweregrad der behandelten Fälle anzeigt, auf 1,24 (Vorjahr 1,17). Dies ist auf die hohe Anzahl schwerstkranker Patienten zurückzuführen, wozu viele an COVID-19 Erkrankte gehörten.

Auch im ambulanten Bereich ging die Zahl der Behandlungsfälle angesichts der Corona bedingten Einschränkungen zurück und betrug 296.000 (Vorjahr: 323.324). Das Umsatzvolumen stieg 2020 auf 525 Mio. Euro gegenüber 486 Mio. in 2019. „Gleichzeitig haben wir wie alle Krankenhäuser eine enorme Kostensteigerung stemmen müssen“, so Jacob.

Allein im Bereich des medizinischen Bedarfs wie Schutzkleidung stiegen sowohl die  Verbrauchszahlen als auch die Preise und daraus resultierend die Kosten. Beispielsweise wurden 2020 monatlich 31.000 FFP2-Masken benötigt, im Vorjahr waren es nur 900. Gleichzeitig stieg deren Preis in der Spitze um 400 Prozent.

Dazu kamen Kostenerhöhungen bei Leistungen wie Reinigung, erweiterter Bewachung, Logistik und Laborleistungen, die vor allem in der Virologie den sonst üblichen Umfang weit überschritten – hier wurden 2020 140.000 Einsendungen bearbeitet. Eine enorme Steigerung, da in einem ‘normalen’ Jahr die Zahl aller virologischer Anforderungen 40.000 beträgt.

Auch die Personalkosten am UKL stiegen, nicht zuletzt infolge des Einsatzes zusätzlicher Kräfte zur Unterstützung der Belegschaft in der Pandemiebekämpfung. „Wir sind sehr dankbar für die hier von der Bundespolitik sowie zusätzlich vom Freistaat Sachsen bereitgestellten Mittel, die einen erheblichen Teil der Mehraufwendungen kompensiert haben“ so Dr. Robert Jacob.

„Anders als möglicherweise im Mittel über alle deutschen Krankenhäuser der Fall, haben die Kompensationszahlungen des Bundes am UKL leider aber nicht ausgereicht, um die entstandenen Defizite auszugleichen. Als universitärer Maximalversorger waren wir durch die Pandemie überdurchschnittlich belastet und haben entsprechend unseres Versorgungsauftrags auch überregionale Aufgaben wahrgenommen.“

Hinzu kamen als weiterer Sondereffekt, der auch viele andere Krankenhäuser und Apotheken unerwartet traf, Verluste in Millionenhöhe aus der Insolvenz des Apotheken-Abrechnungsdienstleisters AvP.

COVID-19: UKL unter den Uniklinika mit höchsten Behandlungszahlen

Während der schweren zweiten Welle im Winter 2020/21 gehörte das Universitätsklinikum Leipzig bundesweit zu den fünf Uniklinika mit der höchsten Fallzahl an behandelten COVID-Patienten. Hintergrund waren die hohen Inzidenzen im Freistaat, die für die sächsischen Krankenhäuser mit großen Belastungen verbunden waren.

Insgesamt wurden 2020 am UKL 498 an COVID-19 erkrankte Patienten behandelt, 112 davon auf der Intensivstation. Diese Behandlungszahlen konzentrieren sich auf die Monate November und Dezember und erreichten ihren Höhepunkt im Januar 2021 mit durchschnittlich 125 Patienten auf den COVID-19-Stationen am UKL. Ein erheblicher Teil der Patienten wurde aus Krankenhäusern in Westsachsen und dem Erzgebirge ans UKL verlegt, wo die Zahl kritisch Kranker zum Jahreswechsel noch deutlich höher lag als im Raum Leipzig.

„Das UKL hat einen erheblichen Teil der mit der Pandemiebewältigung verbunden Last übernommen und in einer großen Teamleistungen immer wieder erweiterte Kapazitäten für die Versorgung der COVID-Patienten geschaffen“, resümmiert Prof. Dr. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig.

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben unter den erschwerten Bedingungen großer, auch persönlicher, Unsicherheit jederzeit die Funktionsfähigkeit des UKL und die Versorgung unserer Patienten aufrechterhalten“, so  Josten weiter. “Das ist eine großartige Leistung, die höchste Anerkennung verdient.”

Vor diesem Hintergrund erhielten die Beschäftigten des UKL  in drei Ausschüttungen Corona-Boni im Gesamt-Umfang von 4 Millionen Euro als Anerkennung ihres großen Einsatzes und des besonderen Engagements.

Anstieg an Landes- und Drittmitteln an der Medizinischen Fakultät

Die Medizinische Fakultät verzeichnete in 2020 mit 77,33 Millionen Euro einen leichten Anstieg der Landesmittel (Vorjahr: 73,7 Millionen Euro). Die Einnahmen der Drittmittel haben sich mit einem Zuwachs von knapp 3 Millionen Euro auf insgesamt 53,05 Millionen erhöht. Auf Basis der kürzlich geschlossenen Vereinbarung zwischen Medizinischer Fakultät und dem Freistaat Sachsen zu hochschulpolitischen Zielen können die Einnahmen ab 2021 bis 2024 jährlich um 8,1 Millionen gesteigert werden.

„Mit dem Abschluss der Zielvereinbarung bekommen wir über unsere Aufgaben in der Lehre hinaus ein Leistungsbudget, mit dem wir uns wissenschaftlich weiterentwickeln können,“ sagt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Stumvoll.

Corona-Jahr in Forschung und Lehre

Die Leipziger Unimediziner sind im Rahmen des nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin (NUM) derzeit an insgesamt acht der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Vorhaben beteiligt. Diese Projekte leisten einen größtmöglichen Mehrwert mit Blick auf den Umgang mit Pandemien insgesamt. In den NUM-Projekten arbeiten Experten aus vielen Disziplinen wie der Intensivmedizin, der Notfallmedizin, der Hygiene, der Radiologie, der Pulmonologie aber auch der Medizininformatik und der Epidemiologie mit.

Im Medizinstudium wurde 2020 der Großteil der drei Staatsexamensstudiengänge Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie digital durchgeführt. In Chats, Foren oder Videokonferenzen konnten Medizin-Studierende mit ihren Lehrenden auch konkrete Fallbeispiele besprechen. Die Zeit, welche im Sommersemester 2020 und im Wintersemester 2020/21 in virtuellen Räumen verbracht wurde, beläuft sich auf 260 Tage. Insgesamt 3.454 Studierende waren zum 31.12.2020 an der Medizinischen Fakultät eingeschrieben.

Prognose bleibt unsicher

Für das Jahr 2021 rechnet der Klinikumsvorstand mit einer schrittweisen Normalisierung des Leistungsgeschehens. „Dennoch wird die ökonomische Lage des UKL weiterhin kritisch und im negativen Bereich bleiben“, prognostiziert Dr. Jacob. „Anders als 2020 und entgegen ursprünglicher politischer Zusagen erfolgt 2021 voraussichtlich kein weitgehender Ausgleich der corona-bedingten Erlösausfälle mehr.“

Hinzu käme die seit Jahren bestehende strukturelle Unterfinanzierung der Universitätsmedizin. „Es zeigt sich bundesweit angesichts der Defizite vieler Uniklinika zunehmend deutlicher, dass die Kompensation dieser strukturell bedingten Mehrkosten erforderlich ist, um die wirtschaftliche Lage der Universitätsklinika zu stabilisieren“, so der Medizinische Vorstand Prof. Josten. „Wir hoffen sehr, dass die zentrale Rolle, die Universitätsklinika bei der Bewältigung der Pandemie übernommen haben, künftig zu einer besseren Finanzierung unserer Leistungen führt.“

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