Der Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, erklärt zum Tod des früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf:

„Politisch wie persönlich verband uns wenig mit dem ersten sächsischen Nachwende-Regierungschef – aber auch wir erkennen an, dass er als konservativer Intellektueller den Freistaat Sachsen nach 1990 wie wohl kein anderer Mensch geprägt hat. Der politische Neustart Sachsens war zugleich seine Chance auf einen persönlichen Neustart, die er engagiert ergriff. Unser Umgang war gemessen an unseren Differenzen fair, doch nie bösartig. Ein Urteil über die Bilanz von ,König Kurt‘ obliegt jeder und jedem selbst.

Kurt Biedenkopf wusste, was er wollte und was er tat. Wir wollten und wollen oft anderes für Sachsen – zum Beispiel kein Land der Leuchttürme, sondern ein ganzes Land als Leuchtturm etwa für gerechte Löhne. Wir wollen ein gesundes ostdeutsches Selbstbewusstsein, solange es angesichts bleibender Ungerechtigkeiten und der Verletzungen der Nachwende-Jahre vonnöten ist, und keinen Nährboden für sächsischen Chauvinismus.

Wir wollen nicht zuletzt eine politische Kultur, in der nicht eine starke Staatsführung als erstrebenswert gilt, sondern eine starke pluralistische Zivilgesellschaft einschließlich jener Menschen, die sich links verorten. Das ist nicht nur deshalb notwendig, weil Sachsen heute ein Sehnsuchtsort der extremen Rechten ist.

Wir sprechen den Angehörigen Kurt Biedenkopfs unser Beileid aus und wünschen ihnen Kraft.“

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