Mit großer Geschlossenheit setzten heute früh die Beschäftigten des Teiglingswerk Dommitzsch ein deutliches Zeichen in der laufenden Lohntarifrunde. Mit einem Warnstreik legten sie die Produktion für mehrere Stunden lahm. Typische Sätze auf der Streikversammlung waren: „Wir kommen kaum noch über die Runden.“ „Meine Abschläge bei Strom und Gas haben sich verdoppelt.“ „Nach dem Einkauf im Supermarkt bleibt kaum noch was über.“

Derzeit stocken die Tarifverhandlungen für den Tiefkühlbackwarenhersteller des belgischen Lebensmittelkonzerns Vandemoortele und andere Betriebe der Ernährungsindustrie in Sachsen. Zwei Verhandlungsrunden brachten bisher kein Ergebnis. Am Freitag steht der nächste Verhandlungstermin an.

Die Beschäftigten des Teiglingswerkes fordern, den Monatslohn um 520 Euro zu erhöhen, um die Preissteigerungen auszugleichen und einen deutlichen Schritt weg vom Niedriglohn zu machen. Der Stundenlohn der untersten Lohngruppe, in der die meisten Beschäftigten derzeit eingruppiert sind, beträgt 12,01 Euro und liegt damit auf der Höhe des gesetzlichen Mindestlohns. Im Teiglingswerk in Dommitzsch arbeiten etwa 150 Menschen. In Schichtarbeit werden Teiglinge hergestellt, vorgebacken und vorgefrostet. Sie gehen dann in den Handel und die Gastronomie.

„Die starke Beteiligung beim Warnstreik ist ein klares Signal an die Unternehmensspitze. Die Beschäftigten brauchen ein deutliches Lohnplus. Sie wollen weg vom Mindestlohn und Schluss machen mit Billiglohn Ost. Vandemoortele muss sich bei der anstehenden Verhandlung am Freitag deutlich bewegen,“ erklärt Olaf Klenke, Verhandlungsführer der NGG. Klenke weiter: „Ein Großteil der Beschäftigten des Teiglingswerkes geht mit Mindestlohn nach Hause. Das ist nicht mehr zu akzeptieren“.

Beim Schwesterbetrieb, dem Vandemoortele Margarinewerk in Dresden, fand bereits vor einigen Tagen ein Warnstreik statt. Gestreikt hat auch schon die Ölmühle Riesa, die dem US-amerikanischen Handelskonzern Cargill gehört. Die nächste Tarifverhandlung für diese Betriebe und auch den Edeka-Fruchtsafthersteller Sonnländer findet am 3.Februar statt.

Einen ersten Erfolg bei den Tarifverhandlungen in der sächsischen Ernährungsindustrie kann die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) beim FRoSTA-Tiefkühlkost-Werk in Lommatzsch verzeichnen. Dort gelang letzte Woche ein Tarifabschluss, mit dem der Lohn an des West-Niveau des FRoSTA-Tiefkühlwerkes in Bobenheim in Rheinland-Pfalz angeglichen wird. Für Facharbeitskräfte steigt das Entgelt bis Oktober 2024 in vier Stufen um insgesamt 587 Euro. Zum 1. Januar 2025 erfolgt dann eine weitere Erhöhung mit der vollständigen Angleichung auf Westniveau.

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