Die GEW Sachsen hat dem Landtag 2021 die Petition „Mehr Personal in Kitas und Horten in Sachsen“ übergeben, die von 16.000 Personen unterstützt wird. Mittwoch Abend hat das Parlament auf Betreiben der Linksfraktion über diese Petition debattiert. CDU, Grüne und SPD stimmten für die Beschlussempfehlung (Drucksache 7/12705, S. 11), ihr nur teilweise abzuhelfen. Marika Tändler-Walenta, Sprecherin für Kindertagesstätten, erklärt:

„Sachsen kann und muss deutlich mehr tun, um das Personal in Kitas und Horten zu verstärken und zu entlasten. Nötig ist ein großer Wurf, der aber nicht in Sicht ist – die CDU will das Problem offensichtlich aussitzen und spekuliert auf sinkende Geburtenzahlen. Jetzt sollen 1.000 zusätzliche Fachkräfte für Entlastung sorgen.

Doch auch dann wird die Personalausstattung weder kindgerecht noch personalgerecht noch elterngerecht sein. Darunter leidet die frühkindliche Bildung und Förderung, über deren große Bedeutung sich doch alle einig sind.

Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt im Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2021, dass eine Fachkraft in der Krippe rechnerisch maximal drei und im Kindergarten maximal 7,5 Kinder betreuen sollte. Seit 2015 gab es zwar Verbesserungen – bisher betreut eine Fachkraft im Krippenbereich fünf und im Kindergarten zwölf Kinder und seit 2019 wird auch Vor- und Nachbereitungszeit angerechnet.

In der Praxis ist der Betreuungsschlüssel aber das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben steht. Vor- und Nachbereitungszeiten können oft nicht durchgeführt werden, weil Fachkräfte bei Personalausfall einspringen müssen. Das gilt auch für die Leitungen, die ihre Führungsaufgaben dann in der Freizeit erledigen müssen. Elterngespräche, Dokumentation, Team- und Weiterbildung müssen oft hintanstehen.

Es wurde zu wenig Nachwuchs ausgebildet und viele Fachkräfte sind in andere Bundesländer oder Berufsfelder abgewandert. Die ,Absolvent/-innenenbefragung der Ausbildungsgänge für sozial-/heil-pädagogische Fach- und Hochschulqualifikation in Sachsen‘ nennt drei Hauptgründe: die schlechte Bezahlung im Vergleich zu anderen Bundesländern, die politische Situation und die schlechten Arbeitsbedingungen.

Das Personal muss besser bezahlt und entlastet werden, indem so viele Kräfte wie möglich angestellt werden. Dazu muss der Ausbildungsberuf verändert werden: Für wen ist es schon attraktiv, fünf Jahre lang ohne Einkommen oder höchstens zum Preis hoher BAföG-Schulden diesen Beruf zu erlernen? Eine Ausbildungsvergütung für Auszubildende in Vollzeit ist überfällig!

Außerdem muss der Freistaat seine Zuschüsse erhöhen und dynamisieren, damit die Kommunen und Träger planen können. Wir fordern zudem weiterhin eine kostenlose Mittagsversorgung und die Absenkung der Elternbeiträge. Sachsen erzielt hohe Überschüsse! Wir fordern daher eine Gesamtstrategie für das Kita-System in Sachsen.“

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