Überall fehlt es an qualifiziertem Personal – auch in Leipziger Kindertageseinrichtungen. Das sorgt nicht nur dafür, dass die vorhandenen Betreuerinnen und Betreuer überlastet sind. Es gefährdet auch die Betreuung der Kinder. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft deshalb ab dem heutigen Donnerstag, dem 19. Oktober, zu wöchentlichen Mahnwachen für die Kitas auf. Motto „Es donnert in den Kitas – Kinder und Beschäftigte gefährdet!“

Unter dem Motto sollen bis Weihnachten in vielen Bundesländern vor den Staatskanzleien, bei den Senaten, Ministerien oder Rathäusern sowie vor Bundesministerien oder dem Kanzleramt regelmäßig Mahnwachen durchgeführt werden.

„Die Personaldecke in den Kitas ist inzwischen so dünn, dass weder für Eltern noch für die Kinder ein verlässliches Angebot stattfinden kann. Die Kolleginnen und Kollegen sind froh, wenn Kinder und Beschäftigte den Tag heil überleben. Das kann so nicht weitergehen und das werden die Kita-Beschäftigten jetzt mit ihren Mahnwachen deutlich machen“, erklärt die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle.

Seit einigen Jahren erleben die Beschäftigten der Kitas einen ständig wachsenden Fachkräftemangel. Auch die offiziellen Berechnungen zeigen, dass die Fachkräftelücke stetig wächst. Die Agentur für Arbeit spricht inzwischen von einem Engpassberuf. Bei diesen Zahlen sind die Bedarfe für einen Ausbau des Systems oder die Anhebung der Qualität noch nicht eingerechnet.

Kitas am Limit

Dieser Fachkräftemangel trifft auf Kitas, die – gerade in Sachsen – ohnehin schon mit Personalschlüsseln ausgestattet sind, die nicht kindgerecht seien. Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern sind diese außerordentlich schlecht.

Laut einer Studie der DAK sind 97 Prozent der Beschäftigten in den Kitas vom Personalmangel betroffen. Der DAK gegenüber begründen die Beschäftigten diese Situation damit, dass es allgemein zu wenig Mitarbeitende und ungewöhnlich viele Personalausfälle gibt. Dort, wo Personalmangel erlebt wird, sind die Personalausfälle besonders hoch.

Das heißt auch: Die Personalausfälle durch Erkrankungen steigen und inzwischen ist laut DAK keine andere Berufsgruppe häufiger wegen Erkrankungen des Atmungssystems oder aufgrund psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig.

Für die Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen bedeutet dies, dass sie ihrem Arbeitsauftrag, der Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern, nicht mehr nachkommen können.

„Wenn das Kita-System nicht total vor die Wand fahren soll, muss dieser Teufelskreis sofort durchbrochen werden. Wir müssen uns auf die Stabilisierung des derzeitigen Kita-Systems konzentrieren. Wir dürfen nicht dabei zusehen, wie die Fachkräftelücke von Tag zu Tag wächst“, betont Behle.

„Es muss von Seiten der Politik endlich die Verantwortung übernommen werden. Wir erwarten, dass von höchster politischer Ebene ein Kita-Gipfel veranstaltet wird, auf dem zwischen Bund, Ländern und Kommunen die Stabilisierung des Kita-Systems, ein Stufenplan für den quantitativen und qualitativen Ausbau und der damit verbundene notwendige Aufbau des Fachpersonals aufeinander abgestimmt und Finanzen entsprechend bereitgestellt werden.“

Erste Mahnwache

Zugleich dürften die Eltern in dieser schwierigen Situation nicht allein gelassen werden. Sie benötigten dringend Unterstützung, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wieder verlässlich möglich wird.

Auch Katharina Raschdorf, ver.di Branchenkoordinatorin Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen meint: „Die Personalschlüssel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind im bundesweiten Vergleich mit auf den letzten Plätzen. Hinzu kommt ein enormer Anstieg an Krankmeldungen sowie unbesetzte Stellen, da aufgrund schlechter Ausbildungsbedingungen und herausfordernder Berufsaussichten nicht ausreichend junge Menschen sich für den Beruf entscheiden.

Gleichzeitig wird das pädagogische Angebot nur im allergrößten Notfall eingeschränkt – zum vermeintlichen Wohle der Eltern und Kinder. Dies geht natürlich zulasten der pädagogischen Qualität und der Gesundheit der Beschäftigten. Eine Abwärtsspirale, die wir endlich durchbrechen müssen.“

Aus diesem Grund findet auch in Leipzig am heutigen Donnerstag, dem 19. Oktober, um 17 Uhr eine
Mahnwache vor dem Neuen Rathaus statt.

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