Die Gewerkschaft ver.di ruft die Beschäftigten der momox Services GmbH am Standort in Leipzig am 30.10.2025 von 0:00 Uhr bis 23:59 Uhr zum ersten Warnstreik in der Geschichte des Unternehmens auf. Sie fordert die Anerkennung der Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
„Die Beschäftigten bei momox in Leipzig schreiben Geschichte. Sie fordern Respekt und Wertschätzung für ihre wertvolle Arbeit! Für diese Stärke und für den Mut gebührt ihnen der höchste Respekt und Anerkennung“, so der zuständige Gewerkschaftssekretär Ronny Streich.
Dem Arbeitskampf ging eine lange Phase (seit 2021) voraus, in der aktive ver.di – Mitglieder in hunderten Befragungen und zahllosen Gesprächen die Themen und Probleme der Kolleginnen und Kollegen gesammelt, besprochen und bewertet haben.
„Sie berichten von existentiellen Nöten, mit dem Lohn von momox ihr Leben und das ihrer Familie finanzieren zu können. Dabei geht es um so grundlegende Dinge wie sich die Miete, (gesundes) Essen und Heizen leisten zu können. Sie berichten von Leistungsdruck durch Vorgesetzte, von respektlosem, diskriminierendem und rassistischem Umgang im Arbeitsalltag und einer Stimmung der Angst. Nun nehmen sie ihr Grundrecht wahr und wehren dagegen!“, so Ronny Streich.
In einer Mehrheitspetition haben sich über 700 Kolleginnen und Kollegen durch Unterschrift für die Forderung eines Tarifvertrags, für deutlich bessere Bezahlung, mehr Urlaub und für mehr Respekt und Wertschätzung ihrer Arbeit ausgesprochen. Die Petition wurde in einer Betriebsversammlung im Dezember 2024 auch den Arbeitgebern gezeigt.
Am 14.9.2025 wurde schließlich in einer ver.di – Mitgliederversammlung eine zum größten Teil sprachlich vielfältig und migrantisch stark geprägte Tarifkommission gewählt. Diese hat anschließend einstimmig die Forderung nach einem Tarifvertrag beschlossen. Die Arbeitgeberseite wurde mit Schreiben vom 15.9.2025 zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Diese haben sie ignorant abgelehnt – eine respektlose Reaktion und ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten!
Stattdessen versuchen die Arbeitgeber in internen Versammlungen („all hands“) die eigenen Mitarbeiter*innen durch gewerkschaftsfeindliche Aussagen einzuschüchtern, zu spalten und dafür auch die Führungskräfte zu instrumentalisieren und gegen die eigenen Leute in Stellung zu bringen.
„Diese gewerkschafts- und demokratiefeindlichen Methoden nach dem Motto: Teile und herrsche! verurteilen wir scharf. Wir kennen sie von Amazon. Wir hätten nur nicht damit gerechnet, dass die Entscheider bei momox sich die schlechtesten der Arbeitgeber zum Vorbild nehmen,“ bewertet Streich.
Er setzt scharf hinzu: „Dabei scheinen sich die entscheidenden Personen auf Arbeitgeberseite der Wirkung dieser Haltung gerade in der aktuellen politisch aufgeheizten Lage in Deutschland nicht bewusst zu sein. Gewerkschaften und Tarifverhandlungen sind demokratische Grundpfeiler. Die Erfahrung der Beschäftigten – gerade auch der migrantischen und geflüchteten –, ihre Arbeitsbedingungen mitbestimmen zu können, für ihre Rechte und für ihre Würde einzustehen, stärkt ihr demokratisches Verständnis. Es ist entscheidend gegen die Ausdehnung demokratiefeindlicher Einstellungen, wie wir sie gerade auch in Sachsen erleben. Das darf momox nicht egal sein!“
Dem setzen die Beschäftigten eine zutiefst demokratische Haltung entgegen unter dem Motto: „Es ist egal, woher wir kommen oder woran wir glauben. Wir sind alle Arbeitnehmer, mit den gleichen Interessen, den gleichen Träumen. Wir fordern Respekt!“
Die Arbeitgeber von momox Leipzig haben es selbst in der Hand: entweder sie entscheiden sich, mit den eigenen Mitarbeiter*innen auf Augenhöhe über ihre Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Dabei können sie die Chance wahrnehmen, mit Tarifvertrag ein Vorbild in der Branche zu sein und durch tariflich fair gestaltete Arbeitsplätze Arbeits- und Fachkräfte zu halten.
Oder sie zwingen die Beschäftigten dazu, den Arbeitskampf auszudehnen und zu intensivieren. Es wäre ein Fehler, an ihrer Entschlossenheit zu zweifeln.
Die Streikenden von momox versammeln sich am Donnerstag, den 30.10.2025 zwischen 00:00 Uhr und 16:00 Uhr vor dem Lager in der Straße Am alten Flughafen 1, 04356 Leipzig.





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