Die Laubestraße in Möckern ist eigentlich eine hässliche Straße: löcheriger Asphalt, breite Gehwege ohne Zweck, eine verlotterte alte Lagerhalle, die schon seit Jahren zum Verkauf steht, und an der Ecke der ruinöse einstige Gasthof "Goldener Löwe". Das hat Heinrich Laube, nach dem die Straße seit 1911 benannt ist, wirklich nicht verdient.

Er hätte sich wohl auch gewundert, dass man im fernen Möckern, das erst 1910 nach Leipzig eingemeindet wurde, eine Straße nach ihm benennen würde. Als er in Leipzig die “Zeitschrift für die elegante Welt” herausgab, wohnte er direkt am Markt (Markt 11). Als er nach Ausweisung, Haft, Bannerklärung und öffentlichem Widerruf wieder nach Leipzig zurückkehrte, wählte er die Zeitzer Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße) als Wohnort. Und als er ab 1869 das Neue Theater pachtete, wohnte er in der Königstraße, der heutigen Goldschmidtstraße.

Aber die Laubestraße soll schöner werden, beschloss Leipzigs Verwaltungsspitze in der vergangenen Woche. Denn sie gehört zum Aktionsraum Huygensplatz. Das ist die schöne Steinwüste neben der Arbeitsagentur. Hier soll einiges passieren in nächster Zeit. Denn in den nächsten Jahren soll die Georg-Schumann-Straße stückweise auf Vordermann gebracht werden. Die Verschönerung der Laubestraße findet direkt im Vorfeld einer dieser Teilbaumaßnahmen statt, die 2016 über die Bühne gehen soll.

Von Februar bis Dezember 2016 ist ein kompletter Neubau des Straßenraums inklusive Straßenbahnanlagen in der Georg-Schumann-Straße im Abschnitt zwischen Huygensstraße und S-Bahn-Brücke geplant. “Der verfügbare Straßenraum soll dabei so aufgeteilt werden, dass insgesamt eine Verbesserung der Verkehrsabwicklung für alle Verkehrsarten erreicht wird. Ein wesentliches Anliegen ist dabei der behindertengerechte Ausbau der Haltestellen”, erläutert das Verkehrs- und Tiefbauamt dazu.

Die Haltestelle wird mit Haltestellencaps ausgebaut und endlich barrierefrei. Die Radwege führen über die Caps.

Der Umbauplane für die Georg-Schumann-Straße 2016: Die Laubestraße (unten Mitte) mündet dirkt westlich der neuen Haltestelle auf die Geog-Schumann-Straße. Karte: Stadt Leipzig / Verkehrs- und Tiefbauamt
Karte: Stadt Leipzig / Verkehrs- und Tiefbauamt

Aber wer gehofft hatte, Leipzigs Verkehrsplaner würden es fertig bekommen, die Radwegeverbindungen von Nord nach Süd mit einzuplanen, der sieht sich getäuscht. Weder an der Laubestraße noch an der Seelenbinderstraße sind sichere Radkreuzungen geplant. Leipzigs Verkehrsplaner sind Autofahrer und lassen das an jeder Stelle, an der sie walten, spüren. Am Huygensplatz und an der Huygensstraße haben sie das Thema genauso wenig bedacht.

An Feuerwehrzufahrten denken die Planer und an Parkstreifen. Auch an das Abbiegeregime von Kfz. Aber bei Radfahrern gehen sie davon aus, dass die einfach stur von West nach Ost auf der Hauptstraße fahren.

In der Laubestraße ist natürlich auch kein Radstreifen eingeplant, obwohl es eine der möglichen Direktverbindungen von der Georg-Schumann-Straße zum Heuweg ist.

Aber die Planungen sind ja wieder mal fertig. Man beglückt das Volk mit der abgesegneten Lösung.

Gebaut werden soll im zweiten Halbjahr 2015.

Eingeplant hat man 484.000 Euro und spricht dann breitbrüstig sogar von einer Neuordnung der Straße: “Die Fahrbahn wird 5,50 Meter breit ausgebaut und erhält eine Asphaltbefestigung. Die angrenzenden, auf beiden Seiten vorhandenen, Parkstreifen werden mit einer Breite von zwei Metern ausgebaut. Als Material dient Pflaster aus abriebfester und frostbeständiger Kupferschlacke (alternativ Betonpflaster). Unter Berücksichtigung der Zufahrten werden neun Bäume in die Parkstreifen gepflanzt.”

Die Fahrbahn ist schon jetzt so breit und geparkt wird auch schon rechts und links. Da wird gar nichts neu geordnet. Denn das hieße ja wirklich, Verkehrsflächen neu zu ordnen. Sie werden aber nur aufgehübscht. Bäume werden gepflanzt. Schön.

“Die angrenzenden Gehwege erhalten eine Befestigung mit neuen Betonplatten von 25×25 Zentimetern und eine Einfassung aus Mosaikpflaster. Die Beleuchtung wird auf beiden Straßenseiten erneuert.” Und dann vermeldete man ja noch, dass man dafür sogar Fördermittel einsetzen kann: “Finanziert wird die Baumaßnahme am Aktionsraum ‘Huygensplatz’, dem wichtigsten Bereich der Georg-Schumann-Straße, über das Förderprogramm ‘Aktive Stadt- und Ortsteilzentren – Georg-Schumann-Straße’ (SOP, 169.000 Euro) sowie das Förderprogramm ‘Stadtumbau Ost – Aufwertungsgebiet Georg-Schumann-Straße’ (SUO, 315.000 Euro).”

Blick durch die Laubestraße zur Georg-Schumann-Straße - links verrottet die "Goldene Krone". Foto: Ralf Julke
Blick durch die Laubestraße zur Georg-Schumann-Straße – links verrottet die “Goldene Krone”. Foto: Ralf Julke

Dabei wissen die Planer genau, dass eigentlich mehr von ihnen verlangt werden darf. In der Vorlage berufen sie sich ja regelrecht darauf: “Der Verkehrsraum im Bereich der Georg-Schumann-Straße stellt vor dem Hintergrund der Bildung einer zentralen Adresse und Imagebildung den wichtigsten Stadtraum dar. Dies resultiert aus der Konzentration von Arbeitsplätzen in seiner unmittelbaren Nähe (ARGE, Landesversicherungsanstalt, Deutsche Rentenversicherung, Berufsförderungswerk und Axis-Passage) und der durch diese Nutzungen hervorgerufenen hohen Besucherfrequenz. In unmittelbarer Nähe befindet sich der neu geschaffene ‘Huygensplatz’ und eine stark frequentierte Haltestelle der LVB für Straßenbahn und Bus sowie der S-Bahn-Haltepunkt Möckern. Deshalb erfolgt 2016 der grundhafte Ausbau des Straßenabschnittes Georg-Schumann-Straße (von S-Bahn-Brücke bis Huygensstraße) unter Berücksichtigung der Belange aller Verkehrsteilnehmer sowie der behindertengerechte Ausbau der Haltestelle.”

Irgendein Wort von der zunehmenden Attraktivität des Radverkehrs auch im Leipziger Nordwesten? Aja. Das haben die Planer tatsächlich extra notiert in ihrer Vorlage: “Mit der grundhaften Umgestaltung des Straßenraumes können folgende Zielstellungen erreicht werden: Ausbau der Laubestraße als wichtige Fuß- und Radwegeverbindung von der Magistrale in die Aue, Fortführung der Rad- und Gehwegbeziehungen des Bahnbogens Gohlis über die Magistrale hinweg bis zur Kirschbergstraße und bis in die Aue …”

Ja und? Wie spiegelt sich das in der “Neuordnung”?

Gar nicht. An der Straßeneinmündung gibt es neue Gehwegnasen. Das wird es für Fußgänger leichter machen. Ein paar Vorgärten sieht man, wenn man durch die Straße fährt, einige haben sich in den vergangenen Jahren auch einfach in den breiten Gehwegen aufgelöst. Aber die Stadt möchte sie hier wieder zum Leben erwecken: “Die vorhandenen Vorgärten werden in die neue Gestaltung eingegliedert. Im Zuge des Neubaus sollen drei neue Vorgärten im östlichen Gehweg hergestellt werden, um gestalterisch eine durchgehende Vorgartenreihe zu schaffen. Dazu wird die Stadt Leipzig die notwendigen Flächen an die Eigentümer verkaufen.”

Aber wie ist das mit der “wichtigen Fuß- und Radwegeverbindung von der Magistrale in die Aue”?

In den Umbauplänen für die Georg-Schumann-Straße, die 2016 umgesetzt werden, kommen sie auch nicht vor. Die Laubestraße mündet dann direkt westlich der neuen Haltestelle auf die Georg-Schumann-Straße. Eine direkte Wegebeziehung zur Seelenbinderstraße oder zur “Feuerwehrzufahrt” auf die Allee zur Landesversicherungsanstalt gibt es nicht.

Aber dass es da wichtige Wegebeziehungen gibt – eingeschlossen entsprechende Gefahrenstellen sowohl beim Queren der Georg-Schumann-Straße als auch bei der Querung der Kirschbergstraße – das weiß man zumindest im Hinterkopf: “Die Laubestraße bildet aufgrund ihrer Lage ein wichtiges Gelenk für die Vernetzung der Georg-Schumann-Straße mit der nahe gelegenen Aue, einem wichtigen Naherholungsgebiet der Leipziger Bürger. Deshalb soll mit der Straßenbaumaßnahme Georg-Schumann-Straße der Eingangsbereich in die Laubestraße und in die Aue durch Baumpflanzungen markiert werden.”

Darf man sich da als Radfahrer veräppelt fühlen? Darf man. Hier gehört eine sichere Radwegeverbindung hin. Die Wegeverbindung nur mit Bäumen markieren – das ist ein Witz aus der Amtsstube.

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