Die Gohliser meinen es wirklich ernst, was sie mit ihrer Petition zum Kirchplatz in Gohlis gestartet haben. Hier ist nicht nur ein Teil des alten Ortszentrums, das verkehrlich stark belastet und extrem unübersichtlich ist. Hier leben auch Radfahrer gefährlich. Aber da die Stadt hier gern auf Zeit spielen will, ruft der Bürgerverein Gohlis jetzt gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Gegen Schall und Rauch“ und „Starke Nachbarschaften durch aktive Beteiligung“ zur Fahrrad-Schiebe-Demo am 22. September auf.

Die Vorarbeiten sind schon im Frühjahr gelaufen. Da lud der Bürgerverein Gohlis am 20. April zu einem Bürgerforum unter dem Motto „Besser RADELN in Gohlis“ ein. Unter 36 Schwachpunkten für den Radverkehr in Gohlis wählten die zahlreich erschienenen Anwesenden diejenigen aus, die als besonders drängend empfunden werden. Dabei belegten der enge Teil der Lützowstraße – zwischen Friedenskirche und Eisenacher Straße – sowie die Kreuzung zwischen Gohliser Straße, Lützow- und Berggartenstraße die beiden ersten Plätze.

„Der hohe Zuspruch zu unserem Bürgerform zum Thema Radverkehr aber auch zur Frage der Zukunft des Heinrich-Budde-Hauses vom Januar diesen Jahres zeigt, dass wir als Bürgerverein einen wichtigen Beitrag zur Beteiligungskultur im Stadtteil erbringen“, freute sich Peter Niemann, Vorsitzender des Bürgervereins Gohlis e.V., über die Resonanz.

Matthias Reichmuth, der stellvertretende Vereinsvorsitzende, war dann schon ein wenig überrascht, dass wieder der Platz als Problemstelle im Zentrum stand, den man schon in der Petition an die Stadt als Handlungsschwerpunkt definiert hatte: „Obwohl in ganz Gohlis Problemstellen benannt wurden, ist dadurch genau derjenige Bereich wieder in den Blick gerückt, zu dem wir im letzten Jahr bereits eine Petition durchgeführt hatten. Das Ergebnis unterstreicht also auch den Handlungsbedarf, den wir der Stadt gegenüber bereits deutlich gemacht hatten.“

Plakat zur Fahrrad-Schiebe-Demo am 22. September.
Plakat zur Fahrrad-Schiebe-Demo am 22. September.

Und da es diesmal um Radverkehr ging, wird deutlich, wie viel Handlungsbedarf hier eigentlich herrscht.

Beim ersten Folgetreffen nach dem Bürgerforum wurde dann noch beschlossen, ein Konzept durchgängiger Radrouten in verschiedenen Richtungen durch Gohlis weiterzuverfolgen. Denn wer mit dem Rad durch Gohlis fahren möchte, landet entweder auf stark frequentierten Kreuzungen, unübersichtlichen Übergängen, in zerfahrenen Seitenstraßen, ungepflegten Radwegen oder auf Buckelpisten, die selbst Autofahrer meiden. Von einem funktionierenden Radwegenetz kann keine Rede sein.

Als erster Schritt zu einem solchen Radroutennetz diente dann eine Vor-Ort-Besichtigung per Rad am Samstag, 11. Juni.

Aber am Flaschenhals Lützower Straße kommt man, wenn man sich Radverkehr in Gohlis anschaut, schlicht nicht vorbei. Und die durch Mauern eingeengte Straße ist für viele Menschen im Berufsverkehr die Hauptdurchgangsroute – wer hier mit dem Fahrrad unterwegs ist, weicht auf den schmalen Fußweg aus, wenn ihm sein Leben lieb ist.

Mit einer Fahrrad-Schiebe-Demonstration wollen die Gohliser Bürger jetzt am Donnerstag, 22. September, ihrer Forderung nach Tempo 30 zum besseren Schutz der Radfahrer auf diesem südlichen Abschnitt der Lützowstraße und an der Friedenskirche Nachdruck verleihen. Die Demonstration startet um 17 Uhr auf dem Kirchplatz vor der Friedenskirche und soll anschließend zu den Gefahrenpunkten auf der Lützowstraße und Gohliser Straße führen.

„Seit Jahren beklagen sich die Gohliser bei der Stadt Leipzig über den starken Autoverkehr auf Kosten der Fußgänger und Fahrradfahrer in der Lützow- und Gohliser Straße. Aber dort wird dieser Zustand anscheinend tatenlos hingenommen“, ärgert sich der Gohliser Matthias Weidel, der selbst ein passionierter Radfahrer ist. Deshalb hat er zu der Demonstration aufgerufen und wird dabei vom Bürgerverein Gohlis e. V., der Bürgerinitiative „Gegen Schall und Rauch“ sowie dem Bürgerprojekt „Starke Nachbarschaften durch aktive Beteiligung“ unterstützt.

In der Lützowstraße unterhalb der Georg-Schumann-Straße sind die Radfahrer gezwungen, zwischen den Gleisen oder in dem viel zu schmalen Bereich zwischen Straßenbahnschienen und Gehweg zu fahren. Dabei bremsen sie die dahinterfahrenden Fahrzeuge aus und werden häufig angehupt oder riskant überholt. Auch der Bereich um die Friedenskirche ist aufgrund der ungünstig verlaufenden Straßenbahnschienen gefährlich.

Die Probleme seien der Stadt Leipzig seit Jahren bekannt, betont Weidel. Das Fahrradforum des Gohliser Bürgervereins Gohlis im April habe deutlich unterstrichen, dass es unbedingt eine Lösung für die Probleme der Radfahrer in dem betroffenen Bereich geben muss. Als Sofortmaßnahme – so der Vorschlag – sollte die Geschwindigkeit auf Tempo 30 reduziert werden. Bauliche Maßnahmen zur besseren Verkehrsführung müssten dann zügig folgen, findet Matthias Weidel.

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