Eigentlich kommt so langsam einiges in Bewegung am Naturbad-Nordost. Ein neues Nutzungskonzept soll entstehen. Aber erst 2018 bekommt die Sache Schwung. Doch bis dahin droht die Seeterrasse als gastronomische Einrichtung verloren zu gehen. Die müsste doch irgendwie gerettet werden können, hatte der Stadtbezirksbeirat Nordost beantragt. Doch so einfach ist es nicht, erklärt jetzt das Umweltdezernat.

Denn „inzwischen liegt ein Verschleiß an Gebäude, der Ausstattung und der Medienanbindung vor, der eine weitere Betreibung als Gaststätte über den 31.10.2017 hinaus ohne größere Investitionen nicht mehr rechtfertigt bzw. zulässt. Eine grundlegende komplexe Sanierung des gesamten Objektes, einschließlich der Medienanbindungen, ist dringend erforderlich.“

Medienanbindung heißt in diesem Fall vor allem: die Abwasserleitung.

„Aktuelle Kamerabefahrungen haben undichte Stellen in der Jahrzehnte alten, 250 Meter langen, erdverlegten Abwasserleitung nachgewiesen. Somit besteht hohe Gefahr, dass fäkalienhaltiges Wasser, gemischt mit Fetten, ins Erdreich dringt. Eine punktuelle Reparatur durch den Eigentümer und Verpächter birgt ein hohes operatives Risiko im technischen wie im finanziellen Sinne und ersetzt nicht das grundhafte Sanierungserfordernis als eine wesentliche Eigentümervoraussetzung für eine Verpachtung als dauerhaften gastronomischen Betrieb.“

Und dann gibt das Umweltdezernat ein paar Zahlen heraus, die erst einmal zeigen, worauf sich ein möglicher Pächter da einlässt: „Aktuell ist für die Objektsanierung von einem Mindestbedarf in Höhe von 280.000 EUR auszugehen (Elektrik, Wasserleitungen, Fettabscheider ca. 130.000 EUR; Abwasserleitung bis zur Anbindung in Hauptkanal ca. 150.000 EUR). Diese Mittel stehen im Haushalt des Amtes für Sport nicht zur Verfügung. Das Amt für Sport hat die Priorität, geplante Haushaltsmittel aus der Position ‚baulich-technischer Unterhalt‘ für erforderliche Sanierungen kommunaler Sportstätten und nicht für den Betrieb von Gaststätten einzusetzen.“

Womit eigentlich klar ist: Das Umwelt- und Sportdezernat wird das Haus weder behalten noch instand setzen noch verpachten.

Womit dann eigentlich nur noch eine Möglichkeit offenbleibt: Die Stadt verkauft das Objekt bei nächster Gelegenheit und der neue Besitzer hat dann freie Hand zu investieren. Oder sie gibt das Ganze in Erbpacht.

So lautet denn auch der Vorschlag des Umweltdezernats auf den Antrag des Stadtbezirksbeirats: „Die Gaststätte wird ab dem 1. November 2017 in die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Leipzig für eine unmittelbare, zweckgebundene Vermarktung als gastronomische Einrichtung übergeben. Die Stadtverwaltung wird rechtzeitig vor diesem Termin die zweckgebundene Vermarktung des Objektes als gastronomische Einrichtung einleiten.“

Und die Entscheidung sollte ziemlich bald fallen, damit ein möglicher Käufer auch zeitnah investieren kann, um ein Versorgungsloch am See zu verhindern. Denn auch wenn die Einrichtung seit 1992 verpachtet und der Investitionsbedarf hoch ist, ist die Gaststätte in Thekla nach wie vor beliebt. Und im neuen Nutzungskonzept des Naturbads wird eine derartige Gastronomie natürlich auch eine Rolle spielen.

Also betont das Umweltdezernat noch: „Weil aber die Gaststätte ‚Seeterrasse‘ zur Beliebtheit des Erholungsgebietes beiträgt, sollte zeitnah damit begonnen werden – unabhängig vom Betreiberkonzept – die Nachnutzung ab dem 01.11.2017 zu planen. Die Stadtverwaltung wird deshalb zeitnah die zweckgebundene Vermarktung des Objektes als gastronomische Einrichtung an einen privaten Investor (Kauf oder Erbpacht) einleiten. Die Sanierungslast wird im Kaufpreis bzw. Erbbaurechtszins berücksichtigt.“

Antrag des Stadtbezirksbeirats Nordost.

Stellungnahme des Umweltdezernats.

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