Seit 2004 ist der „Bagger“ in Thekla kein offizielles Badegewässer mehr. Regelmäßig tauchen hier Blaualgen auf, befördert durch das Einspülen organischer Substanzen aus der näheren und weiteren Umgebung. Eigentlich wollte die Stadt schon 2022 ein Entwicklungskonzept für das Naturbad Nordost, den „Bagger“, vorlegen. Aber zwei Stadträten fehlen bis heute klare Aussagen, ob in dem See nun gebadet werden kann oder nicht.

Das waren nicht die einzigen Sorgen, die Steffen Wehmann (Die Linke) und Dr. Tobias Peter (Grüne) umtrieben. Denn die Konzepterstellung dauerte sowieso schon ewig lange. Um das Stück Natur in Thekla wieder erlebbar zu machen, sollten also auch 2023 und 2024 schon erste Maßnahmen umgesetzt werden. Und „zur weiteren Verbesserung der Wegeführung und für weitere Infrastrukturmaßnahmen“ sollten im Rahmen der Haushaltsplanung 2025/2026 schon Mittel eingeplant werden.

Und auch wenn das Konzept jetzt im Frühjahr 2024 vorliegen soll, bleibt die Frage nach dem Baden in diesem See, das aufgrund von Blaualgen-Aufkommen immer wieder untersagt wurde.

„Ergänzend wird eine Machbarkeitsstudie durch einen Gewässerökologen und – Gutachter  zur Sicherung der Wasserqualität des ‚Baggers‘ beauftragt und bis zum 31.07.2024 umgesetzt. Dafür werden die entsprechenden finanziellen Mittel über ca. 25.000,00 EUR als außerplanmäßige Aufwendungen in 2024 im Haushalt der Stadt Leipzig bereitgestellt. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden dem Stadtrat bis zum 30.09.2024 per Informationsvorlage zur Verfügung gestellt“, beantragten Wehmann und Peter.

Am „Bagger“ in Leipzig-Thekla. Foto: Ralf Julke
Am „Bagger“ in Thekla. Foto: Ralf Julke

Das ist kein Badegewässer, basta!

Worauf sie dann eine geballte Ablehnung aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer bekamen. Grundtenor: Seit 2004 ist der See kein offizielles Badegewässer mehr, deshalb braucht er auch keine Badewasserqualität.

Oder in der amtlichen Langfassung der Ablehnung: „Das Naturbad Nordost (‚Bagger‘) ist ein seit 2004 gewidmeter Landschaftssee und seither kein offizielles Badegewässer mehr. Heute zählt der See zu den sogenannten ‚Wilden Badestellen‘. Darüber hinaus ist das Naturbad Nordost ein Pachtgewässer des Anglerverbandes Leipzig e.V., der die teichwirtschaftlich genutzte Wasserfläche unterhält.

Der grundwassergespeiste See weist keine besorgniserregenden chemischen Parameter auf und wird als mäßig eutroph eingestuft. An außergewöhnlich warmen Sommertagen kann es zur verstärkten Bildung von Cyanobakterien (Blaualgen) kommen. Daher werden von Juni bis August vorsorglich mikrobiologische Gewässeruntersuchungen durch das Gesundheitsamt der Stadt Leipzig (Sachgebiet Umwelthygiene) veranlasst.

Bis auf diese periodische Anreicherung gesundheitsgefährdender Mikroorganismen liegen keine Befunde einer unzureichenden Wasserqualität vor, womit aus wasserwirtschaftlicher Sicht kein akuter Handlungsbedarf besteht. Da das Naturbad Nordost kein offiziell ausgewiesenes Badegewässer ist, müssen die gemäß EU-Badegewässerrichtlinie (Kap. II Art. 3 Richtlinie 2006/7/EG) aufgestellten hygienisch-mikrobiologischen Anforderungen nicht erfüllt werden.

Die Nutzung zum Baden erfolgt auf eigene Gefahr. Auch der Anglerverband Leipzig e.V. ist der Auffassung, dass das Gewässer eine gute Wasserqualität aufweist und bisher keine Bedrohung für die dort beheimatete Fischfauna bestand.

Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass keine wasserwirtschaftliche Notwendigkeit besteht, ein Konzept zur Verbesserung der Wasserqualität zu erarbeiten oder konkrete Maßnahmen diesbezüglich abzuleiten. Grundsätzlich ist dem Amt für Stadtgrün und Gewässer daran gelegen, das Naturbad Nordost möglichst naturnah zu entwickeln. Ein zusätzliches Einbringen emerser Pflanzen zur Förderung der Selbstreinigung des Gewässers, kann aufgrund der steil abfallenden Ufer nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand und größeren Eingriffen in die Seemorphologie realisiert werden.“

Klares Votum für ein Gutachten

Das mag wohl sein, befanden Wehmann und Peter. Aber viele Anwohner baden trotzdem in diesem See, der im Leipziger Nordosten nun einmal weit und breit das naheliegendste Gewässer ist. Da reicht es nicht, einfach den Status als Badegewässer aufzuheben. Das muss schon mit einem richtigen Gutachten untermauert werden.

„Im Punkt 3 bleiben die Antragsteller der Auffassung, dass eine ‚Machbarkeitsstudie zur Sicherung der Wasserqualität‘ mittels Gewässerökologen und -Gutachter weiterhin in Auftrag gegeben werden muss, damit ‚abschließend‘ geklärt wird, wie der ‚Bagger‘ auch weiterhin langfristig als Badegewässer genutzt werden kann“, schrieben sie also in der Neufassung ihres Antrags.

Den OBM Burkhard Jung am 13. Dezember punktweise abstimmen ließ. Den beiden ersten Punkten hatte das Amt für Stadtgrün und Gewässer schon zugestimmt, auch wenn der versprochene Vorlagetermin für das Entwicklungskonzept für das Naturbad Nordost Ende III. Quartal 2023 eindeutig nicht gehalten wurde und jetzt das Frühjahr 2024 auf der Uhr steht.

Die beiden Punkte bekamen am 13. Dezember eine einstimmige Mehrheit von 55:0 Stimmen.

Und auch die Herauslösung von Punkt 3 mit dem gewünschten Gutachten änderte nichts daran, dass dieser Punkt eine Mehrheit von 38:10 Stimmen bei acht Enthaltungen bekam.

Was in gewisser Weise eine Aufforderung an das zuständige Amt war, in Sachen Wasserqualität endlich mal geprüfte Zahlen auf den Tisch zu packen und sich nicht immer nur hinter der Aussage zu verstecken, dass das Baden hier sowieso nicht erlaubt wäre.

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