Seit Monaten quält sich nun ein Antrag von drei StadträtInnen durch die Ausschüsse, die die Abholzung einer geschützten Streuobstwiese in Meusdorf zum Thema gemacht haben. Entscheidung offen. Oder längst schon gefällt, weil irgendein Amt die Bebauung mit Eigenheimen für wichtiger hält als den Schutz eines wertvollen Biotops. Oder ist es der städtische Park & Ride-Platz, der hier hin soll? Jetzt wenden sich die Meusdorfer mit einer Einwohneranfrage direkt an die Verwaltung.

„Am 28.10.2015 hat der Eigentümer (Egenolf KG) die als ‚besonders schützenswertes Biotop‘ mit der Nr. 32030.S klassifizierte Streuobstwiese Prager Str. und die angrenzenden Flächen mit weiterem Baumbestand vorsätzlich roden lassen. Damit wurde neben den alten und seltenen Obstbäumen mit dichtem Unterwuchs auch der Lebensraum zahlreicher Tiere, darunter bedrohter und auch besonders geschützter Arten, vernichtet und der für die Anwohner wichtige schützende Puffer zur dicht befahrenen Prager Str. beseitigt“, heißt es darin. „Die zeitliche Nähe zum Beschluss des Ortschaftsrates Holzhausen vom vorgehenden Tag, die Stadt Leipzig zur Schaffung eines Park & Ride Parkplatzes in genau diesem Gebiet der Endstelle der StraBa Linie 15 aufzufordern, ist dabei sehr auffällig.“

Und während das eine städtische Amt Fristen zur Wiederbepflanzung gesetzt hat, hat das andere sich entschlossen, Teilflächen zur Bebauung freizugeben. Weiß die eine Hand nicht, was die andere tut? Oder ist das Misstrauen der Meusdorfer berechtigt, das hier Absicht vermutet?

„Wieso hat sich die Position des Stadtplanungsamtes hinsichtlich der Bebaubarkeit zwischenzeitlich geändert (erste Teilflächen werden inzwischen als bebaubar bezeichnet und bei weiteren wird dies aktuell geprüft) und ist sich die Stadt bewusst, dass sie mit einer Änderung des Flächennutzungsplanes die Vernichtung des besonders geschützten Biotops nachträglich legalisiert und damit potentielle Nachahmer zu ähnlichen Taten ermutigt“, lautet eine der Fragen, die zu beantworten ist.

Und eine andere beschäftigt sich mit der Frage, ob die Stadt die wilden Fällungen nun doch einfach toleriert, die Streuobstwiese nicht wieder aufpflanzen will und auch noch bei der Wiedergutmachung einfach die Fläche verkleinert: „Die zerstörte Streuobstwiese erstreckte sich über mehrere Flurstücke mit einer Gesamtfläche von ca. 2.500 qm. Warum fordert das Umweltamt hier nur einen Flächenzuschlag von gerade 200 qm, obwohl das bislang unbebaubare Areal des Eigentümers über 4.000 qm groß ist und bietet dem Eigentümer hierbei auch noch die Flächenauswahl an?“, fragen die Bürger aus Meusdorf.

Das passt alles nicht zusammen, erzählt aber von einer alten Siedlungspolitik, in der es in Leipzig im Grunde kaum Schutz für wichtige Biotope gibt. Sie verschwinden immer mehr aus dem Stadtraum, was im dichter bebauten Innenstadtbereich noch verständlich ist, wo die Zeit der Stadthäuser nun langsam vorbei ist und die Bebauung sich verdichtet. Dafür werden wieder Eigenheime „im Grünen“ nachgefragt, auch wenn das Grün dann verschwinden muss, wenn gebaut wird.

Bislang hat die Stadt übrigens den Bau eines P+R-Platzes in Meusdorf abgelehnt. Planungsdezernentin Dorothee Dubrau: „Hinzu kommt, dass sich im Umfeld der Endstellenschleife Meusdorf auch keine Flächen in städtischem Eigentum befinden, die für einen P+R-Platz infrage kommen und dass mit dem P+R-Platz Völkerschlachtdenkmal aus Richtung Südost bereits ein großer P+R-Platz zur Verfügung steht. Hier besteht mit den Straßenbahnlinien 2 und 15, der Buslinie 70 sowie der S-Bahn ein sehr gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln in unterschiedliche Richtungen.“

Beantragt hatte das zuvor der Ortschaftsrat Meusdorf.

Die Einwohneranfrage aus Meusdorf.

Antrag der Stadträte Nicole Wohlfarth (SPD), Margitta Hollick (Linke) und Norman Volger (Grüne) „Wiederanlage der Streuobstwiese ‚Prager Straße‘ als Ersatzvornahme“. 46

Verwaltungsstandpunkt zu einem P+R-Platz in Meusdorf.

Antrag des Ortschaftsrats Holzhausen „Schaffung eines P+R-Parkplatzes Prager Straße, LVB-Endhaltestelle ‚Meusdorf‘“.

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Es gibt 3 Kommentare

Ein kleiner Teil der Fläche liegt im zu Holzhausen gehörenden Zuckelhausen, wie auch praktisch die Häuser aller von der Abholzung betroffenen Anwohner, der Hauptteil in Probstheida. Liebertwolkwitz beginnt etwas weiter südöstlich.

Passt doch gut zum Umwelt- und Naturschutzkonzept der Stadt: nach außen hui – innen pfui.
oder siehe Felsenkeller…

Was hat eigentlich der Ortschaftsrat Holzhausen in dieser Angelegenheit zu beschließen, wenn offensichtlich auch ein Ortschaftsrat Liebertwolkwitz existiert?

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