Am Freitag, 6. April, erinnerte die Deutsche Bahn daran, dass sie da in Großzschocher ein nicht ganz unwichtiges Bauprojekt in Arbeit hat. Sie erneuert nämlich auf der Bahnstrecke Leipzig–Plagwitz–Markkleeberg–Gaschwitz (Waldbahn) seit Anfang April zwei Brücken. Die denkmalgeschützten Bauwerke kreuzen die Dieskaustraße und die Küchenholzallee. Und bei der Dieskaustraße hat die Stadt Leipzig noch ein wichtiges Wörtchen mitentschieden.

Die eingleisige Strecke wird für den Güterverkehr genutzt, betont die DB. Die Stahlbetonrahmen für die beiden Brücken werden neben der Gleistrasse vorgefertigt und mit Querverschub eingeschoben. Die Brücke an der Dieskaustraße wird denkmalschutzgerecht erneuert. Im Anschluss erfolgt die Anpassung der Straßenanlagen einschließlich der Gehwege.

Auf Basis der bestehenden Vereinbarung mit der Stadt Leipzig wird die Bahnbrücke über die Dieskaustraße, als wichtige Verbindungsstraße zwischen Zentrum und Großzschocher, für perspektivische Straßenausbauten aufgeweitet. Im Zuge der Bauarbeiten werden außerdem der Bahnsteig und das Trafohaus des ehemaligen Haltepunktes Kleinzschocher zurückgebaut. Die Arbeiten sollen bis zum 30. November abgeschlossen sein.

Die Dieskaustraße war zuletzt im Januar Thema im Leipziger Stadtrat. Da informierte das Dezernat Stadtentwicklung und Bau darüber, was es selbst mit der DB AG ausgehandelt hat. Denn die Stadt gibt ein paar Euro dazu, damit die Bahn die Brücke nun so ausbaut, dass nicht nur die lichte Weite unter der Brücke größer wird, sondern auch die Höhe.

„Die Stadt ist Straßenbaulastträger der unterführten Dieskaustraße. Im Verkehrsraum der Straße befinden sich zudem Straßenbahnanlagen der Leipziger Verkehrsbetriebe, welche gemäß EKrG dem Straßenbaulastträger zugeordnet werden. Die DB Netz AG plant den Ersatzneubau der EÜ Dieskaustraße von 2018-2019“, wurde da mitgeteilt. Und natürlich der Zeitpunkt der Vereinbarungen: „Die Stadt hatte mit Schreiben vom 08.12.14 und 09.12.15 ein Aufweitungsverlangen hinsichtlich der lichten Höhe und Weite gegenüber der DB Netz AG formuliert. Die uneingeschränkte Nutzung der Fahrstreifen unter dem Bauwerk sowie die Schaffung der Rahmenbedingungen für den mittelfristig geplanten grundhaften Ausbau der Dieskaustraße durch die Stadt Leipzig waren Anlass für diese Forderungen.“

Die Dieskaustraße soll ab 2020 endlich auf Vordermann gebracht werden.

Blick durch die Eisenbahnüberführung in der Dieskaustraße: links die Dieskaustraße, rechts zweigt die Arthur-Nagel-Straße ab. Foto: Lucas Böhme
Blick durch die Eisenbahnüberführung in der Dieskaustraße: links die Dieskaustraße, rechts zweigt die Arthur-Nagel-Straße ab. Foto: Lucas Böhme

„Gemäß dem ‚Mittelfristigen Investitionsprogramm im Straßen- und Brückenbau 2013 bis 2020‘ plant das Verkehrs- und Tiefbauamt gemeinsam mit den Leipziger Verkehrsbetrieben den grundhaften Ausbau der Dieskaustraße zwischen Adler und Brückenstraße in den Jahren 2020 bis 2022. Aufgrund der derzeitigen lichten Höhe von 4,30 m ist die EÜ für den Straßenverkehr höhenmäßig auf 3,60 m beschränkt“, kann man in der Vorlage lesen. Das genügt nicht den Anforderungen, die man für den künftigen Straßen- und Kreuzungsquerschnitt braucht. Denn gleich hinter der Brücke gibt es ja die vielgenutzte Straßenkreuzung Dieskaustraße/Arthur-Nagel-Straße. Um da vorzusorgen, hat die Stadt die Bahn gebeten, die Brücke höher zu setzen und untendrunter mehr Platz in der Breite zu schaffen.

„Um zukünftig eine uneingeschränkte Nutzung der Fahrspuren unter dem Bauwerk durch Straßenbahn und LKW gewährleisten zu können, ist es notwendig, mit dem Neubau der EÜ eine lichte Höhe von mindestens 4,90 m herzustellen. Außerdem ergaben die bisherigen Straßenplanungen für die Dieskaustraße eine erforderliche lichte Weite unter der EÜ von 18,20 m (derzeit 17,65 m). U. a. soll so Raum für eine neu anzuordnende Abbiegespur für den motorisierten Verkehr geschaffen werden“, heißt es in der Vorlage. „Aufgrund der geplanten Neuordnung der Abbiegebeziehungen am angrenzenden Knoten Dieskau-/Bismarck-/Arthur-Nagel-Straße ist es erforderlich, bereits unter der EÜ eine Abbiegespur neben der durchgängigen Fahrspur beginnen zu lassen.“

Was aber eben auch bedeutet: Die Stadt muss einen finanziellen Beitrag leisten.

„Gemäß dem EKrG §12 (2) muss sich die Stadt aufgrund des Aufweitungsverlangens an den Herstellungskosten der Kreuzungsanlage beteiligen“, hieß es in der Vorlage der Stadt. „Der zu tragende Kostenanteil für die Stadt Leipzig beläuft sich auf ca. 2,685 Millionen Euro. Dieser Kostenanteil wird durch die Zahlung eines Vorteilsausgleichs der DB Netz AG an die Stadt um ca. 1,212 Millionen Euro vermindert. Für den verbleibenden Kostenanteil i. H. v. ca. 1,473 Millionen Euro werden Fördermittel mit einer Förderquote von 100 % veranschlagt.“

Der letzte Farbanstrich der Brücke stammt augenscheinlich von 1963. Foto: Lucas Böhme
Der letzte Farbanstrich der Brücke stammt augenscheinlich von 1963. Foto: Lucas Böhme

Aber bevor die Stadt und die LVB ab 2020 bauen, baut erst einmal die Bahn und saniert dabei die Brücke, die immerhin das stolze Geburtsjahr 1906 hat und deshalb auch denkmalgeschützt ist.

Während der Arbeiten kommen moderne Arbeitsgeräte und Technologien zum Einsatz, betont die Deutsche Bahn AG. Dennoch ließen sich lärmbedingte Beeinträchtigungen während der Bauarbeiten nicht gänzlich vermeiden. Die Deutsche Bahn bittet Anwohner und Straßenverkehrsteilnehmer deshalb um Verständnis für entstehende Unannehmlichkeiten.

Verkehrliche Einschränkungen (Straßenbahn/Straße):

Dieskaustraße:

– Bis 30. November kann es vor allem auf den Gehwegen zu Einschränkungen kommen.

– Während der Bauarbeiten wird die Fahrleitungsanlage der Straßenbahn zurückgebaut und im Anschluss wieder errichtet. Vom 15. bis 22. Juli sowie vom 30. September bis 7. Oktober ist deshalb mit Einschränkungen der Straßenbahnlinie 3 zu rechnen. Die Leipziger Verkehrsbetriebe wollen zeitnah zu Fahrplanänderungen informieren (www.l.de/verkehrsbetriebe).

Küchenholzallee:

– Vom 9. April bis 30. November kommt es während Brückenarbeiten, einschließlich des Verschubs des neuen Bauwerks zu Einschränkungen im Straßenverkehr auf der Küchenholzallee. Der Zugang zu den Kleingärten nördlich der Eisenbahnüberführung Küchenholzallee bleibe aber gewährleistet, betont die DB.

Bürgerinitiative fordert dringend Radwege für Kleinzschocher

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