Wer sich in Leipziger Ortschaftsräten oder Stadtbezirksbeiräten engagiert weiß, wie zäh Stadtpolitik manchmal sein kann. Und dass Geduld und Beharrlichkeit dazugehören, wenn man etwas erreichen will. Umso schöner ist es, wenn ein im Stadtbezirksbeirat formulierter Antrag es bis zur Verhandlung im Stadtrat schafft und dann tatsächlich beschlossen wird. So wie der Antrag zu einer Toilette im beliebten Lene-Voigt-Park.

Die sollte – so wünschte es sich der Statbezirksbeirat – noch in den Doppelhaushalt 2019/2020. Aber die ganzen Antragsberge dazu hat die Leipziger Verwaltung gar nicht mehr geschafft zu bearbeiten, bis das Paket im Januar zugeschnürt und dann beschlossen wurde.

Was übrig blieb, drehte dann erst einmal ab Oktober seine Runden durch die Beratungsgremien. Am Ende ging es dann sogar recht schnell. Auch wenn die Sache aus Sicht des Stadtbezirksbeirats Südost doch wieder ein ganzes Jahr gedauert hatte.

Fast ein volles Jahr, nachdem der Stadtbezirksbeirat Südost einen Antrag zur Errichtung einer Toilettenanlage für den Lene-Voigt-Park in Reudnitz gestellt hatte, hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag, 7. November, nun grünes Licht für das Vorhaben gegeben.

Zur besonderen Freude von Victor Weiler (SPD), dem das Thema seit Längerem ein Herzensanliegen ist. Als Mitglied des Stadtbezirksbeirat Leipzig-Südost freut er sich besonders über das Votum: „Endlich! Mit der Einstellung von Planungsmitteln für 2020 und der angekündigten Finanzierung von Errichtung und Betrieb im kommenden Doppelhaushalt nehmen die dringend benötigten Toiletten endlich Gestalt an.“

Die monatelange Odyssee des Haushaltsantrags, welches ihn und mehrere Kolleg/-innen aus dem Stadtbezirksbeirat durch verschiedene Ausschüsse des Stadtrates und in den Beirat des Stadtbezirkes Ost führte, scheint sich gelohnt zu haben. „Ich möchte mich ausdrücklich auch bei den Mitgliedern unseres Nachbar-Stadtbezirksbeirates bedanken, die unser Anliegen unterstützt haben, weil auch sie die Situation vor Ort kennen“, so Weiler.

Denn seit seiner Eröffnung im Jahr 2004 auf dem Gelände des ehemaligen Eilenburger Bahnhofs hat sich der seit 2005 so benannte Lene-Voigt-Park zum beliebten Familien- und Freizeitpark im Leipziger Osten entwickelt.

Eröffnung des neugestalteten Stadtteilparks 2004 mit OBM Wolfgang Tiefensee. Archivfoto: Ralf Julke
Eröffnung des neu gestalteten Stadtteilparks 2004 mit OBM Wolfgang Tiefensee. Archivfoto: Ralf Julke

Das zwischenzeitliche Angebot der Verwaltung, den Standort Lene-Voigt-Park im Rahmen der Erarbeitung des gesamtstädtischen Toilettenkonzeptes zu „betrachten“, ging dem Stadtbezirksbeirat Südost freilich nicht weit genug, denn das wirkte wieder wie ein Versuch, hier noch ein bisschen Zeit rauszuschinden.

Victor Weiler: „Wir brauchen so schnell wie möglich Toiletten in diesem für Reudnitz und die angrenzenden Ortsteile so wichtigen Park. Hier sind jeden Tag unzählige Familien mit kleinen Kindern, Tagesmüttergruppen und im Sommer tausende Erholungsuchende unterwegs. Zunehmend entwickelt sich unser Park auch zu einem Ort, an dem in Urban-Gardening-Projekten Lebensmittel angebaut werden. Da können wir nicht warten, ob und wann die Verwaltung die Notwendigkeit sieht, hier zu reagieren.“

Der Erfolg des Antrags zeigt aus seiner Sicht, dass es sich lohnt, sich vor Ort für Projekte zu engagieren, die den Menschen auf den Nägeln brennen. Und genau dafür seien die Stadtbezirksbeiräte ja auch da.

„Jetzt müssen wir aufpassen, dass der Stadtratsbeschluss von der Verwaltung auch umgesetzt wird – und dass die Toiletten mit Wickelmöglichkeiten ausgerüstet und barrierefrei werden. Die Verwaltung kann sich sicher sein, dass wir da auch weiter ein Auge darauf haben“, betont Weiler.

Und irgendwie scheint der große Park in Reudnitz auch wieder mehr Aufmerksamkeit aus der Verwaltung zu genießen. Am selben Tag meldete das Amt für Stadtgrün und Gewässer das nächste wichtige Vorhaben für den Park:

Reudnitz-Thonberg: Grüne Gartenzimmer für den Lene-Voigt-Park

Im Lene-Voigt-Park beginnt am Montag (11. November, d. Red.) die Gestaltung der sogenannten „grünen Gartenzimmer“. Zieräpfel, Zierkirschen und Blumenbeete mit Blütenstauden sorgen künftig abseits der stark frequentierten Liegewiese für Gartenatmosphäre im Stadtteilpark. Die neuen Rückzugsräume bekommen zudem bequeme Bänke, Papierkörbe und Fahrradbügel. In den mit Ausgleichsbeiträgen des Sanierungsgebiets Reudnitz gedeckten Gesamtkosten von 90.000 Euro ist auch eine neue Wegeverbindung für den nordöstlichen Lene-Voigt-Park enthalten. Während der Bauzeit bis Mitte Dezember wird die Hauptwegeachse an zwei Stellen teilweise abgesperrt und ein Ausweichweg ausgewiesen.

Auch der Lene-Voigt-Park soll im Rahmen des neuen Toilettenkonzepts untersucht werden

Auch der Lene-Voigt-Park soll im Rahmen des neuen Toilettenkonzepts untersucht werden

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. Oktober 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 450 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar