Im Juni schon beantragte Marcus Weiss (Die Partei) im Leipziger Stadtrat, „den Schutz des NSG Elster-Pleiße-Auwald mit konkreten Maßnahmen umzusetzen, um dem spätestens seit der Corona-Pandemie erhöhten Nutzungsdruck und den dadurch verschärften Beeinträchtigungen des Gebietes Rechnung zu tragen.“ An etlichen Stellen sorgten „Trampelpfade und Mountainbike-Strecken“, „Bauwerke wie Staudämme und Schaukeln, oder andere private Einrichtungen wie Flöße“ für Zerstörungen im Naturschutzgebiet. Am 11. November kam der Antrag zur Abstimmung.

Oder besser: Die Linksfraktion, deren Mitglied Weiss ist, zog den Antrag zurück und stellte die Position der Stadtverwaltung zur Abstimmung.

Denn das Umweltdezernat teilt die Sichtweise von Marcus Weiss. Da genügt ein simpler Spaziergang durch den Auenwald (auch durch dessen andere Teile), um zu sehen, welche Schäden all die Menschen anrichten, die einfach die gekennzeichneten Wege verlassen und sich einfach ihre Pfade durch die geschützten Auenbereiche trampeln. Und dass da endlich mehr getan werden müsste, sah auch das Umweltdezernat so.

„Eine ausreichende Beschilderung des NSG ,Elster-Pleiße-Auewald‘ ist derzeit noch nicht vorhanden, eine Neubeschilderung des NSG an den geeignetsten Stellen ist allerdings aktuell durch die untere Naturschutzbehörde in konkreter Planung und für das Jahr 2020 finanziell eingestellt. Neben der Beschilderung der NSG-Grenzen werden im Umfeld der Paußnitzlache an Trampelpfaden Schilder mit Kurzerläuterungen aufgestellt. Dies dient neben der Erläuterung der Rechtslage auch der Sensibilisierung der Bevölkerung“, kann man in der Stellungnahme der Verwaltung lesen.

„Die Trampelpfade, insbesondere im Bereich der Paußnitzlache, werden in Zusammenarbeit mit Stadtforsten insbesondere durch das Querlegen von Stämmen (die im Gelände liegen), gesperrt. Erfahrungsgemäß sind Sperrungen solcher Trampelpfade jedoch häufig von wenig dauerhafter Natur (Erfahrungen v.a. am Floßgraben). Mountainbike-Strecken u. ä. werden im südlichen Auwald durch Stadtforsten in Abstimmung mit dem AfU bereits seit Jahren regelmäßig entfernt, wobei in wenig sensiblen Bereichen im Ausnahmefall auch solche belassen werden (außerhalb des NSG). Errichtete Bauwerke im NSG wie Schaukeln werden entfernt, Flöße und Staudämme im NSG sind dem Amt für Umweltschutz derzeit nicht bekannt.“

Aber das sind natürlich alles Maßnahmen, die darauf setzen, dass die Nutzer des Auenwaldes diese Hinweise auch akzeptieren und sich nicht einfach wieder egoistisch darüber hinweg setzen. Denn: „Regelmäßige Kontrollen zur Einhaltung des Wegegebotes werden im NSG Elster-Pleiße-Auwald nicht durchgeführt. Sehr trittempfindliche Flächen (z. B. Orchideenwiesen), wo dies sehr wichtig wäre, befinden sich im NSG nicht. Bei Anzeigen, z. B., wenn Märzenbecher ausgegraben werden, handelt die untere Naturschutzbehörde.“

Wesentlich zielführender sind natürlich Hinweisschilder, die auch an den Wegen im Auwald deutlich machen, dass der Wald unter Naturschutz steht und aus besonderen Gründen geschützt werden muss. Und dass das eben nur die Leipzier/-innen selbst tun können, indem sie die Wege eben nicht verlassen und einfach nach Laune Trampelpfade durch sensible Waldgebiete bahnen.

„Die notwendigen Maßnahmen zum Schutz des NSG werden unabhängig vom Auenentwicklungskonzept getroffen“, betonte das Umweltdezernat noch. „Ein direkter inhaltlicher Zusammenhang mit diesem ist nicht erkennbar.“

Das kann man so sehen, muss man aber nicht. Denn natürlich zielt das Auenentwicklungskonzept auf die Wiederbelebung (Revitalisierung) der kompletten Elsteraue. Das funktioniert aber nur, wenn die Leipziger/-innen den hohen Schutzstatus des Auenwaldes auch ganz bewusst respektieren.

Da die Linksfraktion das Anliegen von Marcus Weiss trotzdem im Standpunkt der Verwaltung berücksichtigt sah, stellte sie den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung. Der bekam dann eine klare Mehrheit mit 49 „Ja“-Stimmen und 10 Enthaltungen.

Video: Livestream der Stadt Leipzig

Marcus Weiss beantragt endlich ein städtisches Handeln gegen Trampelpfade und Mountainbike-Strecken im Auenwald

Marcus Weiss beantragt endlich ein städtisches Handeln gegen Trampelpfade und Mountainbike-Strecken im Auenwald

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