„Es geht voran!“, meint die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat. „Im Sofortmaßnahmenprogramm zum Klimanotstand wurde auf die Initiative der Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat aufgenommen, dass das Leipziger Schulbiologiezentrum zu einem Zentrum für Nachhaltigkeitsbildung aufgewertet werden soll.“ Nur mit „sofort“ hat das nicht wirklich etwas zu tun. Das Dezernat Jugend, Schule und Demokratie stimmt zwar zu, setzt aber das ferne Jahr 2030 als Ziel.

Das Schulbiologiezentrum mit seinem botanischen Lehrgarten existiert seit 1892. Mit einer Informationsvorlage lieferte die Verwaltung nun einen ersten Fahrplan für die Neukonzeption.„Das Schulbiologiezentrum mit seinem botanischen Lehrgarten ist ein grandioser Ort, um die Umweltbildung aus den verstaubten Klassenzimmern zu holen. Es ist darüber hinaus der einzige Ausbildungsbetrieb für Gärtner/-innen und Fachpraktiker/-innen in der Fachrichtung Zierpflanzenbau“, erklärt dazu Michael Neuhaus, umweltpolitischer Sprecher der Linksfraktion.

„Doch chronische Unterbesetzung und der schlechte Zustand der Gebäude sorgen dafür, dass dieser in Leipzig einmalige Ort weit hinter seinem Potenzial zurückbleibt. Der Leiter des Zentrums ist sowohl für den gesamten inneren Betriebsablauf, die Büro- und Öffentlichkeitsarbeit, die Raumbelegung, die Durchführung von Führungen als auch für die gartenbauliche Leitung und die Ausbildung der Gärtner/-innen zuständig. Für das 1,8 Hektar große Gelände, inklusive sechs Gewächshäusern, stehen nur 2,4 Gärtner/-innenstellen zur Verfügung. Der Lehrbetrieb wird über 3,4 Stellen abgewickelt.“

Den entsprechenden Änderungsantrag zum im Sommer 2020 verabschiedeten Sofortmaßnahmenprogramm hatte damals Michael Neuhaus persönlich formuliert. Der lautete kurz und knapp: „Um Umweltschutz in allen Bereichen des alltäglichen Lebens mitzudenken, muss dieser bei schulischer und außerschulischer Bildung einen hohen Stellenwert einnehmen. Die Stadt Leipzig wird deswegen im Rahmen der Neukonzeption des Schulbiologiezentrums dessen Umgestaltung zu einem Zentrum für Nachhaltigkeitsbildung aufwerten.“

Um freilich das alte Schulbiologiezentrum zu einem richtigen barrierefreien Umweltzentrum ausbauen zu können, muss erst einmal in einen Neubau investiert werden, betont die Verwaltung. Und dessen Konzeption, Planung und Bau dauert:

„Für ein Bildungszentrum für nachhaltige Entwicklung auf dem Gelände des Botanischen Lehrgartens des Schulbiologiezentrums Leipzig ist die Errichtung eines inklusiven barrierefreien Neubaus unumgänglich. Dieses Veranstaltungs- und Informationszentrum soll als Plusenergie- oder Nullenergiehaus ein Beispiel für nachhaltiges Bauen darstellen. Deshalb ist hier eine nachhaltige, ökologische Bauweise (Verwendung von Holz und Baustoffen aus der Region mit kurzen Transportwegen, auf Recycelbarkeit sollte Wert gelegt werden, Sonnenenergienutzung – Photovoltaik und Solarthermie, Regenwassernutzung) wünschenswert und angedacht. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wird untersucht, ob sich die Gebäude als Null- oder Plusenergiehaus realisieren lassen.

Mit dem Neubau werden die räumlichen und technischen Voraussetzungen für eine moderne Bildungs- und Ausbildungsstätte geschaffen. Dazu zählen Seminar-, Schulungs,- Beratungs- und Erholungsräume sowie Werkstätten und moderne digital ausgestattete (Büro)arbeitsplätze, Umkleideräumlichkeiten für Mitarbeiter/-innen sowie ausreichende Sanitärraume für Besucher/-innen, Mitarbeiter/-innen und Auszubildende. Derzeit sind Baukosten in Höhe von rund 6,6 Millionen Euro kalkuliert. Als erster Schritt ist eine Machbarkeitsstudie zum Neubau geplant. Die Genehmigung/Zustimmung der zuständigen Wasserbehörde für den Neubau steht noch aus (vgl. StEP VI. 8.).“

Die Machbarkeitsstudie soll noch 2021 für 30.000 Euro erfolgen. Dem schließen sich dann sechs Jahre Planung an, sodass 2027 Baubeginn sein könnte und 2030 dann Inbetriebnahme des Gebäudes.

Zusätzliche Stellen könnte es schon ab 2023 (also im nächsten Doppelhaushalt) geben, wodurch sich die einzuplanenden Personalkosten von 70.000 auf 224.000 erhöhen, anfangs mit einem/einer Gärtner/-in, später mit zwei. Ab 2029 könnte der Personalstamm dann komplett sein. Zusätzliche Bildungsangebote könnte es schon ab 2023 geben – auch im Zusammenhang mit dem Auenentwicklungsprogramm. Das ja ebenfalls 2023 fertig sein soll.

„Ich freue mich darum umso mehr, dass nun ein erster Zeitplan für die Umgestaltung und Neukonzeption des Schulbiologiezentrums vorliegt“, betont Neuhaus.

„Darin enthalten sind die Absicht für einen 6,6 Millionen Euro teuren Neubau sowie insgesamt sechs zusätzliche Stellen. Schon dieses Jahr soll es mit einer Machbarkeitsstudie losgehen. Ein Wermutstropfen bleibt: dass das neue Zentrum erst 2030 in Betrieb gehen soll. Als Linke haben wir für dieses Zentrum für Nachhaltigkeitsbildung gekämpft und wir werden weiterhin alles daransetzen, dass es so schnell wie nur möglich kommt. Wir wollen keine Lernfabriken, sondern erlebbare Umweltbildung! Ich möchte allen Mitarbeiter/-innen des Schulbiologiezentrums persönlich für ihre tolle Arbeit und ihr Herzblut, besonders unter diesen schwierigen Umständen, danken.“

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