Über zwei Jahre hat man nicht viel von diesem ganz speziellen Projekt der Leipziger Verkehrspolitik gehört. Den letzten Bürgerworkshop gab es im März 2018. Die Stötteritzer haben sich schon allerlei Gedanken darüber gemacht, wie man im Projekt „Aktiv mobil in Stötteritz“ mit wenigen Mitteln die Verkehrssituation gerade für schwächere Verkehrsteilnehmer im Ortsteil verbessern kann. Nun soll es endlich eine Bürgerbefragung geben, um das Projekt auswerten zu können.

Dabei war es ursprünglich der Ökolöwe gewesen, der hier mit dem Projekt „Mach’s leiser“ den Anstoß gegeben hat. Denn vorher hatte Leipzigs Verkehrsverwaltung die Anwohner einer Straße nur dann zur Bürgerbeteiligung gebeten, wenn es mal einen größeren Umbau gab.

Dass die Bewohner eines Ortsteils aber aus täglicher Erfahrung am besten wissen, wo es klemmt und hakt, wenn man mit Kindern, Rolli, Fahrrad, zum Einkaufen oder zur Straßenbahn unterwegs ist, hat der Ökolöwe mit „Mach’s leiser“ exemplarisch gezeigt. Auch in Gohlis gelang es ihm so, der Stadt einige Veränderungen in der Verkehrsanordnung abzuringen.

2017 übernahm dann die Stadt mehr oder weniger die „Mach’s leiser“-Idee und setzte sie in eigener Regie um: „Ziel des Förderprogramms ist es, die gemeinsam mit den Bürgern erarbeiteten Maßnahmen im Fuß- und Radverkehr in der Projektlaufzeit von März 2017 bis Juni 2021 zu realisieren sowie verschiedene Konzepte als Piloten für Leipzig zu erstellen.“

Dabei wurden tatsächlich schon ein paar Dinge herausgearbeitet, die ohne großen Aufwand geändert werden konnten, wie man auf der Website zum Projekt nachlesen kann: „Kernelement des Projekts ist die Aktivachse Naunhofer Straße. Rad- und fußverkehrsfreundliche Lösungen stehen hier im Fokus. Zur Verbesserung der Bedingungen für diese aktiven Mobilitätsformen wurden im Einmündungsbereich der Naunhofer Straße bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Im Kreuzungsbereich zur Prager Straße konnte ein Fußgängerüberweg (Zebrastreifen) markiert werden.

Die Einmündung der Naunhofer Straße wurde mit temporären Leitelementen umgestaltet. Ebenfalls wurden die Kurvenradien angepasst und die Querungsbeziehungen für den Fußverkehr verbessert. Die Markierung der vorhandenen Radfahrstreifen wurde erneuert und entlang der Holzhäuser Straße als Schutzstreifen fortgesetzt. Durch den Umbau der Einmündung konnte der anschließende Abschnitt der Naunhofer Straße in die umgebende Tempo-30-Zone integriert werden, sodass bis zur Schönbachstraße nun eine zusammenhängende Tempo-30-Zone besteht.“

Und dass die Naunhofer Straße auch künftig eine zentrale Rolle spielen wird, kündigte Oberbürgermeister Burkhard Jung am 1. Juni bei der Freigabe der Messebrücke in der Straße des 18. Oktober an. Denn die Naunhofer Straße bietet sich mittlerweile auch aus Sicht der Stadtverwaltung als Teil des Radschnellweges von der Innenstadt über die Alte Messe zum Herzklinikum an. Es gibt also schon konkrete Überlegungen, die Radfahrbedingungen in der Naunhofer deutlich zu verbessern.

Aber jetzt gehe es erst einmal um die Evaluation des Modellprojekts „Aktiv mobil in Stötteritz“, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt mit. Dazu startet jetzt eine Online-Bürgerbefragung im Stadtteil. Die Umfrage soll nun aufzeigen, wie die bisher im Stadtteil umgesetzten Maßnahmen von den Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen werden.

Für die Befragung werden derzeit Flyer in den Briefkästen in Stötteritz verteilt. Über einen sogenannten QR-Code auf dem Handzettel gelangen die Anwohnerinnen und Anwohner zur Umfrage, die Teilnahme ist online noch bis zum 21. Juni möglich. Die Befragung wird von der Hochschule Bochum organisiert und betreut.

Die Stadt Leipzig messe aktiven Mobilitätsformen eine wachsende Bedeutung zu, betont das Verkehrs- und Tiefbauamt extra.

Zum Projekt „Aktiv mobil in Stötteritz“

Seit 2017 ist das Verkehrs- und Tiefbauamt mit dem Projekt „Aktiv mobil in Stötteritz“ am Förderprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) – Aktive Mobilität in städtischen Quartieren“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) beteiligt. Ziel dieses Forschungsprogramms ist es, innovative Planungen und Aktionen zu wichtigen städtebau- und wohnungspolitischen Themen zu unterstützen. Speziell geht es darum, mit kostengünstigen und kleinteiligen Ansätzen den Fuß- und Radverkehr zu fördern.

In Stötteritz konnten mit den Mitteln beispielsweise ein Fußgängerüberweg an der Kreuzung Prager Straße/Holzhäuser Straße und zusätzliche Fahrradbügel geschaffen werden. Auch die Einrichtung mehrerer Radverkehrsanlagen – etwa in der Holzhäuser Straße und der Schönbachstraße – sowie die Erweiterung der Tempo-30-Zone zwischen Holzhäuser und Schönbachstraße gehen auf das ExWoSt-Projekt zurück.

Das Modellprojekt soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Doch auch nach Projektende sind weitere entsprechende Maßnahmen im Quartier vorgesehen, etwa die Umgestaltung der Kreuzung Naunhofer Straße/Gletschersteinstraße, so das VTA.

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