Recht euphorisch gab sich FDP-Stadtrat Sascha Matzke nach der Stadtratsentscheidung am 12. Oktober zum Eutritzscher Markt. Denn danach solle der Eutritzscher Markt zeitnah ein Nutzungskonzept erhalten. Aber eigentlich ging es im Antrag der Fraktion Freibeuter noch gar nicht darum. Sondern um die Aufnahme ins Stadtplatzprogramm.

Die Auflage eines Stadtplatzprogramms war erst im Juli vom Stadtrat beschlossen worden, nachdem gerade die letzten heißen Sommer gezeigt haben, dass eine ganze Reihe von nach 1990 neu gestalteten Plätzen dysfunktional sind, regelrechte Steinwüsten, auf denen sich kein Mensch aufhalten möchte. Andere Stadtplätze sind ungestaltete Nicht-Orte, ebenfalls ohne Aufenthaltsqualität. Aber gerade mit zunehmenden Hitzejahren brauchen die Leipziger die Möglichkeit, draußen auf schattigen Plätzen Erholung zu finden. Weshalb die meisten Plätze erst einmal umgebaut und mit Bäumen bepflanzt werden müssen.

„Durch unseren Antrag wird der Eutritzscher Markt grüner, lebendiger und schöner – und wir hoffen schon sehr bald!“, freute sich Matzke trotzdem.

Den Eutritzscher Markt lebenswerter gestalten

Dabei hat die Freibeuter-Fraktion ihren Antrag zum Eutritzscher Markt noch einmal kräftig überarbeitet, nachdem die Verwaltung ihren Standpunkt dazu aufgeschrieben hatte.

„Der Eutritzscher Markt bietet aktuell keinen belebten, urbanen Platz. Ansiedlungen von Wochenmarkthändlern unter Federführung des Marktamtes schlugen in den letzten Jahren leider fehl. Um die Urbanisierung des Eutritzscher Marktes voranzutreiben, ist eine Umgestaltung nötig“, stand darin als Begründung zu lesen.

„Hierbei sollen die einzusetzenden Mittel möglichst gering gehalten werden. Im Rahmen des Baumkonzeptes können im westlichen Teil des Eutritzscher Marktes Schatten spendende Verweilorte geschaffen werden, die insbesondere den Senioreneinrichtungen vor Ort zugutekämen.“

Der nächste Passus freilich verlor jegliche Grundlage, denn die drei Pavillons am Platzrand sind in Privatbesitz. Hier kann die Stadt gar nichts tun, es sei denn, sie erwirbt die ungenutzten Teile.

„Im östlichen Teil kann durch möglichst geringe finanzielle Mittel eine bauliche Vereinigung der drei Pavillons erreicht werden. Diese begünstigt dann eine effizientere Gastronomie, die bisher durch drei kleine Pavillons behindert wurde“, hieß es im Freibeuter-Antrag noch. „Darüber hinaus kann die Ertüchtigung der WC-Einrichtung im Rahmen des Toilettenkonzepts geprüft werden. Auch zum Prüfauftrag gehört die Ertüchtigung des ansässigen Brunnens.“

Erst einmal das Stadtplatzprogramm

Aber letztlich ging es um einen ganz simplen Beschlussvorschlag: „Der OBM wird beauftragt, im Zuge der Erarbeitung des Stadtplatzprogramms in 2022 den Eutritzscher Markt in die stadtweite Priorisierung von Stadtplätzen einzubeziehen. Das Stadtplatzprogramm wird dem Stadtrat bis zum 31.12.2022 vorgelegt.“

Und daran entzündete sich dann ein Teil der erstaunlich langen Diskussion. Denn bis auf die AfD-Fraktion waren sich alle Fraktionen einig, dass Leipzig sowohl schnellstmöglich ein richtiges Stadtplatzprogramm braucht, als auch, dass der Eutritzscher Markt da mit hineingehört. Nur: Bis wann schafft es das Planungsdezernat, so ein Stadtplatzprogramm aus dem Boden zu stampfen?

Bis zum 31. Dezember sicher nicht, meinte Baubürgermeister Thomas Dienberg und bat darum, doch lieber das von der Verwaltung vorgeschlagene erste Halbjahr 2023 als Termin zu übernehmen. Was Sascha Matzke dann auch machte. Aber als dann SPD-Stadtrat Andreas Geisler beantragte, doch wieder den 31. Dezember 2022 hineinzuschreiben, wurde es spannend.

Und siehe da: Mit 33 : 25 Stimmen fand sich eine klare Mehrheit für den früheren Termin.

Die Verwaltung muss dem Stadtrat also das Stadtplatzprogramm bis zum Ende des Jahres vorlegen. Das Nutzungskonzept Eutritzscher Markt steht also in den Startlöchern, freuten sich die Freibeuter.

Es ist Zeit zu handeln

„Es war wichtig, einen Termin festzulegen, um sicherzustellen, dass die Stadt dem Eutritzscher Markt Priorität einräumt und wir hoffentlich unnötige Verzögerungen vermeiden können“, erklärte Matzke nach der Abstimmung. „Wir können nicht wieder acht Jahre warten, bis was passiert. Leipzig boomt jetzt. Die Bevölkerung wächst jetzt. Die Menschen brauchen gerade jetzt Verweilräume. Deshalb ist es wichtig, dass wir vernachlässigte Gebiete priorisieren und wiederbeleben.“

In Eutritzsch wohnen derzeit 15.000 Einwohner, die keinen belebten Platz haben. Nach Fertigstellung des Eutritzscher Marktes in der jetzigen Form in den 1990er Jahren hat sich das Eutritzscher Zentrum ja komplett verschoben hin zu dem Einkaufszentrum, das sich seitdem „Eutritzscher Zentrum“ nennt. Eine Platzqualität gibt es dort überhaupt nicht.

Während dem Eutritzscher Markt wesentliche Aufenthaltsqualitäten fehlen, wie Matzke betonte: „Er benötigt eine Umgestaltung, weil er bislang nicht zum Verweilen einlädt. Das bürgerschaftliche Engagement vor Ort bietet eine gute Ausgangsposition, um die Nutzungsstrategie auf den Weg zu bringen. Es könnten Maßnahmen, die den Senioreneinrichtungen zugutekämen und eine einladende Gastronomie in den Pavillons begünstigen, enthalten sein. Auch die Erneuerung der Toilette im Rahmen des Toilettenkonzepts könnte ein Teil werden.“

Mit CDU-Stadtrat Konrad Riedel lieferte er sich dabei noch ein kleines Einzelgefecht, denn Riedel hatte selbst auch noch einen Antrag zum Eutritzscher Markt gestellt. Danach soll er zum Kulturmarkt umgestaltet werden. Riedels Antrag wird wahrscheinlich in der November-Ratsversammlung abgestimmt.

Bis dahin wissen die Ratsfraktionen vielleicht auch schon, was im Stadtplatzprogramm stehen wird, denn im Entwurf sei es ja schon fertig, sagte Baubürgermeister Thomas Dienberg. Die Grundzüge könnten also in den Ausschüssen vorgestellt werden.

Aber Matzke hatte ja auch auf den völlig verkorksten Huygensplatz verwiesen, dem es seit seiner Fertigstellung genauso geht wie dem Eutritzscher Markt: Er hat keine Aufenthaltsqualität. Und darum sollte es ja im Stadtplatzprogramm wirklich gehen: dass die Plätze schattig sind und einladen, sich auch in heißen Sommern draußen aufzuhalten.

Ob dann auch noch ein Nutzungskonzept entsteht, ist dann wahrscheinlich erst der zweite Schritt.

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