Auch die Freibeuter als kleinste Fraktion im Leipziger Stadtrat feiern ihre Erfolge, meistens dann, wenn es sehr konkret wird und ein positiver Beschluss für die betroffenen Leipziger/-innen auch sofort sichtbare Ergebnisse zeitigt. So wie beim Antrag der Freibeuter zur Einrichtung einer Interimsampel an der Zschocherschen Straße. Denn, wie FDP-Stadtrat Sascha Matzke berechtigterweise erklärte, ist die Querung der stark befahrenen Zschocherschen ohne Ampel oft lebensgefährlich.

„Die teilweise schwierigen Querungsbedingungen für den Fußgängerverkehr über die Zschochersche Straße im Abschnitt zwischen Industriestraße und Limburger Straße sind der Verwaltung bekannt“, hatte das Verkehrs- und Tiefbauamt in seiner Stellungnahme zum Antrag der Freibeuter festgestellt.

„Im Rahmen der Komplexmaßnahme Zschochersche Straße werden daher auch die Bedingungen für den querenden Fußverkehr untersucht und verbessert. Ziele, wie die im Antrag erwähnte Kita oder Haltestellen, werden dabei berücksichtigt.“

Aber diese Komplexmaßnahme soll erst 2027 starten. Aus Sicht der Freibeuter ein viel zu langer Zeitraum, die gefährlichen Zustände so zu belassen, auch wenn die Stadt in ihrer Stellungnahme keine erhöhte Unfallgefahr festgestellt hat. Und deswegen nur prüfen will, ob man vielleicht doch so eine Ampelanlage errichtet, bis dann 2027 gebaut wird.

Was tut man zuerst?

„Die Einrichtung einer interimistischen Fußgängersignalanlage in der Zschocherschen Straße wird mit Beschluss des Verwaltungsstandpunktes eingeplant. Es wird jedoch betont, dass das Vorhaben Planungs- und Finanzkapazitäten bindet und andere prioritäre Maßnahmen in der Umsetzung der Mobilitätsstrategie verschiebt. In der Prioritätenliste des Verkehrs- und Tiefbauamtes befinden sich derzeit 83 LSA-Projekte in Bearbeitung, 37 Projekte warten auf einen Projektstart und im Zuge der Beschlussfassung des Lärmaktionsplans sind weitere 72 LSA zu prüfen und zu bearbeiten“, liest man da.

Was zumindest darauf hindeutet, dass Leipzig schon seit Jahren mit viel zu wenig Mitteln im Straßenbau auskommen muss. Das darf man dann ruhig Unterfinanzierung nennen.

„Fußgängerinnen und Fußgänger pendeln regelmäßig zwischen den Geschäften. Wer von der Haltestelle Markranstädter Straße die Zschochersche Straße überqueren will, muss dreihundert Meter bis zur nächsten Ampel laufen, die Straße dort überqueren und dreihundert Meter zurücklaufen. Die Alternative ist, die Straße mit fahrenden Autos zu überqueren. Natürlich ist das gefährlich und natürlich soll man das nicht machen. Aber dann muss auch eine Ampel her“, beschreibt Sascha Matzke das Problem.

Umsetzung bitte schon 2023!

Und seine Fraktion sah auch nicht ein, warum man nicht ganz konkret die Aufstellung so einer Ampel beschließen sollte. Weshalb die Fraktion ihren Antrag nach Eingang der Stellungnahme der Stadt noch einmal umformulierte und ganz konkret forderte:

„Auf der Zschocherschen Straße wird für den Zeitraum bis zur Realisierung der Komplexmaßnahme Zschochersche Straße eine interimistische Fußgängersignalanlage auf Höhe der LVB Haltestelle Markranstädter Straße eingerichtet. Über den Vollzug wird dem FA Stadtentwicklung und Bau und dem SBB Südwest bis zum 30. Juni 2023 berichtet.“

„Die Verkehrslage auf der Zschocherschen Straße ist unübersichtlich. Es klafft eine knapp einen Kilometer lange Lücke zwischen zwei Ampeln. Diese Entfernung ist zu groß. Im Berufsverkehr ist es so gut wie unmöglich, die Straße zu überqueren, und eben auch sehr gefährlich. Mit einem Kinderwagen oder für jüngere Kinder wird es schnell lebensgefährlich“, begründet Sascha Matzke (FDP) den dringenden Bedarf.

Dazu kommt: In dem Bereich zwischen den Ampeln an der Schmiedstraße und der Limburger Straße befinden sich Geschäfte, ein Supermarkt, ein Fitnessstudio, ein Kindergarten und viele neue Wohnungen.

Da gibt es eigentlich keine gute Ausrede, bis 2027 mit dem Aufbau einer Ampel zu warten.

Und so stellte Sascha Matzke in der Ratsversammlung am 9. November auch nicht den letztlich doch ausweichenden Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung, sondern den geänderten Antrag der Freibeuter.

Mit einem eindeutigen Ergebnis: Bis auf sieben Stadträte stimmte die Ratsversammlung für den Freibeuterantrag. Bis zum Juni 2023 sollte jetzt also in dem gefährlichen Abschnitt der Zschocherschen Straße eine Interimsampel aufgebaut werden.

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An der Kreuzung mit der Limburger Straße existiert an sich auch keine Ampel. Die wird nur bei Umleitungen wegen Baustellen aufgestellt bzw. aktiviert.

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