Das Thema bewegt die Stadtgesellschaft, seit bekannt wurde, dass RB Leipzig den jetzigen Standort der Kleinmesse am Cottaweg gern als Erweiterung für sein Trainingsgelände haben möchte. Was aber nur funktioniert, wenn die Stadt für die Kleinmesse einen neuen Standort findet. Damit beschäftigte sich im März und April auch schon der Grundstücksverkehrsausschuss. Die Standortsuche hat tatsächlich schon begonnen und 23 Plätze wurden schon einmal in die engere Wahl gezogen. Aber öffentlich werden sie noch nicht. Daran änderte auch die Nachfrage von Linke-Stadtrat Volker Külow in der Ratsversammlung am 21. Mai nichts.

Im Grundstücksverkehrsausschuss wurden die möglichen Ausweichstandorte schon benannt. Aber Volker Külow ist nicht Mitglied dieses Ausschusses, hat das Thema Kleinmesse aber auf seine Fahnen geschrieben. Also versuchte die Linksfraktion mit ihrer Anfrage, die Decke ein wenig zu lüften.

Denn natürlich sorgt das öffentliche Schweigen für Verunsicherung, gerade weil auch im Stadtrat ja intensiv über den Erbbaurechtsvertrag für RB Leipzig auf dem Festgelände am Cottaweg diskutiert wurde, der dann am 21. Mai mit einer wichtigen Änderung auch so genehmigt wurde, die die Linksfraktion eingebracht hatte: kein Vertrag ohne gefundenen neuen Standort für die Kleinmesse.

Aber um wenigstens einen Zipfel der Decke zu lüften, fragte die Linksfraktion: „Wie stellt sich der aktuelle Stand bei der Suche nach einem neuen Standort dar? Wie viele Vorschläge gab es ursprünglich und welche Standorte wurden bisher mit welchem Ergebnis geprüft?“

Und weil man im Liegenschaftsamt wusste, dass die Linksfraktion hier nur zu gern Öffentlichkeit hergestellt hätte, wo man erst einmal nur aus guten Gründen ohne Öffentlichkeit unterwegs ist, antwortete das Liegenschaftsamt: „Der aktuelle Sachstand zur Standortsuche wurde erschöpfend im nichtöffentlichen Teil der Sitzungen des Grundstücksverkehrsausschusses vom 24.03.2025 und vom 07.04.2025 dargestellt. Vom Maklerunternehmen, das seitens RB Leipzig mit dem Suchverfahren beauftragt ist, wurde eine Vorschlagsliste mit insgesamt 23 möglichen Grundstücken bzw. Standorten in privatem Eigentum erstellt.

Diese wurden fachlich geprüft und eine weiter zu verfolgende Auswahl an Potenzialflächen getroffen. Aus Gründen der Vertraulichkeit und der laufenden Verhandlungsführung können weitere Angaben zu diesem Zeitpunkt nicht öffentlich gemacht werden.“

Natürlich wollt Volker Külow wissen, ob der Leipziger Schaustellerverein e.V. in den Suchprozess einbezogen wird. In der Antwort des Liegenschaftsamtes hieß es: „Bei der Erstellung des Anforderungskatalogs an einen zentralen, städtischen Festplatz wurden die Bedarfe des Leipziger Schaustellervereins berücksichtigt.“

Und Bürgermeister Thomas Dienberg erklärte auch in der Ratsversammlung noch einmal, dass eine Einbeziehung des Schaustellervereins in dieser Phase noch keinen Sinn ergäbe. Das wäre erst der Fall, wenn tatsächlich ein möglicher Standort gefunden wäre. Dann würde der Schaustellerverein mit seiner Fachkompetenz auch in die Konzeption des neuen Kleinmesseplatzes einbezogen.

Auf keinen Fall Alte Messe und Küchenholz

Aber die Linksfraktion wollte die Diskussion über mögliche Standorte für die Kleinmesse trotzdem schon mal aufweiten und nannte gleich zwei Orte, die aus ihrer Sicht für ein neues Festgelände geprüft werden könnten: „Werden auch weitere, konkret am Gewerbegebiet Alte Messe oder der Volkspark Kleinzschocher (Küchenholz) mit einbezogen? Auf letzterem wurden in den 1970er und 1980er Jahren im Frühjahr und Herbst vor und nach der Kleinmesse regelmäßig mehrwöchige Volksfeste in der Dimension der heutigen Kleinmesse durchgeführt.“

Aber beide genannten Standorte kommen aus völlig unterschiedlichen Gründen nicht infrage, erklärte das Liegenschaftsamt: „Eine potenzielle Ansiedlung der Kleinmesse auf dem Areal der Alten Messe wurde unter anderem im Zusammenhang mit der Machbarkeitsuntersuchung zum Wilhelm-Külz-Park geprüft und verworfen. Die weitere Entwicklung der Alten Messe zu einem integrierten Wissenschafts- und Gewerbestandort ist mit der Ansiedlung eines zentralen Festplatzes nicht vereinbar.

Im Unterschied zum Wilhelm-Külz-Park liegt der Volkspark Kleinzschocher mitsamt der Küchenholz-Veranstaltungsfläche im Landschaftsschutzgebiet ‚Leipziger Auwald‘ im europäischen Vogelschutzgebiet ‘Leipziger Auwald’ und teilweise im FFH-Gebiet ‚Leipziger Auensystem‘. Außerdem stehen große Teile der Wiesenflächen und Auwaldbereiche des Parkgeländes unter gesetzlichem Biotopschutz. Diese Schutzgebietsausweisung sprechen gegen eine Nutzung des Volkspark Kleinzschocher als Ersatzfläche für den Cottaweg.

Der Volkspark Kleinzschocher steht zudem gem. § 2 Sächsisches Denkmalschutzgesetz als Kulturdenkmal mit dem Ausweisungsmerkmal Gartendenkmal unter Schutz. Auf der ausgewiesenen Veranstaltungsfläche können jährlich maximal 3 kleine Veranstaltungen oder Konzerte auf Kleinbühnen bei Einhaltung der regulären Immissionsrichtwerte der Freizeitlärmrichtlinie, als seltene Ereignisse nur bei Veranstaltungen parallel zu Schulzeiten (davon im August: maximal 2, davon 1 am Abend; im September: maximal 1) stattfinden. Als Standort für die Kleinmesse ist die Fläche somit ungeeignet.“

Das Thema wird also weiter nichtöffentlich behandelt, eben auch weil einige der untersuchten Grundstücke in Privatbesitz sind. Zumindest aber macht die Anfrage deutlich, dass die Stadt die Suche nach einem Ersatzstandort für die Kleinmesse aufgenommen hat. Ob der schnell gefunden werden kann, ist freilich völlig offen.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar