Nicht alle Leipziger Stadtplaner schaffen es, dass am Ende ihrer Laufbahn ein Platz in Leipzig an ihr Wirken erinnert. Aber einer hat es jetzt geschafft, nachdem sich der Stadtbezirksbeirat West dafür ins Zeug gelegt hat. Der Leipziger Stadtrat hat in seiner Ratsversammlung am 24. September den Beschluss gefasst, im Juni nächsten Jahres im Rahmen des 50. Stadtteilgeburtstags von Grünau den namenlosen Platz vor dem PEP-Center dem Architekten Horst Siegel zu widmen.
Die Stadträt/-innen folgten damit einem Antrag des Stadtbezirksbeirats West, den dieser in seiner Versammlung am 2. Juni dieses Jahres auf den Weg brachte. Zwar fand aus dem Stadtbezirksbeirat niemand Zeit, den eigenen Antrag am 24. September in der Ratsversammlung zu begründen. Aber das übernahm dann SPD-Stadtrat Andreas Geisler.
Der bis jetzt namenlose Platz vor dem PEP-Center ist sogar direkt mit dem Wirken von Horst Siegel verbunden.
Horst Siegel (1934–2020) und Grünau
Horst Siegel wurde am 4. Mai 1934 in Lampersdorf/Lampertice, ehem. Tschechoslowakei (heute Tschechien), geboren und war als Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer tätig. In den Jahren 1967 bis 1985 war er Chefarchitekt der Stadt Leipzig und Leiter des von ihm gegründeten städtischen Planungs- und Architekturbüros.
In dieser Zeit war er für den Generalbebauungsplan der Stadt Leipzig verantwortlich und u. a. am neuen Gewandhaus, ehemaligen Universitätshochhaus, Wintergartenhochhaus, neuen Stadtteil Grünau und Wohngebiet Paunsdorf beteiligt. Horst Siegel verstarb am 17. September 2020 in Weimar.
Im Antrag des Stadtbezirksbeirats West heißt es dazu: „Ende der 60er-Jahre bestand in Leipzig die Notwendigkeit, mehr Wohnraum zu schaffen. So begannen 1970 die Planungen für das Neubaugebiet Grünau am westlichen Stadtrand von Leipzig, dem bis dahin größten Bauvorhaben der Stadt. Im Mai 1973 erfolgte die Ausschreibung des Bauvorhabens in Form eines Architekturwettbewerbs. Die städtebauliche Gesamtplanung für den neuen Stadtteil lag in den Händen von Leipziger Architekten und Ingenieuren unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Horst Siegel. Am 01.06.1976 wurde feierlich die Grundsteinlegung vollzogen.
Grünau unterscheidet sich von anderen Leipziger Stadtteilen nicht nur darin, dass es eine Großwohnsiedlung ist. Gegen manches Vorurteil hat sich hier in den vergangenen Jahren viel verändert. Grünau ist ein grüner Stadtteil, der mit dem attraktiven Naherholungsgebiet Kulkwitzer See verbunden ist. Mit dem Einkaufszentrum PeP (1995) und dem Allee-Center (1996) erhielt der Stadtteil das bis dahin fehlende Zentrum.
Diese Fußgängerzone zwischen Allee-Center und PeP soll im Zuge des Stadtplatzprogramms 2030+ (VII-DS-07999-NF-01) aufgewertet werden. Das Areal wird dort mangels eines echten Namens als ‘Vorplatz ‚Einkaufskomplex PeP‘’ geführt.
Die Namensgebung dieses Platzes wird die Orientierung vor allem für Besucher, Kunden und Gäste verbessern. Aber sie stiftet auch Identität für die Bewohnerinnen und Bewohner. Horst Siegel (*1934; †2020) war Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer. Horst Siegel und sein Team – das dem Rat der Stadt unterstehende Büro des Chefarchitekten – erarbeiteten vor allem die Generalbebauungspläne der Stadt und Stadtregion Leipzig. Damit war er unter anderem auch am neuen Leipziger Stadtteil Grünau als führender Architekt beteiligt.“
Benennung 2026
Der Quartiersplatz am PEP-Center, der heute Teil der Stuttgarter Allee und eine belebte Fußgängerzone ist, soll im Rahmen des Stadtplatzprogramms 2030+ im zweiten Maßnahmenpaket neu gestaltet werden. Das Amt für Statistik und Wahlen hatte den Antrag positiv aufgenommen und eine Benennung des Platzes für den 1. Juni 2026 in Aussicht gestellt.
Mit der Folge, dass Geisler auch den Ursprungsantrag aus dem Stadtbezirksbeirat West zur Abstimmung stellen konnte, der dann am 24. September auch eine klare Zustimmung der Ratsmehrheit bekam.
Und im Stadtbezirksbeirat West freute man sich natürlich über diese Entscheidung. Ariane Zimmer, Stadtbezirksbeirätin für die SPD in Grünau, sagte nach der Abstimmung: „Ich freue mich, dass der Stadtrat dem Anliegen des Stadtbezirksbeirats West gefolgt ist, und Horst Siegel für sein Wirken in Leipzig auf diese Weise posthum Anerkennung in Grünau gezollt wird.“
Zimmer hatte die Idee der Grünauer SPD in den SBB West eingebracht. „Trotz mancher Herausforderungen in unserem Stadtteil fühlen sich viele Anwohnerinnen und Anwohner ihrem Grünau verbunden, schätzen das Grün und die gute Infrastruktur zwischen Kulkwitzer See und Robert-Koch-Park. All das entstand durch die Planungen von Horst Siegel und seinem Team.
Der 50. Stadtteilgeburtstag im Sommer 2026 ist ein würdiger Anlass, dem noch namenlosen Platz im Herzen von Grünau einen ansprechenden und identitätsstiftenden Namen zu geben.“
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:















Keine Kommentare bisher
Stimmt es, lieber Autor, daß Horst Siegel Mitverantwortung dafür trägt, daß der Neue Johannesfriedhof, an den kaum noch was in seiner heutigen Gestalt (Friedenspark) erinnert, im Grunde barbarisch von so vielen Grabmalen wesentlicher Leipziger Vorfahren beräumt worden ist? https://de.m.wikipedia.org/wiki/Friedenspark_(Leipzig)#Geschichte