Am Wochenende veröffentlichte nicht nur NuKLA e.V. seine Sicht auf das, was derzeit wieder im Leipziger Auenwald, insbesondere im Waldgebiet an der Friesenstraße passiert. Der Ökolöwe veröffentlichte parallel seine neue „Löwenpost“, mit der der Umweltbund über seine Aktivitäten berichtet. Diesmal war auch der Auenwald Thema. Aus Sicht des Ökolöwen gab es diesmal ein paar „Lichtblicke im Auwald“.

Mit Lichtblicke bezeichnet der Ökolöwe die Zugeständnisse, die sich Leipzigs Stadtverwaltung im Zusammenhang mit dem im Oktober beschlossenen Forstwirtschaftsplan hat abringen lassen.

Tatsächlich lässt Friederike Lägel vom Ökolöwen keinen Zweifel daran, dass auch das nur ein Herumdoktern an Symptomen ist. Denn das eigentliche Problem des Auenwaldes ist Leipzigs Umweltdezernat nicht bereit anzupacken. Man jammert zwar gern, dass der Auwald kein Wasser bekommt. Aber alle Maßnahmen, die die Verwaltung in Bezug auf den Auenwald anpackt, sorgen eher dafür, dass gar nichts gelöst wird und der Wald nie wieder an seine natürlichen Bewässerungssysteme angeschlossen wird.

Friedrike Lägel beschreibt das ungelöste Dilemma so: „Die Leipziger Auenlandschaft – eine schwerkranke Patientin und der Krankheitsgrund ist klar: Schon viel zu lang ist sie von Fließgewässern abgeschnitten. Auentypische, periodisch wechselnde Wasserstände sind ihr verwehrt. Die Folge: Mit dem Austrocknen der Aue verlieren Pflanzen und Tiere ihren typischen Lebensraum. Da Wasser fehlt, muss Erste Hilfe erfolgen. Forstmaßnahmen stellen dabei eine Art Symptombehandlung dar. In Ansätzen kann so der Charakter des geschützten Auwaldes erhalten und gefördert werden.“

Die Zeit des Fingerzeigens auf andere ist übrigens vorbei. Es ist die Stadt Leipzig selbst, die seit 2003 daran arbeitet, den trockenen Zustand der Aue zu zementieren. Es sind verantwortliche Amtsträger, die jede auch noch so vorsichtige Wiedervernässung der Aue verhindern. Zuletzt erlebt am Desaster um die geplanten Eisenbahnbrücken durch die Elsteraue. Mit ihrer Weigerung, über lichtere Brücken überhaupt nur nachzudenken, hat die Stadt der Wasserversorgung der Burgaue endgültig den Pfad angeschnitten.

Aber welche Möglichkeiten hat ein Umweltbund, die Unwilligkeit einer Verwaltung irgendwie zu reparieren?

Nicht viele.

Der trocken liegende Wald in der Burgaue. Foto: Ralf Julke
Der trockenliegende Wald in der Burgaue. Foto: Ralf Julke

Der nun erstmals vom Stadtrat beschlossene Forstwirtschaftsplan gab dem Ökolöwen zumindest die Möglichkeit, einige Forderungen zum Umgang mit dem Wald anzumelden.

„Wir Ökolöwen haben fachlich Stellung zum Leipziger Forstwirtschaftsplan bezogen. Unser Ziel: Lebensstätten geschützter Tiere wirksam schützen und Forstarbeiten naturschutzfachlich gestalten“, so Friederike Lägel.

„Dafür haben wir klare Kriterien formuliert: Alle Biotop- und Starkbäume bleiben erhalten. So werden die Nahrungsgebiete und Lebensstätten von geschützten Tieren wie Mittelspecht, Mopsfledermaus und Eremit gesichert. Vollständige Kartierungen der betreffenden Waldbereiche sind Grundlage für Forstmaßnahmen, bei denen der Erhalt und die Förderung von Lebensstätten für geschützte Arten über forstlichem Interesse steht.

Naturschutzfachliche Prüfung. Bei dieser Verträglichkeitsprüfung wird beurteilt, ob geplante Forstmaßnahmen zu erheblichen Beeinträchtigungen der schützenswerten Lebensräume und darin lebender Arten führen können. Falls ja, sind die Maßnahmen hinfällig.

Ökologische Forstbegleitung. Sachverständige kontrollieren Bäume direkt vor der Fällung. So sinkt das Risiko, unentdeckte Lebensstätten zu zerstören oder Tiere zu schädigen.

Verkehrssicherung in abgestufter Form. An Hauptverkehrswegen gilt weiterhin Verkehrssicherungspflicht. An Nebenwegen dürfen hingegen nur dann Bäume vorsorglich gefällt oder Äste abgesägt werden, wenn eine Gefahr von ihnen ausgeht. Forstmaßnahmen müssen künftig diesen Kriterien entsprechen. Das ist ein Schritt zu mehr Naturschutz im Leipziger Auwald.“

Aber dann kommt sie noch einmal auf den Punkt, den Leipzigs Verwaltung konsequent verweigert und trotz vollmundiger Forderungen nicht einmal geneigt ist, anzupacken: „Das wichtige Thema ‚Revitalisierung der Aue‘ ist aber weiterhin offen.“

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Es gibt 4 Kommentare

Nun Frank, der Fehler der Naturschutzverbände, mit der Ausnahme von NuKLA, besteht genau darin, das bestehende System weiter zu unterstützen und damit zu stützen.
Es helfen keine vergifteten Pflaster. Es sei denn, die Pflaster dienen nicht dem Auwald sondern der eigenen Finanzierung.
“Denen da oben” die einzige Schuld in die Schuhe zu schieben, ist einfach zu billig, wenn man selber mitmacht. Und genau das scheint zu passieren.

“Es ist die Stadt Leipzig selbst, die seit 2003 daran arbeitet, den trockenen Zustand der Aue zu zementieren. Es sind verantwortliche Amtsträger, die jede auch noch so vorsichtige Wiedervernässung der Aue verhindern.” Im Zitat aus dem obigen Artikel steht “verantwortliche Amtsträger”. Die Fehler der “Naturschutz-Verbände” finden hilft nicht weiter. Die Amtsträger sollten umgestimmt und in veranlasst werden positiv für alle Bürger UND die Natur zu handeln.

Aha, vor Jahren trötete der Öklöwe noch: Der Auwald braucht Wasser – keine Kettensäge.
Wobei, da war der Gegner die LTV, nicht die Stadt Leipzig.

Mit der scheint man inzwischen fest verbunden. Denn nun braucht der Auwald angeblich zwar immer noch Wasser, die Kettensäge aber auch. Quasi als Pflaster. Ein schönes Bild. Vor allem aber ein schräges Bild. So schräg wie ein schiefer Schnitt in den Wald.
Und so schräg, wie die verlinkte Seite des Ökolöwen. Die man man erst lesen kann, wenn das Spenden-Werbebanner weggedrückt ist. Auf der sinnigerweise auch eine Erklärung darauf fehlt, daß der Ökolöwe doch der Rodung alter Eichen und Eschen zustimmt. Gefällt wurden inzwischen nämlich auch alte Bäume, die, wie Beweise wohl zeigen, Quartiersbäume für streng geschützte Arten sind.

Das wirft doch verschiedene Fragen auf. Zum Beispiel nach der mit der Stadt Leipzig abgeschlossenen Vereinbarung. Die fehlt auf der Website des Ökolöwen immer noch. Großes Rätselraten über den Inhalt.
Fragen danach, wer vorher festgelegt hat, welche Bäume nach welchen Prämissen gefällt werden und nach der “ökologischen” Forstbegleitung.
Ebenso großes Rätselraten darüber, daß und warum die Stadt, um genau zu sein, Rosenthal mit zumindest der Billigung des OBM Jung, Vereinbarungen mit einem wohl nicht anerkannten Naturschutzverein (dem Ökolöwen) über Pflegemaßnahmen im Auwald abschließt. Liegt (auch) hierin der Grund, warum Rosenthal den Rathausangestellten untersagt hat, am Internationalen Auwaldsymposium in Leipzig teilzunehmen? Dem der Ökolöwe ebenso fern geblieben ist? Die fachliche Auseinandersetzung scheuend?
Allerdings, daß Rosenthal und Jung, willkürliche Entscheidungen treffen, ist am Beispiel des Pleißemühlgrabens überdeutlich geworden. Warum nicht auch hier?

Das Pflaster ist jedoch vergiftet. Passiert halt, wenn mit der Kettensäge geschnitten. Es hilft dem Auwald nicht das Geringste. Es hilft lediglich Rosenthal und Jung, die einen vermeintlichen Unterstützer gefunden haben. Und es hilft dem Ökolöwen. Die Vereinbarungen mit der Stadt haben vermutlich einen finanziellen Teil. Mittelbar oder unmittelbar.
Wenn der Auwald kein Wasser bekommt (und das wird er mit dieser Sägeaktion sicher nicht bekommen, weil der Status quo zementiert wird, was alle Beteiligten wissen), ist es sinnvoller, gar nichts zu machen, statt zu sägen.
Da es vermutlich aber gar nicht um den Auwald geht, wird gesägt.

völlig richtig, was hier zur Verhinderung von Überflutungsdynamik im Leipziger Auwald geschrieben steht.

Aber was der Ökolöwe jetzt Stadtforsten “abgerungen” haben möchte, bleibt weiterhin völlig unklar. Die angebliche “Vereinbarung” schlummert ja bekanntlich in den Schubladen von Stadtforsten und Ökolöwe (falls es sie überhaupt gibt, was zu bezweifeln ist).

Die Aussage zu den Forstmaßnahmen als “Symptombehandlung” greift natürlich viel zu kurz. Die richtige Forderung wäre eine WaldPFLEGE (statt WIRTSCHAFT), die höchstens eine zukünftige eigendynamische Entwicklung unterstützen sollte (zukünftige Ãœberflutungen fordernd und einbeziehend in die Planung). Monotone Eichenplantagen in Reih und Glied gepflanzt in sog. Femellöchern gehören sicherlich nicht hierzu. Aber so konkret will der Ökolöwe dann wohl nicht fordern…

Dies zeigt sich dann auch in der völlig unkonkret formulierten Zielvorstellung “Lebensstätten geschützter Tiere wirksam schützen und Forstarbeiten naturschutzfachlich gestalten”. Banaler kann man eine Formulierung gar nicht wählen. Auch die angeblich klaren Kriterien sind genau eines nicht, nämlich klar. Und statt wenigstens eine FFH-Verträglichkeitsprüfung zu fordern, schreibt man lieber diffus von einer naturschutzfachlichen Prüfung. Aber was soll das dann genau sein?

“Sachverständige kontrollieren Bäume vor der Fällung”, so schreibt der Ökolöwe. Das war ausgehandelt? Im Wald zeigt sich ja genau das Gegenteil (s. Position 1). Höhlenbäume und sogar ein Starkbaum wurden an der Friesenstraße gefällt. §-Zeichen werden mit blauer Farbe durchgestrichen. Ist das mit der Fällkontrolle gemeint? Wer ist hierfür eigentlich verantwortlich? Warum geht ein Ökolöwe mit dem Förster durch das Waldgebiet der Nonne und hilft anscheinend beim Markieren von Bäumen, die gefällt werden sollen (rote Striche)?

Transparent ist wahrlich anders! Aber vielleicht soll das ganze auch möglichst intransparent bleiben, denn man ist ja Freund des Stadtwaldes. Außerdem würde das ansonsten früheren Positionen der vollumfänglichen Zustimmung zu arg wiedersprechen.

Und leider beschleicht einen die Vermutung, dass der Ökolöwe eher nur Angst hat, dass er irgenwann dumm aus der Wäsche schaut, wenn gerichtlicherseits die forstlichen Maßnahmen für nicht FFH-verträglich erklärt werden. Das stünde einem Naturschutzverband dann nicht so gut zu Gesichte. Von Nukla wurde er schon lange meilenweit überholt, und auch der Arbeitskreis Umwelt der Grünen war bereits viel kritischer und fachlich fundierter als der Ökolöwe.

Den “Schritt zu mehr Naturschutz im Leipziger Auwald” will sich der Ökolöwe zwar gerne andichten, unternommen haben ihn aber eindeutig andere (s. Position 1)!

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