Die ersten Schwalben sind aus ihren Winterquartieren nach Sachsen zurückgekehrt. Schon am 16. März wurde auf der Plattform www.ornitho.de die Erstbeobachtung einer Rauchschwalbe aus Knautnaundorf, einem Stadtteil von Leipzig, gemeldet. Am 24. März konnten auch an der Elbe zwischen der Fähre Dresden Niederpoyritz – Laubegast und Blauem Wunder zwei Rauchschwalben gesichtet werden.

Vor zwei Jahren hatte der NABU die Fähre mit der Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ ausgezeichnet, weil Rauchschwalben unter dem Fähranleger ungestört ihre Nester bauen dürfen. Ebenfalls online wurden Erstankömmlinge der Mehlschwalben gemeldet: am 2. April eine Mehlschwalbe im Naturschutzgebiet „Neuteich Niederau“ im Landkreis Meißen und am 3. April zwei Mehlschwalben in der Fischeraue Torgau. Die Uferschwalben lassen jedoch noch auf sich warten, sie sind bisher erst in einigen westlichen Bundesländern angekommen.

Die Schwalbenbestände in Sachsen nehmen immer mehr ab

„Die Bestände von Mehl- und Rauchschwalben nahmen in den zurückliegenden Jahrzehnten stetig ab. Das beobachten wir mit großer Sorge“, sagt Ina Ebert vom NABU Sachsen. Laut der letzten im Atlas der Brutvögel Sachsen veröffentlichten Daten gab es zwischen 1978 und 1982 noch 50.000 bis 150.000 Brutpaare der Mehlschwalbe, von 2004 und 2007 dagegen nur 35.000 bis 70.000. Bei den Rauchschwalben sieht es noch schlechter aus: 1978 bis 1982 waren es 50.000 bis 150.000, in den Jahren von 2004 bis 2007 nur noch zwischen 35.000 und 60.000 Brutpaare.

„Die Ursachen sind bekannt“, erklärt Ebert, „Mangel an geeigneten Nistplätzen, feuchtem Lehm zum Nestbau und ausreichend Insekten, aber auch an Kenntnissen über Schutzmöglichkeiten und Akzeptanz für ihre Anwesenheit.“

Deshalb startete der NABU Sachsen mit Unterstützung der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt im Sommer 2016 das Projekt „Schwalben willkommen“. Seitdem haben NABU-Mitglieder erfolgreich sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet, bei der Montage von Kunstnestern und Kotbrettchen geholfen, Jungvögel gerettet, Sanierungsmaßnahmen begleitet und besondere Schutzbemühungen mit der Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ geehrt.

„In ganz Sachsen zeugen die Plaketten an Privathäusern, Pferdehöfen, Ställen, Kindertagesstätten, Hotels, Naturschutzstationen, Gaststätten, Tankstellen, Landwirtschaftsbetrieben, Schäfereien oder Wohnungsbaugenossenschaften von der Akzeptanz und dem Engagement für Schwalben“, so Ina Ebert.

Bereits über 650 Plaketten für Schutzmaßnahmen vergeben

Bis zum Frühjahr 2020 meldeten sich mehr als 650 sächsische Schwalbenfreundinnen und Schwalbenfreunde beim NABU. Viele unterstützen „ihre“ Schwalben mit der Bereitstellung von feuchtem Lehm als Baumaterial, manche nutzen Anleitungen des NABU und bauen perfekte Kunstnester oder Kotbrettchen – alle eint die Freude an der Anwesenheit der Schwalben. Durch das Projekt erhält der NABU Sachsen Kenntnis über Vorkommen, Bruterfolge, Initiativen oder wo dringend Handlungsbedarf besteht und nutzt diese für seine Arbeit zum Schutz der Schwalben.

Schwalbenfreundinnen und Schwalbenfreunde sind weiterhin aufgerufen, den NABU Sachsen mit Infos zu „ihren“ Schwalben zu unterstützen und sich für die Auszeichnung mit der Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ zu bewerben. Jeder Ausgezeichnete erhält außerdem eine Urkunde und eine Schwalbenmappe. Darin enthalten sind umfangreiche Tipps über unsere drei heimischen Schwalbenarten, praktische Anleitungen zum Bau von Kunstnestern, Nistsimsen, Kotbrettchen und zur Anlage von Lehmpfützen, Wissenswertes über den gesetzlichen Schutz, ein Schwalbenmemo und ein Schwalbenquiz sowie ein Poster mit Aktionstipps.

Weitere Infos unter: www.schwalben.NABU-Sachsen.de

Wie das Jahr der Schwalben aussieht kann man hier in einer Grafik des NABU Sachsen sehen.

Aber auch die jährlichen Vogelzählungen zeigen, dass die Abnahme der Schwalbenbestände nach 2007 weiterging. Nach der „Stunde der Gartenvögel“ im Frühjahr 2019 konnte der NABU wieder nur schlechte Nachrichten zu Mauersegler und Mehlschwalbe vermelden, die mit minus 46 bzw. 22 Prozent im Vergleich zur Zählung des Vorjahrs historisch schlechte Ergebnisse erzielten.

„Die Zahlen für diese beiden Arten sind katastrophal“, erklärte damals NABU-Vogelschutzexperte Marius Adrion. „Aufgrund der Wetterlage mit Kaltluft aus dem Norden verzögert sich offenbar die Ankunft eines Teils der Mauersegler und Mehlschwalben.“ Die diesjährigen Ergebnisse würden sich jedoch in eine Reihe abnehmender Zahlen aus den Vorjahren fügen. „Das Fehlen der Fluginsektennahrung und das Verschwinden von Brutnischen an Gebäuden sind wahrscheinlich die Ursachen.“

Bei Sachsenobst sind Schwalben willkommen: NABU Sachsen würdigt Engagement für die beliebten Sommerboten

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