Es ist nicht nur der Umgang mit den Aktivisten von „Letzte Generation“, bei dem die deutsche Politik eine völlig unangemessene Härte und Kriminalisierung entwickelt. Ganz ähnlich reagiert sie auch gegen die Proteste, mit denen Klimaaktivisten das Dorf Lützerath retten wollen. In beiden Fällen ist es die staatliche Politik selbst, die die Sache eskaliert. Aus Sicht der Psychologists & Psychotherapists for Future ein Unding. Und dem Problem völlig unangemessen.

In einer Pressemitteilung formulieren die Psychologists & Psychotherapists for Future (Psy4F) ihre Kritik an dieser Eskalation einer „staatlichen Exekutive, die entgegen der im Grundgesetz verankerten Verpflichtung zum Gemeinwohl privatwirtschaftliche Interessen durchboxt“, und fordern ein Moratorium bei der Räumung der Ortschaft.

Die Mitteilung von Psy4F

Lützerath: „Gesundheit braucht Zukunft“

Anlässlich der beunruhigenden Bilder aus dem Dorf Lützerath rufen die Psychologists & Psychotherapists for Future (Psy4F) zu einer Deeskalation und einem Moratorium hinsichtlich der Räumung der Ortschaft und des Protestcamps auf. Die Psy4F sehen in diesem Konflikt ein aktuelles Beispiel einer fatalen Spaltung: zwischen Menschen, die sich für den Erhalt der Lebensgrundlagen einsetzen, und einer aufgerüsteten staatlichen Exekutive, die entgegen der im Grundgesetz verankerten Verpflichtung zum Gemeinwohl privatwirtschaftliche Interessen durchboxt.

Wird das Kohlefeld unter Lützerath von RWE zur Energiegewinnung abgebaggert, wird Deutschland laut Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung seine Verpflichtungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens nicht mehr einhalten können. Die Kohle unter Lützerath ist darüber hinaus nach aktuellen Berechnungen nicht notwendig für die deutsche Energiesicherheit – es geht im aktuellen Konflikt also allein um den Profit eines privaten Unternehmens.

Die damit verbundenen, langfristigen Kosten trägt dagegen die gesamte Gesellschaft. Bei einem fossilen „Weiter so“ steht der Welt ein globaler Kollaps bevor, wie unter anderem die Abteilung für Risikoreduktion der Vereinten Nationen warnt. Die WHO spricht von der größten Gesundheitsbedrohung des Jahrhunderts. Und das Umweltbundesamt prognostiziert starke Risiken für sämtliche menschliche Lebensbereiche.

Gemeinwohl und Umweltschutz sollen im Vordergrund stehen

Der Staat hat den Schutz von Menschenleben und Gesundheit zu garantieren. Das Gemeinwohl und damit auch der Umweltschutz sind ein grundgesetzlich garantiertes Staatsziel. Das betrifft auch zukünftige Generationen.
„Wir alle möchten gesund und sicher leben! Der berechtigten Sorge der Menschen um die Zukunft kann nur mit radikalen, wissenschaftsbasierten Maßnahmen wirksam begegnet werden – nicht mit Radikalisierung von Sprache und Kriminalisierung von Klimaschutz“, sagt Georg Adelmann, Diplom-Psychologe und Vorstandsmitglied der Psy4F.

Vor diesem Hintergrund fordern die Psy4F, die Zeit eines Moratoriums auch dafür zu nutzen, die Räumung und Abbaggerung von Lützerath daraufhin zu prüfen, ob sie mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Zudem sollte die Auseinandersetzung wieder auf sachliche und wissenschaftsbasierte Füße gestellt werden. Die Psy4F stehen für Gespräche mit allen Beteiligten bereit.

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Ist immer so wenn der Staat sein Gewaltmonopol gefährdet sieht und ist das nicht von den Grünen mitgetragen.

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