Es ist der erste Montag im neuen Jahr und wie viele andere müssen auch wir uns erstmal daran gewöhnen, jetzt 2023 anstatt 2022 zu schreiben … Was sich nicht verändert hat, ist der Montag als Demo-Tag: In den Abendstunden versammelten sich auch heute mehrere hundert Personen in der Leipziger Innenstadt, um zum einen ihrem Ärger über Corona-Maßnahmen, Teuerungen und den Umgang mit dem Ukraine-Krieg Luft zu machen, während andere wiederum konsequent dagegenhielten. Außerdem: Ab heute halten Leipzigs Straßenbahnen nur noch, wenn Bedarf angekündigt wird und Pittiplatsch gibt’s jetzt auch als Brause. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 2. Januar 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Energiesparen mit Bedarfshalt

Alle unter uns, die regelmäßig mit der Straßenbahn unterwegs sind, werden es auf dem Schirm gehabt haben, vielleicht hat aber der eine oder andere heute auch seine Haltestelle am Fenster vorbeirauschen sehen. Seit dem heutigen Montag gilt auch in Leipzigs Straßenbahnen: Wer aussteigen möchte, muss aufs Knöpfchen drücken. Die Straßenbahnen halten künftig nur noch, wenn Fahrgäste Bedarf anmelden.

Aber nicht nur fürs „Raus aus der Bahn“ gibt es neue Handlungsregeln. Auch das Reinkommen will gelernt sein: „Stell dich zum Einsteigen gut sichtbar an die Haltestelle. Versteck dich nicht im oder hinter dem Fahrgastunterstand oder gib dem Fahrer gegebenenfalls ein Handzeichen“, empfehlen die Leipziger Verkehrsbetriebe.

Durch die Bedarfshalte kann Energie eingespart werden. „Zum einen entfällt der Anfahrvorgang an der Haltestelle und wir können unnötiges Türöffnen vermeiden. Denn im Winter wird dadurch die Temperatur im Fahrzeug immer wieder abgesenkt und im Sommer können wir die niedrige Temperatur im Fahrzeug halten“, heißt es in der Meldung der LVB. Auch könne man den Verschleiß der Türen verringern. Perspektivisch könne auch die Geschwindigkeit der Bahnen erhöht werden.

Lützerath bleibt?

Die Räumung des Ortes Lützerath in Nordrhein-Westfalen zur Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler II, der vom Energiekonzern RWE betrieben wird, steht kurz bevor. Am heutigen Montag begannen die Vorbereitung für die Aktion, die seit einiger Zeit durch Klimaaktivist/-innen zu verhindern versucht wird.

Auf der Zufahrtsstraße zu dem Dorf positionierten sich Aktivist/-innen heute hinter einer brennenden Blockade, eine Person klebte sich mit der Hand auf die Straße, eine weitere Person positionierte sich in einem Hochstand. Im Rahmen der Aktion bzw. des Polizeieinsatzes soll es auch zu Zusammenstößen zwischen Aktivist/-innen und Polizist/-innen gekommen sein.

Auf Twitter schrieb der Account „Lützerath bleibt!“ im Original: „RWE hat angefangen die Infrastruktur für die Räumung aufzubauen. Das wird geschützt von den Cops. Dagegen gibt es heftigen Widerstand. Dabei wurde ein Aktivist/-in verletzt.“ Gleichzeitig war die Rede davon, dass beteiligte Aktivist/-innen unter anderem Flaschen auf Beamte geworfen hatten.

Lützerath soll zur Kohlegewinnung abgebaggert werden. In den Häusern, deren einstige Bewohner weggezogen sind, leben Aktivist/-innen, die seit einiger Zeit um den Ort kämpfen. Die Häuser allerdings gehören RWE. Erst vor einem Monat wurde beschlossen, den Ausstieg aus der Braunkohleförderung in Nordrhein-Westfalen auf 2030 vorzuziehen. Gleichzeitig wurde allerdings die Laufzeit von zwei Braunkohlekraftwerken, die Ende 2022 hätten stillgelegt werden sollen, bis März 2024 verlängert.

Und montäglich grüßt …

2022, 2023, alles egal – demonstriert wird natürlich auch im neuen Jahr. In inzwischen gewohnter Manier wurde auf von Querdenker/-innen und Anhänger/-innen rechter Gruppierungen genutzten Kanälen dazu aufgerufen, „für ein souveränes Deutschland“ auf die Straße und über den Leipziger Ring zu gehen.

Fanden die rechten Kundgebungen und Protestauftakte in den letzten Wochen des dahingeschiedenen Jahres stets am Simsonplatz vor dem Bundesverwaltungsgericht statt, wurde heute zur Kundgebung auf den Augustusplatz – zum einen direkt vor der Oper, zum anderen am Mendebrunnen – eingeladen. Die Forderungen waren keine neuen: Deutschland müsse raus aus der Nato und der EU, für Frieden, Freiheit und Souveränität.

Gegen die Veranstaltung bildete sich ebenso der organisierte Protest auf dem Augustusplatz. Unter dem Motto „Den Faschist/-innen das neue Jahr vermiesen!“ versammelten sich etwa 60 Personen auf dem Platz. Es ginge darum, „den Rechten zu zeigen, dass sie auch im neuen Jahr nicht ungestört ihre antisemitischen Verschwörungsideologien und rechte Hetze verbreiten können“, hieß es im Vorfeld zur Demonstration.

Der Platz rund um den Mendebrunnen war heute Abend ohnehin „gut besucht“. Um 20 Uhr startete das Konzert von Danger Dan im Gewandhaus, weshalb in den Stunden vor der Veranstaltung reger Betrieb herrschte. Das Konzert des Musikers, der auch Mitglied der Band Antilopen Gang ist, war ausverkauft. Gegen 19.30 Uhr ließ sich der Musiker draußen blicken, machte Fotos, unter anderem mit einer Aktivistin von Omas gegen Rechts, und sprach mit den Demonstrant/-innen des Gegenprotests.

Unsere Kolleg/-innen sind derzeit noch vor Ort und beobachten das dynamische Geschehen. Ein ausführlicherer Bericht folgt später hier auf der LZ.

Pittiplatsch-Brause, Parkstreifen und Schriftsteller/-innen in Krisengebieten

Worüber die LZ heute berichtet hat:

Die historischen Streifen in der Südvorstadt: Wie aus Grünanlagen einfach mal undefinierte Trennstreifen wurden

Was vom Jahre übrig blieb: Pittiplatsch-Fassbrause

2023, was kommt: Wohngeld für über 21.000 Leipziger Haushalte

Schriftsteller/-innen in Kriegsgebieten: #FreeAllWords-Autorin Kaciaryna Andrejeva

Jugendlicher tot aufgefunden und Lambrecht-Video

Was heute außerdem wichtig war: In Bad Lausick, nahe am Bahndamm, wurde am heutigen Vormittag eine Leiche gefunden. Ein Grundstückseigentümer hatte den leblosen Körper entdeckt und die Polizei alarmiert. Die Bahnstrecke zwischen Leipzig und Chemnitz musste wegen des Einsatzes für kurze Zeit gesperrt werden. Wie die Polizei am Nachmittag bekannt gab, handelte es sich bei dem Toten um einen 18-Jährigen aus Bad Lausick, der bereits seit dem 30. November vermisst wurde. Zuerst hatte die LVZ darüber berichtet.

Noch ein Blick über die lokalen Gefilde hinaus: Das Video, das Deutschlands Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) an Silvester veröffentlichte, sorgt auch zwei Tage nach Veröffentlichung für heftige Kritik. Unter anderem wird sie für ihre Wortwahl gerügt, nachdem sie im Zusammenhang mit dem Krieg in Europa davon gesprochen hatte, „ganz viele besondere Eindrücke“ gewonnen zu haben.

Unter anderem kommentierte der Ex-CDU-Vorsitzende und ehemalige Kanzlerkandidat Armin Laschet das Video: „Have they lost their mind in Berlin? Ist dem Bundeskanzler eigentlich die Wirkung Deutschlands in Europa und der Welt völlig egal?“

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